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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Rimele, Fridolin: Das Schulhaus am Lerchenrain in Heslach-Stuttgart: Arch. Prof. Paul Bonatz und F. E. Scholer
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0128

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DER BAUMEISTER » 1909, JULI.


Schule in Heslach-Stuttgart. Rückansicht.

des Gemütes. Die Nähe des Waldes weckt
in den Kindern die Liebe zur Natur. Aus
steter Beobachtung ihres wechselvollen Le-
bens folgert Sinn und Verständnis für Werden
und Vergehen. Der Kinder Freude am Singen
der Vögel, am Spiel der Falter führt sie zur
Liebe der Tierwelt. Der gewohnte Blick von
hoch oben ins weite heimatliche Tal prägt
sich unauslöschlich in die jungen Seelen und
dieses Bild der väterlichen Erde tragen sie
mit sich hinaus in die weite Welt zur freudi-
gen Erinnerung an Heimat und Jugend. Mit
begeistertem Stolze erzählen sie draussen
von ihrer schönen, gleich einer Burg hoch
über der Stadt ragenden Schule und aus
ihren Worten wird ein erfreulicher Zug von
Heimatliebe klingen!
Wie schon erwähnt, bot die gewählte Lage
der Heslacher Schule auch dem Architekten
bei seiner Entwurfsarbeit gewisse Vorteile,
denen aber gleich grosse Schwierigkeiten
gegenüberstanden. Wohl gibt des Waldes
belebendes Grün dem Bilde der Schule Reiz
und Leben; zweifellos wird die Erscheinung
des Gebäudes durch seine hohe Lage zu
mächtiger Wirkung gesteigert! Aber eben
dieser weithin sichtbare, einen ganzen Stadt-
teil beherrschende Standpunkt hat eine dop-
pelt grosszügige, auf Fernwirkung berech-
nete äussere Gestaltung der Schule gefordert.
Im Streben nach einer solchen hat Bonatz
schon beim ersten Gedanken der Schule, sei-
nem preisgekrönten Projekt des seinerzeiti-
gen Wettbewerbs, den Neubau möglichst weit
zurück in die Höhe geschoben und ihm
stattliche Auffahrtswege, Treppen und Ter-
rassen vorgelagert, was insofern auch einer
zweckmässigen Ausführung entsprach, als
der oberhalb des Bauwesens erforderliche
Abhub zur Anlage dieser Zufahrten und Ter-
rassen verwendet werden konnte. Bei dem
steilen Bauplatz, zwischen dessen höchstem
und tiefstem Punkte ein Höhenunterschied
von ca. 30 m besteht, war ein Langbau von
mässiger Tiefenentwicklung die gegebene
Grundform. Durch Anordnung von zwei
gleichen, kurzen aber sehr breiten Flügel-
bauten gab Bonatz dieser Grundform Bewe-
gung, hob aber die so geschaffene Symmetrie


Arch. Paul Bonatz und F. E. Schöler, Stuttgart.

Schule in Heslach-Stuttgart. Vorderansicht. (Siehe Tafel 80. Suppl.-Taf. 19/20.)
 
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