Beilage BAUMEISTER Monatshefte für Architektur
1909, APRIL VII. JAHRGANG, HEFT 7
weitgehendste Anforderungen; wickelt
sich in ihnen doch ein zweites Familien-
leben ab, dessen Sitten und Gebräuche zu
erlassen Hauptaufgabe des Architekten
wird.
Die in Nachfolgendem geschilderten
Bauschöpfungen sind Ausführungen des
Architekten Emil Frey zu Berlin, welcher
sich den ihm gestellten Aufgaben in der
Erbauung wassersportlichen Bootshäuser
und Klubhäuser ein sehr dankbares Ge-
biet mit feinem Kunstverständnis, in
strenger Anlehnung an die sportliche
Praxis, erwählt hat. Seine Ausführungen
und Projekte geben nutzbringende Ge-
danken wieder, deren praktische Ver-
wertung uns in mannigfacher Art und
Ausführung entgegentreten. Den Wün-
schen und Forderungen der Vereinigun-
gen Rechnung tragend, verraten sie weni-
ger die Formenhäufung im Aussenbilde,
als vielmehr die Annehmlichkeit der
Raumgruppierung im Innern.
Das „ Moderne“ unserer heutigen Kunst,
wie es von dem veränderten Zeitgeist
verlangt wird, beruht nicht so sehr in
der ungestümen Forderung einer Gestal-
tung jeglicher Masse, als vielmehr in der
praktischen Betätigung des Kunstwerkes,
sei es als Mittel der Behaglichkeit oder
aber auch als Produkt einer geistig wohl
durchdachten Arbeit, deren Aeusseres
„Gefallen“ und somit „Zufriedenheit“ er-
weckt. Die Gestaltung eines Raumes in
seiner Berücksichtigung auf die Lebens-
gewohnheit eines Einzelnen oder einer
Familie erfordert ganz andere Behand-
lung, als eine Stätte gesellschaftlicher
Arch. Rieb, Dollinger, Stuttgart. Bauausstellung Stuttgart 1908.
Schwäbisches Sommer- und Ferienhaus. Grosser Erker im allgemeinen Wohnraum.
Vereinigungen von bestimmter Zahl Mit-
glieder und ihrer eng begrenzten Berufs-
art, hier liegt der Wert der Einzelschöpfun-
Klubhäuser für den Wassersport.
Von Karl Loris, Berlin.
gen des Architekten; zumeist für Vereinigungen des Wasser-
sports gebaut, müssen sie zum Teil einer bequemen Unter-
bringung der Boote Rechnung tragen, ein Umstand, der in
Zu den Kulturaufgaben eines Volkes im weitesten Sinne erster Linie Lage und Gestalt nach innen und aussen eng
gehören unstreitig auch die Beachtungen seiner
mannigfachen Spiel- und Sportbewegungen
in denen die heranreifende Jugend ihre Kraft zu
wecken oder zu wahren sucht. Kein Wunder,
wenn die Verbandsvorstände aller Art Sport-
vereinigungen der Lösung dieser Art Volkswohl
die weitgehendste Aufmerksamkeit entgegen-
bringen. In der Tat berechtigen uns die heu-
tigen wirtschaftlichen Lebensbedingungen da-
zu, unsere volle Kraft daranzusetzen, dass zur
Erreichung eines allgemeinen geistigen und
leiblichen Wohlbefindens unseres Körpers, zu
gewissen Tageszeiten vor der Alltagsbeschäfti-
gung Halt gemacht wird, damit jeder Gelegen-
heit habe, in fröhlichem Spiel oder sonstigen
sportlichen Beschäftigung seine Kräfte zu
wahren und zu ersetzen; so sehen wir denn
auch unzählige Vereinigungen sich mit der
Lösung obiger Aufgabe beschäftigen, oder auch
tätlich bemühen, vorerwähnten Zielen näher
zu streben.
Das zunächst liegende Bedürfnis einer der-
artigen Vereinigung gipfelte in dem Wunsche,
ein Vereinshaus zu besitzen, das die Erfüllung
gestellter Ziele und die Lösung bestimmter
Aufgaben voll und ganz gewährleistet. Der-
artige Klubbauten stellen an den Architekten Arch. Emil frey, Berlin.
Gesellschaftsbaus für den Bonner Eiski ub.
1909, APRIL VII. JAHRGANG, HEFT 7
weitgehendste Anforderungen; wickelt
sich in ihnen doch ein zweites Familien-
leben ab, dessen Sitten und Gebräuche zu
erlassen Hauptaufgabe des Architekten
wird.
Die in Nachfolgendem geschilderten
Bauschöpfungen sind Ausführungen des
Architekten Emil Frey zu Berlin, welcher
sich den ihm gestellten Aufgaben in der
Erbauung wassersportlichen Bootshäuser
und Klubhäuser ein sehr dankbares Ge-
biet mit feinem Kunstverständnis, in
strenger Anlehnung an die sportliche
Praxis, erwählt hat. Seine Ausführungen
und Projekte geben nutzbringende Ge-
danken wieder, deren praktische Ver-
wertung uns in mannigfacher Art und
Ausführung entgegentreten. Den Wün-
schen und Forderungen der Vereinigun-
gen Rechnung tragend, verraten sie weni-
ger die Formenhäufung im Aussenbilde,
als vielmehr die Annehmlichkeit der
Raumgruppierung im Innern.
Das „ Moderne“ unserer heutigen Kunst,
wie es von dem veränderten Zeitgeist
verlangt wird, beruht nicht so sehr in
der ungestümen Forderung einer Gestal-
tung jeglicher Masse, als vielmehr in der
praktischen Betätigung des Kunstwerkes,
sei es als Mittel der Behaglichkeit oder
aber auch als Produkt einer geistig wohl
durchdachten Arbeit, deren Aeusseres
„Gefallen“ und somit „Zufriedenheit“ er-
weckt. Die Gestaltung eines Raumes in
seiner Berücksichtigung auf die Lebens-
gewohnheit eines Einzelnen oder einer
Familie erfordert ganz andere Behand-
lung, als eine Stätte gesellschaftlicher
Arch. Rieb, Dollinger, Stuttgart. Bauausstellung Stuttgart 1908.
Schwäbisches Sommer- und Ferienhaus. Grosser Erker im allgemeinen Wohnraum.
Vereinigungen von bestimmter Zahl Mit-
glieder und ihrer eng begrenzten Berufs-
art, hier liegt der Wert der Einzelschöpfun-
Klubhäuser für den Wassersport.
Von Karl Loris, Berlin.
gen des Architekten; zumeist für Vereinigungen des Wasser-
sports gebaut, müssen sie zum Teil einer bequemen Unter-
bringung der Boote Rechnung tragen, ein Umstand, der in
Zu den Kulturaufgaben eines Volkes im weitesten Sinne erster Linie Lage und Gestalt nach innen und aussen eng
gehören unstreitig auch die Beachtungen seiner
mannigfachen Spiel- und Sportbewegungen
in denen die heranreifende Jugend ihre Kraft zu
wecken oder zu wahren sucht. Kein Wunder,
wenn die Verbandsvorstände aller Art Sport-
vereinigungen der Lösung dieser Art Volkswohl
die weitgehendste Aufmerksamkeit entgegen-
bringen. In der Tat berechtigen uns die heu-
tigen wirtschaftlichen Lebensbedingungen da-
zu, unsere volle Kraft daranzusetzen, dass zur
Erreichung eines allgemeinen geistigen und
leiblichen Wohlbefindens unseres Körpers, zu
gewissen Tageszeiten vor der Alltagsbeschäfti-
gung Halt gemacht wird, damit jeder Gelegen-
heit habe, in fröhlichem Spiel oder sonstigen
sportlichen Beschäftigung seine Kräfte zu
wahren und zu ersetzen; so sehen wir denn
auch unzählige Vereinigungen sich mit der
Lösung obiger Aufgabe beschäftigen, oder auch
tätlich bemühen, vorerwähnten Zielen näher
zu streben.
Das zunächst liegende Bedürfnis einer der-
artigen Vereinigung gipfelte in dem Wunsche,
ein Vereinshaus zu besitzen, das die Erfüllung
gestellter Ziele und die Lösung bestimmter
Aufgaben voll und ganz gewährleistet. Der-
artige Klubbauten stellen an den Architekten Arch. Emil frey, Berlin.
Gesellschaftsbaus für den Bonner Eiski ub.