DER BAUMEISTER « 1909, JANUAR.
47
Arch. Fritz Behrendt, Dortmund.
Landhaus Breslau. Stallgebäude.
viele von Stadtverwaltungen ausgeschrie-
bene Aufgaben des Hochbaus (Rathäuser,
Kirchen, Theater), des Tiefbaus (nament-
lich Brücken) und der Städtebaukunst
(Gesamtbebauungspläne) darunter vor.
Niemand macht dem städischen Bau-
beamten einen Arorwurf daraus, dass er
seine Konkurrenten nicht siegreich aus
dem Felde schlägt; sind es doch häufig
Spezialitäten (Schlachthäuser, Eisenbeton
brücken, Pläne mit landschaftgärtneri-
schen Reizen), die eben nur der Spezialist
im Fache vollendet lösen kann. Wenn
nun aber in solchen Fällen die Zweck-
mässigkeit der Privatkonkurrenz aner-
kannt wird — warum geschieht es nicht
viel häufiger, auch bei minder hervor-
ragenden Anlässen ? Viele unserer Archi-
tekten würden sich glücklich schätzen,
wenn ihnen von dem reichen Tische
grossstädtischer Hochbautätigkeit ab und
zu etwas zugewiesen würde; die Privat-
ingenieure der Wasserversorgung und
Kanalisation würden eher selbständigen
Fuss fassen können (und es
Schutz für Werke der Baukunst,
erster jedoch für die nicht zuerst
in Deutschland erschienenen
Werke nur, soweit sie im Ur-
sprungslande, d. h. im Lande
ihrer ersten Veröffentlichung,
geschützt sind.
Das Bauwesen
der grossen Städte.
Von Baurat 0. Gruner f.
(Fortsetzung aus Heft 1.)
Es ist nicht zu verlangen,
dass an der Spitze der Bau-
ämterallemal die Männer stehen,
die die beste Lösung der grossen
Aufgaben finden. Gewiss eignen
sie sich im Laufe der Jahre eine
grosse Verwaltungsroutine an,
Arch. Ernst Lessing, Berlin.
Landhaus Schwanenwerder mit Pförtnerhaus.
läge das oft im Interesse kleine-
rer Vorortgemeinden), wenn
ihnen manchmal eine Ausfüh-
rung ihrer Branche übertragen
würde; wie schön wäre es,
wenn Männern, die mit den
lokalen Verhältnissen aufs ge-
naueste vertraut sind, künst-
lerischen Schwung besitzen und
aus reinem Idealismus sich mit
der baulichen Entfaltung ihrer
Heimat befassen, wenn ihnen
von der Stadtverwaltung manch-
mal freihändig der Auftrag,
etwa zum Entwurf eines neuen
Planabschnittes, übertragen
würde. Eine solche Aner-
kennung im Vaterlande würde
beide Teile ehren. Statt dessen
müssen wir bei den Baubeamten
auch ihr Blick für gute und
schlechte Ausführung wird auf gewissen Ge-
bieten geübt und geschärft, und der Zwang,
alles, was sie vorschlagen, vorher zu veran-
schlagen, gewöhnt sie daran, auf alle Durch-
gängerei gründlich zu verzichten. Aber neue,
blitzartige Ideen einer neuen Aufgabe, sei es
ein Gebäude, eine Brücke, eine Hafenanlage
entgegen zu bringen, ist ihnen vielleicht eben-
sowenig gegeben, wie achten von zehn ihrer
Privatkollegen: brachten sie diese Fähigkeit
mit in ihre amtliche Stellung, so verschrumpfen
entweder die köstlichen Ansätze im Akten-
staub und unverständigem Zurechtzupfen in
den Ausschüssen, oder sie retten ihr besseres
Ich noch durch rechtzeitige Rückkehr zur
Privattätigkeit. Es gibt allerdings einige amt-
liche Stellungen in Deutschland, die mit her-
vorragenden Männern (insbesondere Archi-
tekten) schon seit längerer Zeit besetzt sind;
wahrscheinlich lässt die Fülle der grossen Auf-
gaben und der finanziellen Mittel — neben
der unverwüstlichen Arbeitsfreudigkeit — ihnen
manche Verdriesslichkeit des Amtes als Baga-
telle erscheinen. Jedenfalls sollen derartige
Koryphäen bei den nachfolgenden Betrach-
tungen nicht getroffen werden.
Wirft man einen Rückblick auf die Wett-
bewerbe neuerer Zeit, so findet man ziemlich
Arch. Ernst Lessing, Berlin.
Landhaus Schwanenwerder.
47
Arch. Fritz Behrendt, Dortmund.
Landhaus Breslau. Stallgebäude.
viele von Stadtverwaltungen ausgeschrie-
bene Aufgaben des Hochbaus (Rathäuser,
Kirchen, Theater), des Tiefbaus (nament-
lich Brücken) und der Städtebaukunst
(Gesamtbebauungspläne) darunter vor.
Niemand macht dem städischen Bau-
beamten einen Arorwurf daraus, dass er
seine Konkurrenten nicht siegreich aus
dem Felde schlägt; sind es doch häufig
Spezialitäten (Schlachthäuser, Eisenbeton
brücken, Pläne mit landschaftgärtneri-
schen Reizen), die eben nur der Spezialist
im Fache vollendet lösen kann. Wenn
nun aber in solchen Fällen die Zweck-
mässigkeit der Privatkonkurrenz aner-
kannt wird — warum geschieht es nicht
viel häufiger, auch bei minder hervor-
ragenden Anlässen ? Viele unserer Archi-
tekten würden sich glücklich schätzen,
wenn ihnen von dem reichen Tische
grossstädtischer Hochbautätigkeit ab und
zu etwas zugewiesen würde; die Privat-
ingenieure der Wasserversorgung und
Kanalisation würden eher selbständigen
Fuss fassen können (und es
Schutz für Werke der Baukunst,
erster jedoch für die nicht zuerst
in Deutschland erschienenen
Werke nur, soweit sie im Ur-
sprungslande, d. h. im Lande
ihrer ersten Veröffentlichung,
geschützt sind.
Das Bauwesen
der grossen Städte.
Von Baurat 0. Gruner f.
(Fortsetzung aus Heft 1.)
Es ist nicht zu verlangen,
dass an der Spitze der Bau-
ämterallemal die Männer stehen,
die die beste Lösung der grossen
Aufgaben finden. Gewiss eignen
sie sich im Laufe der Jahre eine
grosse Verwaltungsroutine an,
Arch. Ernst Lessing, Berlin.
Landhaus Schwanenwerder mit Pförtnerhaus.
läge das oft im Interesse kleine-
rer Vorortgemeinden), wenn
ihnen manchmal eine Ausfüh-
rung ihrer Branche übertragen
würde; wie schön wäre es,
wenn Männern, die mit den
lokalen Verhältnissen aufs ge-
naueste vertraut sind, künst-
lerischen Schwung besitzen und
aus reinem Idealismus sich mit
der baulichen Entfaltung ihrer
Heimat befassen, wenn ihnen
von der Stadtverwaltung manch-
mal freihändig der Auftrag,
etwa zum Entwurf eines neuen
Planabschnittes, übertragen
würde. Eine solche Aner-
kennung im Vaterlande würde
beide Teile ehren. Statt dessen
müssen wir bei den Baubeamten
auch ihr Blick für gute und
schlechte Ausführung wird auf gewissen Ge-
bieten geübt und geschärft, und der Zwang,
alles, was sie vorschlagen, vorher zu veran-
schlagen, gewöhnt sie daran, auf alle Durch-
gängerei gründlich zu verzichten. Aber neue,
blitzartige Ideen einer neuen Aufgabe, sei es
ein Gebäude, eine Brücke, eine Hafenanlage
entgegen zu bringen, ist ihnen vielleicht eben-
sowenig gegeben, wie achten von zehn ihrer
Privatkollegen: brachten sie diese Fähigkeit
mit in ihre amtliche Stellung, so verschrumpfen
entweder die köstlichen Ansätze im Akten-
staub und unverständigem Zurechtzupfen in
den Ausschüssen, oder sie retten ihr besseres
Ich noch durch rechtzeitige Rückkehr zur
Privattätigkeit. Es gibt allerdings einige amt-
liche Stellungen in Deutschland, die mit her-
vorragenden Männern (insbesondere Archi-
tekten) schon seit längerer Zeit besetzt sind;
wahrscheinlich lässt die Fülle der grossen Auf-
gaben und der finanziellen Mittel — neben
der unverwüstlichen Arbeitsfreudigkeit — ihnen
manche Verdriesslichkeit des Amtes als Baga-
telle erscheinen. Jedenfalls sollen derartige
Koryphäen bei den nachfolgenden Betrach-
tungen nicht getroffen werden.
Wirft man einen Rückblick auf die Wett-
bewerbe neuerer Zeit, so findet man ziemlich
Arch. Ernst Lessing, Berlin.
Landhaus Schwanenwerder.