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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Fünfzehendes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0523

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237

ſen. Ihr Streit war daher auch auf elne

mal zu Ende, aber in dem nämlichen Nw
auch aller Frohſinn aus der ganzen Geſell-
ſchaft veröannt, denn nun hatte man mit
nichts als mit dent Verband und der Be-
ſorgung dieſes Unglücklichen zu thun, der
gewiß heute noch ſeine übertriebene Hitze
bei ienem unnützen Beſchneidungsmeſſer-
ſtreite eben ſ0 ſehr beklaget, als es der Chi-
rurg innig bereuet , daß er ſtch mie diesen
Leuten damals in ienen Diſpüt eingelafſen
hat. Und er hat auch Urſache darzu, denn,
abgerechnet die Vorwürfe, die ihm ſein In-
nerſtes über das Unglück machen muß, wel-
ches. er einem ſeiner Nebenmenſchen unnö-
thiger Weiſe zugezogen hat , ſo koſtet ihm
dieſe Geſchichte zuſammen genommen , zu-
verläßig gegen 199 Gllen.
Aber nun ſagen Sie mir ! Wer iſt denn
wohl eigentlich Schuld an diesem trauri-
gen Fall ? freilich zunächſk Mangel an
vernünftigem Denken unter jenen Dreien ;
allein würden dieſe Leute Gelegenheit gehabt
haben , an einander zu koinmen , ‘und ſicl
jenes. Unglück zuzuziehen, wenn der Herr
S. und 1. .... durch ſein Meſſer der Be-
ſchneidnng nicht die Veranlaſſung darzu
gegeben hätte? Oder wer gab ihm das
Rechc, unſre ehrwürdigen Religionsur-
Funden zu ſo etwas herabzuvoirdigen ?
Friilich läßt ſich in der Wele alles verthzei-
dizen, und ich bin überzeugt, daß dieſer
Mann geſchickt genug ſeyn dürfte, darzu-
thun, in wieferne das Archiv der Chri-
ſtuslehre ein Meſſer der Beſchneidung ge-
nannt werden könne ; allein die Zeiten Brü-
der ſind nicht mehr, wo ſolche Sachen gal-
ten. Dennſagen Sie mir umGottes willen !
was ſolltée denn in unsern Tagen aus sol-
chen Vergleichungen werden ? Iſt nicht das

238

Anſehen der Bibel, leider dadurch, daß ſie
das Volk noch nicht deurſch, das heißt,
vom morgenländiſcheu Gewande entblöſk,,
und nach unſerer Sprach - und Denkart
eingekleidet, in Händen hat , also ihren
vernünftig - und göttlichen Inhalt
noch gar nicht kennt, ſchon ſehr ge-
nug geſunken ;, wollen wir ſie denn noch
lächerlich machen, und dadurch ihres gans
zen Werthes vollends berauben ! Nun, wer
das auf ſein Gewiſſen nehmen will, der
thue es; ich mag nicht an seine Stelle tre-
ten ; denn ich würde die Verachtung aller
derer fürchten, deten Religion heilig iſk. -
zs empfehl ich mich bei dieſer Geles
genheit ac. : ;

Vermiſchte lehrttiche t Tachrichret aus
j ft erichétct [ dreiviertel Jah-
e n. Za tls
Sommer fuhr ein hieſiger Bürger und Bä-
ckermeiſter mit ſeinen beiden Kindern au

einem Leiterwagen auf s Feld. Sie ſaßen,

wie gewöhnlich, auf dem Wagen ſo, daß
die Füße auf den Weg herabhingen. Der

kleinere Sohn, von ecrwa 6 Jahren, mochs

te nicht feſt ſitzen, als der Wagen vor der
hieſizgen Viehweide über einen großen Stein

ging und der Knabe durch die Erſchüttes

rug herunkerftel. Das hätte nun noch-
nichts zu bedeuten gehabt. Aber das Kind
hatte das Unglück. mit dem Kopfe auf eine
auf der Erde liegende ſpitzge Schlacke zx
fallen, und blieb auf der Stelle todt. Alle
Mittel zur Wiederbelebung waren vergebs
lich. Froh und gesund fuhr das Künd hins
aus, und todt hrachre es der beſk'rzee Vasa

ter dex Mutter ins Haus zurück ~~ als
 
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