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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Jansen, Hermann: Der Wettbewerb von Gross-Berlin
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L.: Ausstellung München 1908: Vergnügungspark
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0033

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DER BAUMEISTER • 1908, NOVEMBER.

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Arch. Th. Veil, München. Landhaus Kunstmaler Gebhart. Prinz Ludwigshöhe. Hauseingang.

diese Grundsätze nicht nur im Hinblick auf die äussere Erscheinung
der Bauwerke, sondern auch bezüglich der verschiedenen Darstellungen
selbst tunlichst zur Geltung gebracht werden; man wollte auch auf
dem Gebiete des Schaustellungswesens künstlerisch reformierend ein-
greifen. Aus diesem Bestreben heraus reifte zunächst die Absicht,
den südlichen Teil des Ausstellungsgeländes — vergleiche Lageplan
in Heft 12, Jahrgang VI — für künstlerische Durchführung von Jahrmarkt-
oder Volksfesten in Anspruch zu nehmen und zu diesem Zwecke durch
eine, zu einem Ganzen zusammengeschlossene charakteristische Anlage
einen entsprechenden Rahmen für die gedachten Veranstaltungen zu schaffen.
Bezüglich der in der beabsichtigten Anlage zahlreich vorgesehenen
Jahrmarktbuden, Bauten für Schaustellungen und Belustigungsspiele u. dgl.
sollte der Versuch gemacht werden, den in den vergangenen Jahren auf
Jahrmärkten und Volksfesten sowohl an dem äusseren Aufputz wie auch
in der Ausstattung der den Schaustellungen oder Belustigungseinrichtungen
dienenden Baulichkeiten in zunehmendem Masse zu beobachtenden Dar-
bietungen zweifelhaften Geschmackes möglichst entgegenzuwirken, bezw.
fruchtbringende Anregungen für die grosse Zahl der alljährlich vielenorts
stattfindenden ähnlichen Veranstaltungen zu geben und das Interesse und
Verständnis weiterer Kreise für geschmackvolle Durchführung solcher
Festlichheiten zu wecken.
Der Verwirklichung dieser Absicht stellten sich jedoch vielfache
Hindernisse entgegen, zufolge deren es geboten schien, von der weiteren
Verfolgung des gesteckten Zieles abzusehen. Auch die Absicht, an
Stelle der leicht beweglichen, einfachen Schaubuden, wie solche in vor-
erwähntem Projekte überwiegend vorgesehen waren, festere Bauten
behufs Erzielung hübscher Strassen- oder Platzbilder in geschlossene
Reihen oder Gruppen zusammenzufassen, musste aufgegeben werden.
Man hielt die Befürchtung für berechtigt, dass ein für die Durch-
führung dieses Gedankens vorauszusetzendes, in den Grundsätzen überein-
stimmendes Zusammenarbeiten der Schausteller zufolge der aus der
Verschiedenartigkeit ihrer Unternehmungen abzuleitenden Interessen-
gegensätze nicht zu erwarten zudem auch nicht ausgeschlossen sein werde,
dass verschiedenartige Anschauungen der an der Durchführung des Pro-
jektes beteiligten Künstler zu Unstimmigkeiten führen könnten, aus denen
sich Schwierigkeiten für die einheitliche Gestaltung der gedachten An-
lage ergeben wüiden.
Solche Befürchtungen würden allerdings dann nicht veranlasst gewesen
sein, wenn man sich hätte entschliessen können, den künstlerischen Dis-
ponenten über die gesamte Vergnügungsanlage gleichzeitig auch mit der
Disposition über die äussere Gestaltung der einzelnen Baulichkeiten zu
betrauen.

folgten Vorschläge die Aufteilung der Ge-
lände in andere bessere Wege zu leiten
und von den zahlreichen hilfsbereiten
Fachleuten, die lediglich von idealen Ab-
sichten geleitet sind, das Beste zu über-
nehmen. Dies gilt für Gross-Berlin, dies
gilt für alle deutschen Gemeinden.

Ausstellung München 1908.
Vergnügungspark.
In unseren Ausführungen in Heft 12 des vorigen
Jahrganges, die sich auf die hauptsächlichsten Bauten
der Ausstellung München 1908 erstreckten, hat der
als „Vergnügungspark“ bezeichnete Teil der Aus-
stellung nur flüchtige Erwähnung gefunden.
Dieser Teil verdient jedoch in mehrfacher Hin-
sicht ebenfalls eine eingehendere Würdigung.
Bei allen Ausstellungsunternehmungen der letzten
Zeit war man darauf bedacht, im Interesse der
Rentabilität des jeweiligen Unternehmens durch
Darbietung besonderer Gelegenheiten zu Belusti-
gungen und Vergnügungen auf eine Steigerung der
Frequenzziffer nach Tunlichkeit hinzuwirken.
Aus den gleichen Gründen sollte auch in München
auf eine derartige Besonderheit nicht verzichtet
werden; der Ausstellung wurde ein „Vergnügungs-
park“ angegliedert.
Man verkannte zwar nicht, dass ein solches
Anhängsel mit dem Zweck der beabsichtigten Aus-
stellung und dem Ernst des Ausstellungsgedankens
nicht gut in Uebereinstimmung zu bringen ist,
musste sich aber gleichwohl damit befreunden.
In welch vorteilhafter Weise man sich mit der
keineswegs leichten Aufgabe absufinden wusste, mag
aus nachstehenden Ausführungen und den beigefüg-
ten Abbildungen entnommen werden.
Man war bestrebt, hinsichtlich der für diesen
Teil der Ausstellung in Betracht kommenden Ge-
legenheitsbauten im allgemeinen tunlichst nach künst-
lerischen Grundsätzen zu verfahren, die mit den bei
den Ausstellungsbauten vertretenen Gesichtspunkten
sich in Einklang bringen liessen und zwar sollten


Arch. Th. Veil, München.

Landhaus Kunstmaler Gebhart. Seitenansicht.
 
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