8
DER BAUMEISTER » 1908, OKTOBER.
Professor Paul Bonatz,
Stuttgart, bringen wir,
um an diesen Arbeiten
zu zeigen, wie sehr
dieser als Nachfolger
Theodor Fischers auf
seinen Lehrstuhl an
der technischen Hoch-
schule zu Stuttgart be-
rufene Architekt
Grosszügigkeit und
charakteristische, sy-
stematische Durch-
führung eines archi-
tektonischen Motivsan
Arch. D. Böhm, Offenbach a. M.
Dorfsti assenanlage.
allen seinen Werken
zum leitenden Prinzip erhebt. Nicht die endlose, unmoti-
vierte Addition künstlerischer Werke, sondern die harmonische
Abgeklärtheit in ihrer Verwertung ist ihm das Hauptziel des
Architekten, und heute, wo die architektonischen Aufgaben
an Umfang immer mehr wieder wachsen, ist die Einheit und
Geschlossenheit der Erscheinung nötiger denn je, wo die
allzu individuelle, nervöse Arbeitsweise ziemlich unbekannt
war, andererseits die Zersplitterung der Arbeitskraft nicht
de Crignis in Neuburg a. D., welches dadurch interessant
und lehrreich ist, dass es als ein neutraler Typus in die
Strasse gestellt wurde; denn wegen der Minderwertigkeit der
Nachbarn war eine Anknüpfung ausgeschlossen, eine zu auf-
fällige Gestaltung andererseits wieder für die in nicht zu
ferner Zeit zu erwartenden Neubauten rechts und links eine
gefährliche, mindestens aber eine beschwerliche Sache.
Diese Dezenz ist besonders vorbildlich, zumal die Aufgabe
gerade unserer Zeit,
Arch. Georg Martz, Stuttgart.
Entwurf einer Schule für Zuffenhausen.
welche den neuen Stil
zur Bekümmernis
mancher Stürmer und
architektonischer
Draufgänger noch
nicht gefunden hat,
darin besteht, eine
möglichst neutrale,
der Mode der Zeit
nicht unterworfene
Sprache zu reden. Der
Innenausbau, speziell
die Gestaltung der
Möbel in dem letzten
Jahrzehnt ist hierfür
z. T. Zeuge. Der
Hauptwert diesesHau-
ses besteht eben
solche Anforderung an das einzelne Individuum stellte. Es
würde uns freuen, wenn Professor Bonatz in der Ausbildung
der Einzelteile bei den vielen grossen Bauten, welche ihn z. Z.
beschäftigen, ebenso glücklich wäre wie in der Gestaltung
des Gesamtentwurfs; wir werden auf mehrere derselben nach
Fertigstellung zurückkommen. —
Von den Münchner Architekten Honig & Söldner bringen
wir als erstes aus einer grösseren Zahl heute das Haus
nicht zuletzt in seiner Formensprache, die auch nach Jahren
uns geläufig und verständlich sein wird. —
Die Schule in Zuffenhausen sowie das Haus des Fabrikanten
Adolf Schuler in Göppingen stammen von Regierungsbau-
meister Georg Martz, Stuttgart. Erstere ist das Resultat
eines erfolgreichen Wettbewerbs, letzteres wurde 1907 vollendet
und interessiert durch seine schlichte, reizvolle Lösung. —
Gewandt in der Massengliederung und glücklich in der
kraftvollen Formengebung ist ebenfalls der Kasseler
Architekt Hans Joost mit seinem Entwürfe für eine evan-
gelisch-lutherische Kirche in Braunschweig und Architekt
D. Böhm, Offenbach, fügte seinen zwei kleineren Kirchen eine
höchst frisch empfundene Dorfstrassenanlage hinzu. —
Eine sehr lehrreiche und nachahmenswerte Arbeit ist der
Neubau einer Dampfwaschanstalt für Bad Nauheim, die
einen trefflichen Beweis dafür liefert, dass das Thema der
Arbeit für den intelligenten Architekten gleichgültig ist und
er jeder Aufgabe ihr Charakteristikum aufzudrücken weiss.
Für Bad Nauheim
deutscher Badeorte
mit gleicher Be-
suchszahl, z.B.Öyn-
hausen, Pyrmont,
Wildlingen, Harz-
burg, die Not-
wendigkeit immer
dringlicher, durch
zeitgemässen
Neubau Ersatz für
die längst veralte-
ten, zum Teil sehr
Arch. Paul Bonatz, Stuttgart.
Warenhäuser Barmen. ..(Siehe Tafel 5.) mOTSChen BellclU'
Erdgeschoss. Schule Zuffenhausen.
DER BAUMEISTER » 1908, OKTOBER.
Professor Paul Bonatz,
Stuttgart, bringen wir,
um an diesen Arbeiten
zu zeigen, wie sehr
dieser als Nachfolger
Theodor Fischers auf
seinen Lehrstuhl an
der technischen Hoch-
schule zu Stuttgart be-
rufene Architekt
Grosszügigkeit und
charakteristische, sy-
stematische Durch-
führung eines archi-
tektonischen Motivsan
Arch. D. Böhm, Offenbach a. M.
Dorfsti assenanlage.
allen seinen Werken
zum leitenden Prinzip erhebt. Nicht die endlose, unmoti-
vierte Addition künstlerischer Werke, sondern die harmonische
Abgeklärtheit in ihrer Verwertung ist ihm das Hauptziel des
Architekten, und heute, wo die architektonischen Aufgaben
an Umfang immer mehr wieder wachsen, ist die Einheit und
Geschlossenheit der Erscheinung nötiger denn je, wo die
allzu individuelle, nervöse Arbeitsweise ziemlich unbekannt
war, andererseits die Zersplitterung der Arbeitskraft nicht
de Crignis in Neuburg a. D., welches dadurch interessant
und lehrreich ist, dass es als ein neutraler Typus in die
Strasse gestellt wurde; denn wegen der Minderwertigkeit der
Nachbarn war eine Anknüpfung ausgeschlossen, eine zu auf-
fällige Gestaltung andererseits wieder für die in nicht zu
ferner Zeit zu erwartenden Neubauten rechts und links eine
gefährliche, mindestens aber eine beschwerliche Sache.
Diese Dezenz ist besonders vorbildlich, zumal die Aufgabe
gerade unserer Zeit,
Arch. Georg Martz, Stuttgart.
Entwurf einer Schule für Zuffenhausen.
welche den neuen Stil
zur Bekümmernis
mancher Stürmer und
architektonischer
Draufgänger noch
nicht gefunden hat,
darin besteht, eine
möglichst neutrale,
der Mode der Zeit
nicht unterworfene
Sprache zu reden. Der
Innenausbau, speziell
die Gestaltung der
Möbel in dem letzten
Jahrzehnt ist hierfür
z. T. Zeuge. Der
Hauptwert diesesHau-
ses besteht eben
solche Anforderung an das einzelne Individuum stellte. Es
würde uns freuen, wenn Professor Bonatz in der Ausbildung
der Einzelteile bei den vielen grossen Bauten, welche ihn z. Z.
beschäftigen, ebenso glücklich wäre wie in der Gestaltung
des Gesamtentwurfs; wir werden auf mehrere derselben nach
Fertigstellung zurückkommen. —
Von den Münchner Architekten Honig & Söldner bringen
wir als erstes aus einer grösseren Zahl heute das Haus
nicht zuletzt in seiner Formensprache, die auch nach Jahren
uns geläufig und verständlich sein wird. —
Die Schule in Zuffenhausen sowie das Haus des Fabrikanten
Adolf Schuler in Göppingen stammen von Regierungsbau-
meister Georg Martz, Stuttgart. Erstere ist das Resultat
eines erfolgreichen Wettbewerbs, letzteres wurde 1907 vollendet
und interessiert durch seine schlichte, reizvolle Lösung. —
Gewandt in der Massengliederung und glücklich in der
kraftvollen Formengebung ist ebenfalls der Kasseler
Architekt Hans Joost mit seinem Entwürfe für eine evan-
gelisch-lutherische Kirche in Braunschweig und Architekt
D. Böhm, Offenbach, fügte seinen zwei kleineren Kirchen eine
höchst frisch empfundene Dorfstrassenanlage hinzu. —
Eine sehr lehrreiche und nachahmenswerte Arbeit ist der
Neubau einer Dampfwaschanstalt für Bad Nauheim, die
einen trefflichen Beweis dafür liefert, dass das Thema der
Arbeit für den intelligenten Architekten gleichgültig ist und
er jeder Aufgabe ihr Charakteristikum aufzudrücken weiss.
Für Bad Nauheim
deutscher Badeorte
mit gleicher Be-
suchszahl, z.B.Öyn-
hausen, Pyrmont,
Wildlingen, Harz-
burg, die Not-
wendigkeit immer
dringlicher, durch
zeitgemässen
Neubau Ersatz für
die längst veralte-
ten, zum Teil sehr
Arch. Paul Bonatz, Stuttgart.
Warenhäuser Barmen. ..(Siehe Tafel 5.) mOTSChen BellclU'
Erdgeschoss. Schule Zuffenhausen.