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DER BAUMEISTER » 1908, DEZEMBER.
Entwurf zu einem Schulhaus. *
staltung. Veil wusste alle diese Faktoren ge-
schickt zu benützen. Er gab dem Haus ein
Massiv, das ein wirksames Gegengewicht zu
der gegenüberliegenden alten Baugruppe
bildet. Im Hinblick auf die freie Lage suchte
er alles zum Hause Gehörige unter einen
Hut zu bringen; der ganze Aufbau und das
Dach sind mit Rücksicht auf die besonderen
örtlichen Verhältnisse gestaltet.
Als Architekt fasste er bei der Situierung
der Innenräume die verschiedenen Himmels-
richtungen ins Auge. Veranda, Halle, Wohn-
und Speisezimmer legte er auf die Südseite;
auf der Nordseite liegen die Wirtschaftsräume,
Küche, Speise etc. Das Schlafzimmer liegt
ostwärts. An der Ostseite befindet sich auch
der Haupteingang vom Garten aus. Tritt ein
Gast herein, gelangt er durch den Vorplatz
sogleich in die wohnlich eingerichtete Halle
und geniesst von hieraus durch die offene
Veranda einen reizenden Ausblick auf die
Landschaft. Innig mit der Halle verbunden
ist einerseits das Wohn-, andererseits das
Speisezimmer und damit ist auch die eben
Grund des erfolg-
reichen Ergebnisses
eines Wettbewerbes
ausgeführt hat.
Der zwar noch ganz
im Geiste der Münche-
ner Baukunst nach
malerischen Gesichts-
punkten ausgeführte
Bau lässt doch schon
Veils frühes Streben
nach klarer Gliede-
rung der Massen,
nach Erzielung wirk-
samer Kontrastwir-
kungen und nicht zum
wenigsten seinen ge-
sunden Sinn für ma-
terialgerechte Bau-
weise erkennen. Um
die Ausschmückung
einzelner Teile, wie
z. B. des schönen Ein-
Entwurf zu einem Volksschulhaus. *
erwähnte Gruppe der
Wohnräume von der
Hauswirtschaft ge-
trennt.
Der Unterbau ent-
hält auch noch eine
Gartenhalle mit einem
behaglich plätschern-
den Brunnen im Hin-
tergründe — an be-
sonders heissenTagen
ein angenehmer, er-
frischender Aufent-
halt. Die Grössen-
verhältnisse des Unter-
Unterbaues ergeben
einen bedeutsamen
Faktor für die Glie-
derung der Fassade an
der Südseite, auch die
Pfeiler der Veranda
haben daran wesent-
lichen Anteil.
gangstores, hat sich
Veils Freund, Bildhauer Ulfert Jansen in München,
verdient gemacht.
Veils nächstes Werk, das Landhaus Gebhardt
auf der Ludwigshöhe bei München, ist nach dem
Wunsche des Besitzers im Geschmacke der Bauten
„um 1800“ zu einem behaglich anmutigen Wohn-
sitz gestaltet. Auch hier hat wiederum bei der
Ausschmückung ein Bildhauer, Josef Rauch aus
Berlin, mitgewirkt. (Siehe November-Heft.)
So reizvoll dieses Haus als Architekturerschei-
nung wirkt und soweit es von jedem üblichen
Schema einer „Villa“ entfernt ist, so gibt es doch
noch kein ganz vollständiges Bild von Veils
architektonischem Kunstschaffen.
Eine günstige Gelegenheit, sein künstlerisches
Ausdrucksvermögen bei einer solchen Bauaufgabe
voller und freier entfalten zu können, bot der
Auftrag der Erbauung eines Landhauses für die
Freifrau Maria von Stetten in Burtenbach. Die
Situierung des Hauses inmitten einer abwechs-
lungsreich gestalteten Umgebung, auf einem
terrassenartig abgestuften Hügel über dem Dorfe,
dazu die Nähe einer alten malerischen Baugruppe,
Kirche und Pfarrhaus Burtenbach, bot genug
anregende Momente zu einer interessanten Ge-
* Arch. Otto Schnartz f.
Schule für Bremen.
DER BAUMEISTER » 1908, DEZEMBER.
Entwurf zu einem Schulhaus. *
staltung. Veil wusste alle diese Faktoren ge-
schickt zu benützen. Er gab dem Haus ein
Massiv, das ein wirksames Gegengewicht zu
der gegenüberliegenden alten Baugruppe
bildet. Im Hinblick auf die freie Lage suchte
er alles zum Hause Gehörige unter einen
Hut zu bringen; der ganze Aufbau und das
Dach sind mit Rücksicht auf die besonderen
örtlichen Verhältnisse gestaltet.
Als Architekt fasste er bei der Situierung
der Innenräume die verschiedenen Himmels-
richtungen ins Auge. Veranda, Halle, Wohn-
und Speisezimmer legte er auf die Südseite;
auf der Nordseite liegen die Wirtschaftsräume,
Küche, Speise etc. Das Schlafzimmer liegt
ostwärts. An der Ostseite befindet sich auch
der Haupteingang vom Garten aus. Tritt ein
Gast herein, gelangt er durch den Vorplatz
sogleich in die wohnlich eingerichtete Halle
und geniesst von hieraus durch die offene
Veranda einen reizenden Ausblick auf die
Landschaft. Innig mit der Halle verbunden
ist einerseits das Wohn-, andererseits das
Speisezimmer und damit ist auch die eben
Grund des erfolg-
reichen Ergebnisses
eines Wettbewerbes
ausgeführt hat.
Der zwar noch ganz
im Geiste der Münche-
ner Baukunst nach
malerischen Gesichts-
punkten ausgeführte
Bau lässt doch schon
Veils frühes Streben
nach klarer Gliede-
rung der Massen,
nach Erzielung wirk-
samer Kontrastwir-
kungen und nicht zum
wenigsten seinen ge-
sunden Sinn für ma-
terialgerechte Bau-
weise erkennen. Um
die Ausschmückung
einzelner Teile, wie
z. B. des schönen Ein-
Entwurf zu einem Volksschulhaus. *
erwähnte Gruppe der
Wohnräume von der
Hauswirtschaft ge-
trennt.
Der Unterbau ent-
hält auch noch eine
Gartenhalle mit einem
behaglich plätschern-
den Brunnen im Hin-
tergründe — an be-
sonders heissenTagen
ein angenehmer, er-
frischender Aufent-
halt. Die Grössen-
verhältnisse des Unter-
Unterbaues ergeben
einen bedeutsamen
Faktor für die Glie-
derung der Fassade an
der Südseite, auch die
Pfeiler der Veranda
haben daran wesent-
lichen Anteil.
gangstores, hat sich
Veils Freund, Bildhauer Ulfert Jansen in München,
verdient gemacht.
Veils nächstes Werk, das Landhaus Gebhardt
auf der Ludwigshöhe bei München, ist nach dem
Wunsche des Besitzers im Geschmacke der Bauten
„um 1800“ zu einem behaglich anmutigen Wohn-
sitz gestaltet. Auch hier hat wiederum bei der
Ausschmückung ein Bildhauer, Josef Rauch aus
Berlin, mitgewirkt. (Siehe November-Heft.)
So reizvoll dieses Haus als Architekturerschei-
nung wirkt und soweit es von jedem üblichen
Schema einer „Villa“ entfernt ist, so gibt es doch
noch kein ganz vollständiges Bild von Veils
architektonischem Kunstschaffen.
Eine günstige Gelegenheit, sein künstlerisches
Ausdrucksvermögen bei einer solchen Bauaufgabe
voller und freier entfalten zu können, bot der
Auftrag der Erbauung eines Landhauses für die
Freifrau Maria von Stetten in Burtenbach. Die
Situierung des Hauses inmitten einer abwechs-
lungsreich gestalteten Umgebung, auf einem
terrassenartig abgestuften Hügel über dem Dorfe,
dazu die Nähe einer alten malerischen Baugruppe,
Kirche und Pfarrhaus Burtenbach, bot genug
anregende Momente zu einer interessanten Ge-
* Arch. Otto Schnartz f.
Schule für Bremen.