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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Werner, Bruno E.: Plastik-Ausstellung der Berliner Sezession
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0289

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K. HARALD ISEXSTEIN. BÜSTE MARCUS BEHMER

PLAST IK=AUSSTELLUNG
DER BERLINER SEZESSION

Die Plastik nimmt im Kunstschaffen der Gegen-
wart eine besondere, ja zuweilen führende Rolle
ein. Wiedererwachtes Gefühl für das Körper-
liche, ein neues Raumempfinden stellt die Rild-
hauer heute in die vorderste Reihe. Namen wie
Rarlach, Kolbe, Scharff usw. hat die Malerei
wenig gleichwertige zur Seite zu stellen.
Man erkennt dies auch angesichts der
Plastik-Ausstellung der Berliner Sezession.
167 Skulpturen sind ausgestellt. Die hellen
Säle in der Tiergartenstraße haben eine feine
und erlesene Ruhe durch diese Veranstaltung
empfangen. Eine Anzahl beachtlicher künstle-
rischer Persönlichkeiten sind vertreten. Die
überragende Leistung fehlt. Wesentlich diesmal
ist das verhältnismäßig hochliegende Durch-
schnittsniveau.

Vorherrschend ist die Kleinplastik. Was man

findet, ist eigentlich Kammermusik. Die Klein-
plastik beansprucht in der gegenwärtigen Bild-
hauerei den breitesten Raum. Die wirtschaft-
lichen Schwierigkeiten sind sicher hierfür
die gewichtigsten Gründe. Monumental-Plastik
findet heute keine Abnehmer. Dagegen hat die
kleine Skulptur gerade in den Wohnungen ein
wenig die Rilder verdrängt. Der Grund liegt
wohl mit daran, daß in der Rildhauerei der
Dilettantismus leichter nachkontrollierbar ist
als in der Malerei. Das Publikum ist mißtrau-
isch geworden. Nicht ohne böse Folgen haben
viele Talente in den letzten zwanzig Jahren Re-
spekt und Gutgläubigkeit des breiten bürgerli-
chen Käuferpublikums genasführt. Plastiken in
ihrer strengen Raumgesetzlichkeit bieten siche-
rere Kriterien als Gemälde, bei denen ein Spaß-
vogel durch ungewöhnlichen Farbauftrag Kunst-

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