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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Macke, August; Erdmann, Lothar: Aus August Mackes unveröffentlichten Briefen: ausgewählt von Lothar Erdmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0273

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EDWIN SCHARFF. FRAUEN AM MEER. BRONZERELIEF

AUS AUGUST MACKES
UNVERÖFFENTLICHTEN BRIEFEN

AUSGEWÄHLT VON LOTHAR ERDMANN

Kandern, 6. Mai 1907.
An Elisabeth Gerhardt.

„. . . Du, wenn ich einmal solche Größe in
meinen Bildern erreichen könnte,, wie in diesen
Bäumen, diesen Bergen und diesen Menschen
liegt. Einstweilen ist es mir wie einem, der den
Kern der W elt gesehen hat, und der sich nun
die Augen zuhalten muß, damit das Gesicht
nicht wieder zerstört wird durch Kleines. Und
wie wird mir das wieder zerschlagen werden.
Wie oft werde ich solches noch erleben, bis ich
selbst annähernd solch eine Einheit geworden
bin, daß ich auch Einheiten wie jene schaffen
kann

Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf unseren illu-
strierten Aufsatz über August Macke im letzten Märzheft.

Kandern, Pfingstsonntag 1907.

An Elisabeth Gerhardt.

... .. W enn ein alter Meister eine schöne Frau sah,
so malte er sie, konstruierte sie fast. Eine nackte
meine ich. Er malte sie braun, wie seine Schule
es ihm vorschrieb. In einer verzückten Stellung,
eine Blume in der Hand. Denk' mal an die Maja
von Goya, die ist schon besser gesehen, oder die
Akte von Rodin, dieses schöne Frauenfleisch.
Manet malt die Frauenhaut weiß, schimmernd,
voll von Leben. Seine Seele hat so viel Poesie,
daß er nicht nötig hat, ]\ajaden aus ihnen zu
machen. Denk' Dir nur, wie abgeschmackt wäre
es, aus einem Kinde, das im weißen Kleide in
der Sonne steht, eine Elfe mit Flügelchen zu
malen. Das sind Sachen, die mit Malerei nichts

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