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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Heilmaier, Hans: Zum Tode des Bildhauers Emile Antoine Bourdelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0104

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ZUM TODE DES BILDHAUERS EMILE
ANTOINE BOURDELLE

Antoine Bourdelle, der unermüdliche Gestalter
und Meister, ist am i. Oktober, 9 Uhr früh, in
A esinet bei Paris am Herzschlag gestorben. Er
hatte seit fünf Monaten daselbst in der kleinen
A illa seines Gießers Rudier gewohnt und auch
gearbeitet. Nach einem ersten Anfall im Mai be-
wogen ihn sein Schwager, der Doktor Couchod,
und Rudier dazu, das laute Paris gegen die länd-
liche Stille des kleinen Provinzorts einzutauschen.
Bourdelle fand Erholung und ging mit seltener
Schaffenslust neuen Projekten zu Leibe. Mehr als
dreißig der Öffentlichkeit noch unbekannte
AYerke sind in dieser Zeit entstanden. Der Ent-
wurf für den ersten und leider zu spät erfolgten
Staatsauftrag (Marschall-Foch-Denkmal) sowie
ein Äskulap sind besonders zu erwähnen. 'S on
letzterem sagte der Meister lächelnd: „Peut-etre
me guerira-t-il. touche de l'hommage quejelui
rends de si grand Coeur." Einige Stunden vor

dem Tode schrieb Bourdelle noch an einem
jener kleinen, mit Aquarellen illustrierten Hefte,
die er als dichterisches Vermächtnis hinterlassen
hat. Die letzte Strophe ist wie die seherische
Vorahnung eines nahen Endes:

„Maitre du vaste et de l'infime . . .

Potier, remets-moi sur ton tour ..."
Und doch hatte niemand ein so baldiges Ende
erwartet, auch der Meister selber nicht. ..Bereitet
mir das Atelier Xo. 16 für die Arbeit vor, ich
komme in einigen Tagen nach Paris!" — Das
Atelier im Impasse du Maine war bereit, den
Lebenden zu empfangen. Er sollte als Toter sei-
nen Einzug halten. In einem Garten duftender
Herbstblumen steht der Sarg aus hellem Eichen-
holz. Die W erke des Meisters, seine Freunde und
Schüler teilen sich in die Totenwache. In einer
Ecke des Raums ragt aus dem Halbschatten der
„SterbendeCentaur":. Ein holzgeschnitzter Christ,

Photo l'izzavona, Paris

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