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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Neuerungen auf dem Gebiete der Dampfheizung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0300

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!^V;r DER BAUMEISTER,
1909, MÄRZ.

MONATSHEFTE FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS =======-
VII. JAHRGANG, HEFT 6.

Neuerungen auf dem Gebiete
der Dampiheizung.
Von W. Daude, Ingenieur.
Es ist bekannt, bei Luftheizungsanlagen den verschiedenen
Räumen warme Luft zuzuführen, die vorher eine ^Regelung
ihrer Temperatur durch Mischen mit frischer Aussenluft er-
fahren hat, wobei die Regelung des Verhältnisses der kalten
und warmen Luft durch geeignete Klappen bewirkt werden
kann. Bei diesen Verfahren findet jedoch, wenn Heizung und
Lüftung vereinigt sind, die Mischung der heissen Luft mit
den veränderlichen Mengen kalter Luft stets an dem Orte
statt, wo die Luft erhitzt wird, so dass die Kanäle, die die
Luft von der Heizfläche bis in die zu heizenden Räume leiten,
einen genügend grossen Querschnitt besitzen müssen, um
die diesen Räumen zwecks Heizens und Lüftens erforder-
liche Gesamtluftmenge zuzuführen. Die den Gegenstand des
D. R. P. 194 540 bildende, Franz Beck in Brüssel geschützte
Erfindung ist ein Verfahren zum Heizen und Lüften von
Räumen, bei dem die Regelung der Temperatur der den zu
heizenden und lüftenden Räumen zugeführten Luft ebenfalls
durch Mischen von kalter mit heisser Luft bewirkt wird, das
sich aber von den bekannten Verfahren im wesentlichen da-
durch unterscheidet, dass es die Anwendung von Kanälen


viel kleineren Querschnittes gestattet, ohne die Zuführung
grosser Luftmengen von geeigneter Temperatur in die Räume
zu verhindern. Das Verfahren besteht im wesentlichen darin,
dass auf grosse Entfernungen nur beschränkte Mengen heisser
Luft geleitet werden, die, da sie die erforderliche Gesamt-
wärmemenge besitzen, am Bestimmungsorte noch mit einem
genügend grossen Drucke anlangen, um neue Mengen kalter
Luft mitzureissen, mit denen sie erst beim Eintritt am Be-
stimmungsort gemischt werden. Bei der praktischen Aus-
führung der Erfindung wird die den zu heizenden Räumen
zugeführte Luft infolgedessen auf eine höhere Temperatur
gebracht, als dies zum Zwecke der Heizung notwendig ist,
so dass die Leitungskanäle für diese warme Luft nur einen
Teil der nötigen Luftmenge fortzuleiten brauchen. Auf den
Zeichnungen veranschaulicht Fig. 1 in schematischer Dar-
stellung eine solche Heizungs- und Lüftungsanlage. Wie zu
ersehen ist, erfolgt die Abführung der heissen Luft durch eine
Rohrleitung 1 aus einem zentralen Raum, in dem ein die Luft
fördernder Ventilator 2 angeordnet ist. Bevor die Luft in die
Rohrleitung 1 gelangt, wird sie auf die geeignete Temperatur
erhitzt, gereinigt und nach Bedürfnis angefeuchtet. Die von
dem Ventilator und der Zentrale abgehende Rohrleitung führt
die Luft nach den zu heizenden Gebäuden 4. Jeder Neben-
zweig der Luftleitung endet in eine Austrittsvorrichtung 3,
von der eine Ausführungsform in Fig. 2 dargestellt ist. Der
Kanal 1 endet in einer Düse, durch die die heisse Luft mit
einer gewissen Geschwindigkeit austritt, um in die Mitte einer
zweiten Düse zu gelangen, deren erweiterte Oeffnung mit der
Aussenluft entweder unmittelbar oder durch Zwischenschal-

tung einer Filtrierplatte von beliebiger Anordung in Verb in
düng steht. Die aus der ersten Düse austretende heisse Luft

reisst eine gewisse Menge kalter Luft mit sich, mit der sie

sich innig mischt, so dass eine Luftmenge entsteht, deren
Temperatur jede beliebige sein kann, und deren Wärmegrad

1. von der Temperatur der heissen Luft, 2. von der Tempe-
ratur der von aussen angesaugten Luft und 3. von dem Ver-
hältnis der vorhandenen Mengen heisser und kalter Luft ab-


hängig ist. Das letztere Ver-
hältnis ist seinerseits von dem
Druck der heissen Luft, ferner
von den der Ansaugung der
kalten Luft entgegenwirkenden
Widerständen und endlich von
dem Bau der die Vorrichtung
bildenden Düsen abhängig.
Fig. 3 stellt eine ähnliche Vor-
richtung dar, durch ihre Bau-
art ist aber die Möglichkeit
geschaffen, die Temperatur
des aus heisser und kalter an-
gesaugter Luft bestehenden

Gemisches zu regeln und dabei die Menge des Gemisches wie
die Temperatur der heissen Luft konstant zu erhalten. Dies

wird dadurch erreicht, dass die anzusaugende Luft durch
eine Erweiterung der Heissluftrohrleitung vorgewärmt wird
und zwar so, dass 1. die lebendige Kraft der austretenden
Luftmenge an der Bewegung des entstehenden Gemisches
nicht mitwirken kann, und dass 2. die lebendige Kraft des
mitreissenden Strahles nicht geändert wird. Die Wirkungs-
weise ist folgende. Der vom Hauptrohr 1 abgezweigte
Kanal 8, der die heisse Luft führt, ist an dem Teil 9 erwei-

tert, um alsdann wieder seinen ursprünglichen Querschnitt
anzunehmen. In dieser Erweiterung ist ein Ventil 10 aufge-
hängt, dessen Form und Abmessungen derart sind, dass
durch seine senkrechte Verschiebung mittels der das Ventil
tragenden Stange 12 eine Vergrösserung und Verkleinerung
des Querschnittes des Luftkanals bei 9 bewirkt werden kann.
In der Nähe des oberen Endes trägt die Stange 12 ein zweites
Ventil, das eine Oeffnung verschliesst, wenn die Stange in
senkrechter Richtung so hoch als möglich angehoben wird.
In dieser Stellung verkleinert das von derselben Stange an-
gehobene Ventil den Durchgangsquerschnitt bei 9 auf ein
Mindestmass, das der Menge heisser Luft entspricht, welche
nötig ist, um die gewünschte Menge von Gemisch mitzu-
reissen. Unter diesen Bedingungen entweicht die gesamte
heisse Luft durch die Düse 15.
Wenn es in einem gegebenen
Augenblick notwendig wird,
die Temperatur des Luftge-
misches um einige Grad zu
steigern, so wird dies durch
Senken der die beiden Ventile
tragenden Stange um ein ge-
wünschtes Mass bewirkt. In
dieser neuen, in Fig. 3 durch
punktierte Linien angedeute-
ten Stellung hat das die Vor-
wärmung regelnde Ventil 13
seinen Sitz verlassen, so dass
es der heissen Luft den freien Austritt durch die Oeffnung 14
gestattet. Die durch diese Oeffnung ausströmende heisse
Luft mischt sich alsbald mit der kalten Aussenfuft, so dass
deren Temperatur erhöht wird, ehe sie durch die Wirkung
der Düse 15 angesaugt wird. Eine Kappe 16 ist so ange-
ordnet, dass sie die ausströmende heisse Luft in den Weg der
angesaugten kalten Luft leitet. Damit die Gesamtmenge des
Gemisches, das durch das Heizrohr 17 abzieht, trotz des
augenblicklichen Austrittes an der Oeffnung 14 gleich bleibt,
ist es notwendig, dass die durch das Rohr 8 gelieferte Menge
heisser Luft augenblicklich grösser wird, als dies der Fall
 
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