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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1797 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Zwey und Dreißigstes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43230#0654

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495

führt: worden.. Glauben Sie- ja. nicht,.
wenn Sie. in den- Zeitungen leſen ſollcen,.
daß nur einige unruhige: Köpfe: daſelbſt:
dieſe Veränderung veranlaßt haben ;.nein,.

es iſt bei weitem der. größte Theil der- da-

ßigen Bewohner.. Ste ſagen: öffentlich,.
wir wollen den Fürſken nicht: mehr, der:
die. beträchrlichen Einkünfte. verpraßt hac:
und deſſen Schulden zu: bezahlen .das tand:
î nicht im Stande iſt;. wir wollen keinen:
Adel, keine: Mönche, keine Prlieſter. mehr,
deren ganzes Thun nur: im Müßiggange

beſteht u.. s.. w.!

Und wer wird dieſem kühnen Unterneh--
men Einhalt thun?: Diejenigen Fürſten,
welchen dieſe Länder. gehören, und welche:

folglich. bei dieſer Veränderung: am: mei-

ſken verliehren., ſind , ſelbſt nach hergeſtell--
kem Frieden und wenn die. Franzoſen die-
ſe Neuerung nicht mehr: ſchützen und be..
günſtigen ſollten,, zu: ohnmächtig,. etwas.:
_ mit. Nachdruck gegen eine ſo. große. Men-.
ſéhenmaſſe zu uuternehmen.. Oeſterreich
ſcheint,, bei den gegenwärtigen. Friedens, .

unterhandlungen; das Jneereſſe des teut:
ſchen Reichs immer mehr. aus. dem Ge-

ſichte. zu verliehren und nicht entſchloſſen
zu ſeyn, zu Behauptung der Integrität deſs

ſelben, den Krieg länger fortzusetzen. . Preu-
ßen hat noch vor kurzem den Ständten des

Miederſächſiſchenu. Weſtphäl. Kreiſes durch
seinen Geſandren erklären laſſen, daß wenn
ſie nichr ſchleunig die nôöthigen Bedürfuis-

»ſe zur Unterhaltung des preußiſ. Korps,
das die Neurralitätsl!inie beſetzt hält , her-

beizuſchaffen ſuchten, der König ſeine

Truppen zurückziehen und. das ganze nörd-

liche Teurſchland ſeinem Schickſale preiß
geben würde.. Die übrigen mindermäch,
kigen Fürſten und Stände. des. Reichs,

496

deren feſte Verbindung ſich ſchon ſo oft
den Bemühungen ,. der. alten. teutſchen
Verfaſſung ein Ende: zu. machen, ruhm-
lichſt: widerſetzte. und: auf. deren einigen
noch jetzt altteucſcher Fürſtengeiſt zu: ru-
hen. ſcheint, ſehen ſich durch gegenwartl-
ge Zeitumſtände getrennt und müſſen, auch
wol wieder Willen, ruhige Zujchauver al>
ler dieſer Auftritte: abgegeben.

Alſo. die- seit ſo. vielen Jahrhunder-
ken bejtandene. alte. ehrwürdige. Verfas-
ſung.des Reichs kann in ihrem Jnnern er-

ſchüttert: werden, weil Niemand. vorhan-

den iſt, der ſie: ſchützen. kann, oder viel-
mehr, der ſie. ſchüten vil.

Um ſich zu überzeugen,. daß die Fran-
zoſen. in. Teutſchland- weiter: Niemanden
als. das- Haus. Oeſterreich fürchten,. höre
man die. Nachrichten,. wie: ſie aus jenen

Gegenden ,,.die ihre Kriegsheere nun ſchon

drei: Jahre. lang. im: eigentlichen. Sinne
ausſaugen, noch vor. kurzem lauteten:.

„„Es 1ſt wol keiziem. Zweifel. mehr un-
=ccOOôOIIoTRoEttrröoIIIIOInMaUNLS
verherende Krieg bald wider ſeinen Anfang
nehmen wird. Schon ſind. die Franzoſen
in den Gegenden des Niederrheins dazu

bereit und. General Angereau wird, wie

es heißt , die Armee. befehligen. Dis wird
vielleicht ein Feldzug ohne Beispiel wer-
den.. Die Franzoſen ſagen es laut , dies
ſollte und mußte der letzte ſcyn, aber ſie

wurden ihn mir Wut:h fuhren und dem I

Kalſer zeigen, daß er nicht umſonſt eine
ganze IDtazion aufgehalten hätte. und da-

durch vielleicht ganze Uänder unglücklich

mache. Hörte doieſer Monarch die auf-

gebrachten Bewohner der Rheingegenden,

f wrde gewiß friedlichere Seſinnungen
egen. : ;
 
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