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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Haas, B.: Die Mängel des Sheddaches in konstruktiver, betriebstechnischer und wirtschaftlicher Beziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0276

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DER BAUMEISTER,
1909, JANUAR. VII. JAHRGANG, HEFT 4.

Arch. Hans Bernoulli, Berlin. Hochgelegenes Gartenhaus.


Die Mängel des Sheddaches in konstruktiver,
betriebstechnischer und wirtschaftlicher
Beziehung.
Von B. Haas.
Der Typus der Sheddächer wurde der angewandten Bau-
technik von Industriebauten zu dem Zwecke zugeführt, um
aneinandergereihte, umfangreiche Arbeitsräume mit genügen-
der Belichtung zu erhalten, weshalb dieser berechtigte Grund-
gedanke auch bald Anklang und weitgehende praktische
Nutzanwendung fand. Auf diese Berechtigung ist es aber
andererseits zurückzuführen, wenn das Durchbilden des Shed-
daches in seinen anfänglichen Entwicklungsstadien stehen
bleibend zur inhaltlosen Schablone sank, die den Bauverhält-
nissen oft nur deshalb aufgestülpt wird, wenn ihre Anwendung
anderen abweichenden oder selbst unbekannten Bauverhält-
nissen gute Dienste leistet. Zur Erhärtung dieser Mängel
sollen folgende Ausführungen dienen.


Abbildung 1.
Aus Abbildung 1 geht hervor, dass jedes Sheddach aus
drei wichtigen Hauptbestandteilen besteht, und zwar aus licht-
undurchlässiger wie lichtdurchlässiger Fläche und aus ihrer
gemeinsamen Schnittfläche, der Kehle. Je nachdem unter-
schiedliche Industriebetriebe zur Befriedigung ihrer Anforde-
rungen steil einfallende oder tunlichst verteilte Belichtung
benötigen, muss auch folgerichtig das Neigungsverhältnis der
lichtundurchlässigen und lichtdurchlässigen Dachflächen be-
messen werden. Denn aus abnehmender Höhe der licht-
durchlässigen Flächen (Abb. 3 und 4) nimmt die Menge des
unmittelbaren Lichteinfallens ab, während die des mittelbaren
zunimmt. Beide Wirkungen sind jedoch an die Voraussetzung
gebunden, dass die Breite der lichtundurchlässigen Flächen
und die Höhe der lichtdurchlässigen annähernd das in Abb. 1
veranschaulichte Verhältnis aufweist, wie sonst mitzunehmen-
der Steile und abnehmender Breite der lichtundurch-

lässigen Fläche (Abb. 5, 6 und 7) die Menge des
unmittelbar einfallenden Lichtes abnimmt, während
die des mittelbar einfallenden Lichtes erheblich
zunimmt. Diese scheinbar auffallende Folgerung
entspringt nicht etwa rein theoretischen Erwägungen,
als vielmehr rein praktischen Beobachtungen und
diesbezüglich festgestellten Lichtwärmemessungen.
Diese leiteten zu der Ueberzeugung, dass die
allgemein geltende anerkannte Annahme bezüglich
des unmittelbaren Lichteinfalles unter 45° für vor-
liegende Fälle in keiner Weise zutrifft, gleichviel ob
die lichtdurchlässigen Flächen von 90° bis zu 30°
geneigt sind, weshalb der Nachweis dieser Fest-
stellungen berechtigte Beachtung verdient.
Wird beispielsweise ein Teil der in Abb. 1 veran-
schaulichten linksseitigen ersten durchlässigen
Fläche mit lichtundurchlässigem Ueberzuge belegt
und in diesem ein der ganzen Höhe nach ge-
bildeter Schlitz belassen, durch den strahlendes
Sonnenlicht unmittelbar einströmen kann, weicht
der Weg, den die strahlenden Lichtfäden hinter der
lichtdurchlässigen Fläche beschreiben, von dem
Neigungswinkel zu 45° ebenso schroff ab, wie
die Höhe des eingefallenen Lichtfadenbündels von
der des beschriebenen Schlitzes. Wird der gleiche Ver-
such mit der Abweichung vorgenommen, dass die von den
lichtdurchlässigen Flächen ausgebildeten lichtundurchlässigen
abweichend von der im vorgehenden Falle vorhandenen un-
gestrichenen Zink- oder Eisenblecheindeckung, mit Asphalt-
pappe, Schiefer oder unglasierten, dunkelfärbigen Ziegeln
belegt sind, ergibt dieser Versuch steilere Einfallswinkel der
strahlenden Lichtfäden hingegen geringere Höhe des strahlen-
den Lichtfadenbündels hinter der lichtdurchlässigen Fläche.
Zugleich weist ein hinter dem Schlitze angebrachtes Thermo-
meter unter gleichen Einwirkungen, in ersterem Falle höhere
Temperatur auf, als im letzteren Falle. Wird der gleiche
Versuch an der in Abb. 1 veranschaulichten rechtsseitigen
lichtdurchlässigen Fläche vorgenommen, da gegenüber jedwede
Dachausbildung fehlt, bezw. jedwede das natürliche Licht beein-
trächtigende Ausbildung, können hinter dem beschriebenen
Schlitze noch auffallendere Abweichungen festgestellt werden.
Mit abnehmender Steile der lichtdurchlässigen Fläche nimmt
der unmittelbare Lichteinfall verhältnismässig zu, wobei die
Erwärmung hinter der lichtdurchlässigen Fläche abnimmt,
während mit zunehmender Steile der lichtdurchlässigen Fläche,


go AvS»TeuL.vfS«SHAV6
Arch. Paul Thiersch, Berlin.
 
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