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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Antike Künstleranekdoten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0084

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ANTIKE KÜNSTLERANEKDOTEN

(Schluß von S. 51)

lassen, und auf die Frage des Feldherrn, ob er
sich denn nicht fürchte, erwiderte er, er wisse
wohl, daß Demetrius mit den Rhodiern, aber
nicht mit den Künsten Krieg führe.
Nach einem andern Bericht soll Protogenes
sieben Jahre an dem Bilde gearbeitet und in
dieser Zeit nur von der magersten Kost gelebt
haben, um seinen Geist frei zu erhalten: in drei-
facher Lage habe er die Farbe aufgetragen, um
seine Arbeit auch einer fernen Zeit zu erhalten.
Jalysos war als Jäger dargestellt: neben ihm
lief ein Hund, der dem Künstler besonders viel
Mühe machte. Es wollte ihm nicht gelingen,
den Schaum an dem Maule des Tieres naturge-
treu darzustellen: da schleuderte er endlich in

der Verzweiflung einen Schwamm gegen die
Stelle, und siehe, die Farbe blieb gerade am
richtigen Fleck kleben, und er sah plötzlich
vollendet, was ihm bei allem Fleiß nicht ge-
lungen war.

Apelles soll, als ihm das Bild gezeigt wurde,
lange in sprachlosem Erstaunen davor gestanden
und schließlich ausgerufen haben, es fehle ihm
bei aller Vollendung doch die Anmut, die seinen
Bildern eigen sei. Besäße er diese, so würde sein
Buhm den Himmel erreichen: aber die Arbeit
sei mit zu unendlicher Genauigkeit gemalt; ob-
schon Protogenes ihm in allen Dingen gleich
oder überlegen sei, so habe er selbst doch den
Vorzug, daß er zur rechten Zeil aufzuhören wisse.

T.K.

KASPAR BINDER. ZEICHNUNG

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