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DER BAUMEISTER . 1909, JULI.
Arch. Alfred Messel f.
Eine echt norddeutsche Baukunst konnte auf diesem Wege
nicht gefördert werden. Messel litt damals unsäglich unter
dem Zwiespalt des Denkens und Empfindens. Da warf er
sich abermals wie einst auf das feinste Detaillieren, aber
schon im Anschluss an die grosse Axe, und das unver-
gleichlich schöne Monument dieses Ueberganges ist das
Haus Eduard Simon. Nachdem er sich aus Süddeutschland
die malerische Breite angeeignet, machte er sich von allen
Vorbildern frei und wagte, vom eigenen Genius geleitet, seine
grossen Würfe in der Fassade der Landes-Versicherungs-
anstalt, in der fascinierenden Kombination der Backstein-
vertikalen und subordinierten Kalksteinhorizontalen, in der
Nationalbank, wobei er den geschwollenen Palaststil überwand
und die Signatur des vornehmen Geschäftshauses stabilierte,
und im Gebäude der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, in
welchem er eine unvergleichliche Grösse und Hoheit der
Architektur und die Monumentalität des Geschäftshauses
Wohnhaus Matthäikirchstrasse, Berlin.
meisterte. Jene Selbstverständlichkeit und in Schönheit verklärte
Zweckmässigkeit, die alle Naturgebilde auszeichnet, hat Messel
recht eigentlich seinen letzten Bauten aufzuprägen verstanden
und deswegen darf man sagen, dass er der Architektur ihre ur-
sprüngliche Würde wiedergegeben habe. M. Rapsilber.
Das Schulhaus am Lerchenrain
in Heslach-Stuttgart.
Arch. Prof. Paul Bonatz und F. E. Schöler.
Mit seinen neuen Schulhäusern hat Stuttgart die grossen
Münchner Vorbilder erreicht und in mancher Hinsicht über-
troffen. Seine Heusteigschule, eines der schönsten Werke von
Theodor Fischer wird auf lange Zeit hinaus ein Muster für
Schulhausbauten bleiben. Ihr stellt sich würdig zur Seite die
DER BAUMEISTER . 1909, JULI.
Arch. Alfred Messel f.
Eine echt norddeutsche Baukunst konnte auf diesem Wege
nicht gefördert werden. Messel litt damals unsäglich unter
dem Zwiespalt des Denkens und Empfindens. Da warf er
sich abermals wie einst auf das feinste Detaillieren, aber
schon im Anschluss an die grosse Axe, und das unver-
gleichlich schöne Monument dieses Ueberganges ist das
Haus Eduard Simon. Nachdem er sich aus Süddeutschland
die malerische Breite angeeignet, machte er sich von allen
Vorbildern frei und wagte, vom eigenen Genius geleitet, seine
grossen Würfe in der Fassade der Landes-Versicherungs-
anstalt, in der fascinierenden Kombination der Backstein-
vertikalen und subordinierten Kalksteinhorizontalen, in der
Nationalbank, wobei er den geschwollenen Palaststil überwand
und die Signatur des vornehmen Geschäftshauses stabilierte,
und im Gebäude der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, in
welchem er eine unvergleichliche Grösse und Hoheit der
Architektur und die Monumentalität des Geschäftshauses
Wohnhaus Matthäikirchstrasse, Berlin.
meisterte. Jene Selbstverständlichkeit und in Schönheit verklärte
Zweckmässigkeit, die alle Naturgebilde auszeichnet, hat Messel
recht eigentlich seinen letzten Bauten aufzuprägen verstanden
und deswegen darf man sagen, dass er der Architektur ihre ur-
sprüngliche Würde wiedergegeben habe. M. Rapsilber.
Das Schulhaus am Lerchenrain
in Heslach-Stuttgart.
Arch. Prof. Paul Bonatz und F. E. Schöler.
Mit seinen neuen Schulhäusern hat Stuttgart die grossen
Münchner Vorbilder erreicht und in mancher Hinsicht über-
troffen. Seine Heusteigschule, eines der schönsten Werke von
Theodor Fischer wird auf lange Zeit hinaus ein Muster für
Schulhausbauten bleiben. Ihr stellt sich würdig zur Seite die