Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (45.1929-1930)

VIKTOR TISCHLER. RAGUSA

DER MALER VIKTOR TISCHLER

Viktor Tischler ist Wiener und seine Kunst
wurzelt tief in der musikalischen Atmosphäre
dieser Stadt; weder die Verlegung seines Wohn-
sitzes nach Paris, noch die beiden letzten auf
Reisen verbrachten Jahre haben den bald Vierzig-
jährigen aus der Verbundenheit mit der Heimat
lösen können. In Wien war er bekannt, bevor
er nach Paris übersiedelte, wo er bald aus der
kaum faßbaren Menge von Vialern auftauchte
als einer, der eigene Wege ging in der Hingabe
an die Natur, an das Erleben seiner Augen. So
wurden auch die Wanderjahre besonders frucht-
bar für ihn und die Bilder aus Italien, Dalma-
tien, Südfrankreich und Holland, die er in einer
Kollektivausstellung nach Paris und Amsterdam
jetzt in Berlin zeigt, sind in ihrer Reife Erfüllung,

nicht erst Hoffnung auf späteres Schaffen.
Tischlers Kunst, bisher in hohem Maße durch
die Farbe bezeichnet, bewegt sich hier in einer
Linie, auf der auch die Vedutenmalerei des
18. Jahrhunderts liegt: in seinen Hafenbildern,
in den Städten am Meer ist das kontrastreiche
Nebeneinander von Mauerwerk und Wasser,
Schiffen und Segeln, zu einer tonig gebundenen
Einheit verschmolzen. Mit ungemein starkem
Gefühl für die kubische Gestaltung, für das
„Wachstum" des Architektonischen sind die
Bauten hingestellt ; und ebenso stark gibt er den
Rhythmus im Gleiten eines Rootes, im Wehen
der W impel, in der Spannung der Segel im
AA inde. W ie sich heute noch bei ihm die Körper-
lichkeit der Dinge und der Raum im Stilleben

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