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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Gurlitt, Cornelius: Antike Denkmalsäulen in Constantinopel, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0070

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bO

DER BAUMEISTER ° 1909, FEBRUAR.


Unterbau (Schicht 31—29) 3,10 m, Stuhl
(Schicht 28—23) 8,335 m, Basis (Schicht
22) 1,40 m, Schaft (Schicht 21 — 4) 30,20 m,
Kapital (Schicht 3) 1,66 m, Bekrönung
(Schicht 2—-1) 5,80 m, Figur 5,60 m,
Gesamthöhe rund 56,00 m.
Innerhalb der Angaben des Gyllius
wurden die Profile nach dem Vorbilde
der Trajanssäule in Rom gezeichnet, dem
unverkennbaren Modell der konstantino-
politanischen.
Nach alledem ist die Wahrscheinlich-
keit, dass die Rekonstruktion der Wirk-
lichkeit,namentlich dem Gesamteindrucke
der Säule, wie sie einst stand, nahe
komme, recht gross.
Nun noch ein Wort über die Kaiser-
statue, die auf meiner Rekonstruktion
steht: Es ist der etwa 5,6 m hohe
Koloss, der sich in der süditalienischen
Stadt Barletta befindet. Statt des kleinen
Kreuzes, das er jetzt in der erhobenen

Aufg. Prof. Schirmer, Stuttgart.

Beinstein.

glauben, dass Gyllius diesen Fuss verwendete. Aber die Aufrechnung
mehrerer Posten spricht dagegen, dass ein 1 özölliger Fuss verwendet
wurde. Man vergleiche z. B. die Angaben an der Konstantinssäule.
Die obigen Masse ergeben einen Fuss von 0,314 m Länge. Dies
Mass ist anderen kontrollierbaren Nachmessungen gegenüber wahr-
scheinlich zu gross.
Man wird also den Fuss mit etwas zwischen 0,314 und 0,305 m
annehmen können. Freilich sind die Messungen nicht genau.
Doch reichen sie aus, um die Höhenmasse der einzelnen Schichten
und damit der ganzen Säule in genügender Sicherheit festzustellen.
Diese mass ohne die bekrönende Figur 56 m und zwar: Der


Böblingen.


Münchingen.

Rechten hält, gab ich ihm ein Labarum in die Hand.
Näheres über die Statue berichtet J. J. Bernoulli, Die
Bildnisse der römischen Kaiser und ihrer Angehörigen,
Stuttgart 1894 Bd. III S. 257. Die Statue steht min-
destens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Barletta.
Ein Epigramm von 1491 sagt, sie sei von Polyphobos
in Konstantinopel gegossen und als Strandgut von
einem aus Konstantinopel heimsegelnden, gescheiterten
Venetianer nach Barletta gekommen. Das Bildnis galt
erst für das des Beneventer Herzogs Arichis (Eraco),
der 787 starb. Dass die Statue nicht dem 8. Jahr-
hundert angehört, also nicht für Arichis gegossen wurde,
ist zweifellos. Warum die so positiv auftretende Nach-
richt von ihrer Herkunft aus Konstantinopel von der
modernen Wissenschaft ohne weiteres als Fabel an-
gesehen wird, ist mir wenig erfindlich. Hinzuweisen
ist nur auf den zeitlichen Zusammenhang; nämlich
dass man die Statue nach einem Fürsten benannte, der
bald nach dem Sturz der Arkadiusbildsäule in Kon-
stantinopel lebte. (Fortsetzung folgt.)

Verlag: Georg D, W. Call wey in München. Verantwortlich: Hermann Jansen in Berlin W 35‘ Druck von Kastner & Callwey in München.
 
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