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DER BAUMEISTER » 1909, SEPTEMBER.
den wagerechten Schub-
durch Pfetten zu den vier
Eckbindern fortleitet. Die
seitlichen Tonnen sind an
den Giebelwänden abge-
walmt. Die Bogenbinder
selbst werden durch drei
Pfettenringe versteift. Die
innere Verglasung ruht auf
dem Rücken der Binder,
die äussere Verglasung
und die Kupfereindeckung
des unteren Kuppelteils
sind durch leichte Stützen
auf die grossen Trageglie-
deraufgesetzt. Das grosse
elliptische Oberlicht hat
2 Axen von 54 und 34 m,
zu dieser Lichtquelle treten
noch zahlreiche Seiten-
öffnungen. Die gute archi-
tektonische Wirkung der
Binder beruht, abgesehen
von ihrer schönen Linien-
Aufg. Rud. Minderer, Elberfeld.
Aus Wangen, führung, in dem Reiz der
Aus Wangen.
achteckigen Durchbrech-
Bedingungen entspre-
chen. Das System
selbst ist ein Vier-Ge-
lenkbogen mit selbst-
tätigen Gelenken nach
einem Patent der
Brückenbauanstalt
Gustavsburg, wie es
neuerdings auch bei
der Ballonhalle in Köln
zur Anwendung ge-
kommen ist. Die Lei-
stung der Firma, die
11 Monate nach Be-
stellungdie Hallefertig
montierte, ist bewun-
dernswert. Die Durch-
arbeitung der Werk-
pläne, bei denen zeit-
weilig 25 Konstruk-
teure beschäftigt wa-
ren, stellte an die Aus-
dauer des Personals
die höchsten Anforde-
rungen; die Montage-
arbeiten, bei denen
Montagestücke von 28
Meter Länge und 14 t
Gewicht gehoben wer-
den mussten, gingen
dank der Leistungs-
fähigkeit der modern
eingerichteten Werk-
stätten glatt und ohne
Unfall und Unterbre-
chung in nicht ganz
4’/2 Monaten von stat-
ten. Die erste Galerie
ist in Eisenbeton mit
sparsam verteilten
Stützen ausgeführt
und so hoch angelegt,
dass die Plätze unter
ihr noch als zum Saal
gehörig angesehen
werden können. Die
zweite Galerie ragt aus
einem kastenförmigen,
eisernen Fachwerkträ-
ger vor, der sich, zu-
gleich versteifend,
zwischen die Binder
legt. Unabhängig von
diesen Konstruktionen
umziehen die Gürtel-
bauten, welche Klei-
derablagen, Verkehrs-
und Nebenräume ent-
halten, die Halle. Die
Haupt-Kleiderablagen,
ungen der Blechträger, die zugleich auch statisch-konstruktiven zen Verkehr bewältigen können, werden sich später im Erd-
geschoss unter dem
Bankettsaal und den
anstossenden Räumen
befinden, heute wur-
den als Ersatz provi-
sorische Anlagen ge-
schaffen. Für die Aus-
senarchitektur an der
Nordfront und an den
Türmen kam der ge-
flammte heimische rote
Mainsandstein zur An-
wendung, in der for-
malen Behandlung
wählte der Architekt
die Formen einer fest-
lichen heiteren Spät-
renaissance. Die Rang-
treppen, untersich und
gegen die Geschosse
abgeschlossen, sind
aus Beton hergestellt.
Von sonstigen tech-
nischen Angaben der
Denkschrift ist viel-
leicht noch folgendes
von Interesse. Die
grosse Halle enthält
bei der Bestuhlung, wie
sie anlässlich des
Sängerfestes gewählt
wurde, äusser den Eh-
rengästen und Fürst-
lichkeiten 2500 Plätze
auf dem Sängerpo-
dium, 6400 Sitzplätze
im Parterre, im ersten
Rang 564 Logenplätze
und 2146 sonstige
Plätze, im 2. Rang rund
1800 Plätze; sie fasste
also insgesamt rund
13400 Menschen! Die
6000 Reihenklapp-
stühle des Parterres
können auch als Ein-
zelstühle an Tischen
verwandt werden. Das
Erdgeschoss der Halle
erhielt Asphaltbelag,
auf den Galerien, Korri-
doren, Treppenhäu-
sern der Gürtelbauten
ist Linoleum, in der
Eingangshalle Fliesen-
belag angeordnet. In
weiser Selbstbeschrän-
kung verzichtete der
Architekt bei der gros-
sen Halle auf reiche
W
ut
85
welche erst den gan-
Arch. William Lossow und Max Hans Kühne, Dresden.
Haus Roesner, Dresden.
farbige Behandlung
DER BAUMEISTER » 1909, SEPTEMBER.
den wagerechten Schub-
durch Pfetten zu den vier
Eckbindern fortleitet. Die
seitlichen Tonnen sind an
den Giebelwänden abge-
walmt. Die Bogenbinder
selbst werden durch drei
Pfettenringe versteift. Die
innere Verglasung ruht auf
dem Rücken der Binder,
die äussere Verglasung
und die Kupfereindeckung
des unteren Kuppelteils
sind durch leichte Stützen
auf die grossen Trageglie-
deraufgesetzt. Das grosse
elliptische Oberlicht hat
2 Axen von 54 und 34 m,
zu dieser Lichtquelle treten
noch zahlreiche Seiten-
öffnungen. Die gute archi-
tektonische Wirkung der
Binder beruht, abgesehen
von ihrer schönen Linien-
Aufg. Rud. Minderer, Elberfeld.
Aus Wangen, führung, in dem Reiz der
Aus Wangen.
achteckigen Durchbrech-
Bedingungen entspre-
chen. Das System
selbst ist ein Vier-Ge-
lenkbogen mit selbst-
tätigen Gelenken nach
einem Patent der
Brückenbauanstalt
Gustavsburg, wie es
neuerdings auch bei
der Ballonhalle in Köln
zur Anwendung ge-
kommen ist. Die Lei-
stung der Firma, die
11 Monate nach Be-
stellungdie Hallefertig
montierte, ist bewun-
dernswert. Die Durch-
arbeitung der Werk-
pläne, bei denen zeit-
weilig 25 Konstruk-
teure beschäftigt wa-
ren, stellte an die Aus-
dauer des Personals
die höchsten Anforde-
rungen; die Montage-
arbeiten, bei denen
Montagestücke von 28
Meter Länge und 14 t
Gewicht gehoben wer-
den mussten, gingen
dank der Leistungs-
fähigkeit der modern
eingerichteten Werk-
stätten glatt und ohne
Unfall und Unterbre-
chung in nicht ganz
4’/2 Monaten von stat-
ten. Die erste Galerie
ist in Eisenbeton mit
sparsam verteilten
Stützen ausgeführt
und so hoch angelegt,
dass die Plätze unter
ihr noch als zum Saal
gehörig angesehen
werden können. Die
zweite Galerie ragt aus
einem kastenförmigen,
eisernen Fachwerkträ-
ger vor, der sich, zu-
gleich versteifend,
zwischen die Binder
legt. Unabhängig von
diesen Konstruktionen
umziehen die Gürtel-
bauten, welche Klei-
derablagen, Verkehrs-
und Nebenräume ent-
halten, die Halle. Die
Haupt-Kleiderablagen,
ungen der Blechträger, die zugleich auch statisch-konstruktiven zen Verkehr bewältigen können, werden sich später im Erd-
geschoss unter dem
Bankettsaal und den
anstossenden Räumen
befinden, heute wur-
den als Ersatz provi-
sorische Anlagen ge-
schaffen. Für die Aus-
senarchitektur an der
Nordfront und an den
Türmen kam der ge-
flammte heimische rote
Mainsandstein zur An-
wendung, in der for-
malen Behandlung
wählte der Architekt
die Formen einer fest-
lichen heiteren Spät-
renaissance. Die Rang-
treppen, untersich und
gegen die Geschosse
abgeschlossen, sind
aus Beton hergestellt.
Von sonstigen tech-
nischen Angaben der
Denkschrift ist viel-
leicht noch folgendes
von Interesse. Die
grosse Halle enthält
bei der Bestuhlung, wie
sie anlässlich des
Sängerfestes gewählt
wurde, äusser den Eh-
rengästen und Fürst-
lichkeiten 2500 Plätze
auf dem Sängerpo-
dium, 6400 Sitzplätze
im Parterre, im ersten
Rang 564 Logenplätze
und 2146 sonstige
Plätze, im 2. Rang rund
1800 Plätze; sie fasste
also insgesamt rund
13400 Menschen! Die
6000 Reihenklapp-
stühle des Parterres
können auch als Ein-
zelstühle an Tischen
verwandt werden. Das
Erdgeschoss der Halle
erhielt Asphaltbelag,
auf den Galerien, Korri-
doren, Treppenhäu-
sern der Gürtelbauten
ist Linoleum, in der
Eingangshalle Fliesen-
belag angeordnet. In
weiser Selbstbeschrän-
kung verzichtete der
Architekt bei der gros-
sen Halle auf reiche
W
ut
85
welche erst den gan-
Arch. William Lossow und Max Hans Kühne, Dresden.
Haus Roesner, Dresden.
farbige Behandlung