Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Steinbeck, Christoph G. [Oth.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

DOI issue:
Zweiter Band. Acht und Zwanzigstes Stück
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0623

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
433

Da man die aufrichtige Großmuth, wel-

che uns die Artikel von Bobon unterzeich-
nen ließ, mißbrauchen will; wenn man,
beſtändig von Frieden ſprechend, nichts
ale Krieg athmet, ~~ da muß ſich die
ſranz. Nation, welche nur vom Kriege
ſpricht, weil ſie den Frieden will, in Ver-
faſſung ſetzen, um ſeine Würde zu behaup-
ten; der Muth ihrer Armeen muß ſich von
neuem geltend machen. !

Es iſt ſehr nö:hig , den Feind zu über-
zeugen, daß es in Frankreich nur eine ein-
zige Parthey, nur Ein Gefühl, nur Ein

Intereſſe giebt, nämlich jenes des ſou-

veränen Volks , welches ſeine Größe kennt
und ſeine Frehheit behaupten will.

Dos vollziehende Directorium folgt le-
diglich dieſen Beweggründen. Die Kon-
ſtitution hat daſſelbe berufen , für die Si-
cherheit des Staates ;u ſorgen. Es will
Euch die Urſachen verlegen, warum es von
dieſem heiligen Rechte Gebrauch macht.

Euer Feind, der Eurer Tapferkeit nicht
zu widerſtehen vermochte , glaubte Euch
durch Uiſt zu überwinden. Er käuſchte
Ench durch den Schein ſeiner Unterhand-
lungen. Hätte er das , was er zu ſuchen
ſchien, aufrichtig verlangt, ſo wär der
Friede geſchloſſeen. Das Directorium
hatte nicht gezögert, dem Foriſchritten
ſeiner Armeen Einhalt zu thun. Es über-
ließ ſich im vollen Vertrauen der Hofnung
einer Annäherung, welche man ilzn vor-
ſptegelte, und freute ſich im Geiſte der
Gelegenheit, welche es zu erhalten glaubte,
die Freiheit geliebt zu machen und Frank-
reich eben ſo viel Glück im Frieden zu ver-
ſchaffen , als es ſich im Kriege Ruhm er-
worben hatte. -

Was wollte man aber , als dieſe Unter-

434
brechung im Laufe unserer Slege erreicht

war? Man wollte blos Zeit gewinnen, un.

Eure innern Unruhen zu unterhalten, und
von ihren Wirkungen Vortheil ziehen ;
die Franzoſen ſollten sich erſt unter einans

der aufreiben, bis man ſich im Stande

ſähe, über die unglücklichen Reſte herzu-
fallen, ſich in die Ueberbleibſel eines ſo

zerrütteten Landes zu theilen, und Frank-
reich aus der Uiſte der Nationen zu verkil-.
gen. Die Geradheit von Republikanern.
konnte eiu ſolchen Fallſtrick der Höfe nicht
ahnenz indeß, Bürger, Ihr habt es gez
ſehen, ob man dieſen Plan nicht unver-
rückt verfolgt hat. Eure öffentlichen Stell-

vertreter (Fonctionnaires publics) gehörten.

großentheils zu der Hülfs - Armee , welche
für Eure gefährlichſten Feinde kämpfte.
Ganze Haufen jener grauſamen Emigrano

ten, welche ſo gern ihr Vaterland zju Grun

de richteten, und jener fanariſchen Prie-
ſter, welche den Eifer einer mörderiſchein
Frömmigkeit ſo geſchickt einzuhauchen vero
ſtehen, hatten ſie herbeygerufen.
Auf dem Rednerſtuhl der Nation hörte
man nur die Stimme der Söldlinge ÖOto
ſterreichs und Englands, welche Eure
Vertheidiger ver äumdeten, Eure Genes
räle beſchimpften , Eurer Regierung entge-
gen wirkten, und ſie allmählich zu jener
völligen Nullität herabbrachten, welche
ihren royaliſtiſchen Inſtructionen und den
Wünſchen ihrer Kommittenten ſo entſpres
chend war.

Endlich iſt der Vorhang zerriſſen! Die |

Parcheygänger des Auslandes sind nicht -
mehr das Organ des National- Wunſches;
das Ruder der Republick iſt in republika
niſchen Händen und das Volk von Frank-
reich hat franzöſiſche Repräſentantenn.
 
Annotationen