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Voss, Georg [Editor]; Lehfeldt, Paul [Oth.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0016

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2

Einleitung.

Saalfeld. 2

Ausdehnung nahmen, gründete Hanno 1063 im Ort Saalfeld ein Chorherren-Stift. Als
dies jedoch seinen Erwartungen nicht entsprach, löste er es auf. An die Stelle des-
selben liess er 1071 eine neue Stiftung, ein Benedictinerkloster, treten, welches mit
Mönchen aus Klöstern des kölnischen Sprengeis besetzt wurde und durch Ausstattung
mit dem grössten Theile der Richza'schen Besitzungen in Thüringen, sowie durch
ungewöhnliche Bevorzugungen hohe Bedeutung erhielt. (Acta Theod. palat. — Hannolied. —
Hönn, Sachsen-coburg. Hist. II, 5. — Lochmann, Momorahilia. — Schu 11es, Coburg-saalfeld.
Landesgesch. II, Urkundenbuch S. 1 ff. — Tolner, Add. ad histor. Palat. Cap. IX, S. 262 f.) Ein
Theil der ehemals Richza'schen Besitzungen, darunter das in der Schenkungsurkunde
von 1057 erwähnte Castellum Salaveldon, verblieb dem Erzstift als erb- und eigen-
thümlicher Besitz und kam unter Erzbisckof Philipp um 1167 durch Tausch an
Kaiser Friedrich I., so dass die Burg Saalfeld mit ihren Zubehörungen ein Allod
der deutschen Könige wurde. So zerfällt die Geschichte der Stadt und des Be-
zirkes in eine Geschichte geistlichen und weltlichen Gebietes. Im letzteren ent-
wickelte sich die Stadt Saalfeld. Im Kampfe der Könige Philipp und Otto IV. um
Deutschland war das königliche Gut ein hauptsächlicher Gegenstand für die beiden
Gegner, Freunde zu gewinnen, und so wurde es erst 1198 von Otto an das Erz-
stift Köln, 1199 von Philipp und in der Folge auch von Otto an den Landgrafen
Hermann von Thüringen, 1205 wieder an Köln gegeben (Schultes, Landesgesch. II,
Urkundenbuch S. 10 f.), 1209 aber von Otto an die Grafen von Schwarzburg verpfändet.
Das Pfand wurde nicht wieder eingelöst, vielmehr 1212 die Grafen vom Kaiser
Friedrich in ihrem Besitz bestätigt, von welchem freilich im Kriege Mancherlei ver-
loren gegangen war, so im Osten Pössneck und andere Städte, Burgen und Dörfer an
die Grafen von Arnshaugk und im Süden Gräfenthal, Lichtentanne, Lauenstein etc.
an die Grafen von Orlamünde. Die letzteren und die Grafen von Schwarzburg, in
deren Gebieten die Besitzungen der Benedictinerabtei, östlich vom Thüringer Walde
wenigstens, verstreut lagen, übten über dieselbe, bisweilen auch gegen sie, die
Schutzvogtei aus.

Die Grafen von Schwarzburg (1209—1389) thaten viel für das Land, besonders
für die Stadt Saalfeld, und wussten auch die bedrängten Zeiten des deutschen
Zwischenreiches (1254—1273) zu überwinden, welche sich vorzugsweise in der noth-
wendig gewordenen Zerstörung verschiedener zu Raubnestern gewordener Burgen im
Lande äusserten. Sie erlangten von ihren Nachbarn, den Herren von Wettin, welche
sich zu Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen aufgeschwungen
hatten, das denselben gehörige pössnecker Gebiet 1323 zu Lehn und dehnten Macht
und Einfluss bedeutend aus, besonders unter Günther XXL, welcher, 1341 General-
richter von Thüringen, später zum deutschen König aufgestellt wurde. Die Grafen
gingen mit dem Plan um, den Besitz des ganzen Saalthaies von den Grafen' von
Orlamünde etc. an sich zu bringen und die Landgrafen von Thüringen zu überflügeln.
Allein diese traten ihnen entgegen, und durch den Grafenkrieg 1342—1345 stieg die
Macht der Wettiner, während die Schwarzburgcr an Ansehen und Wohlstand einbüssten.
Dies äusserte sich besonders rücksichtlich des saalfeldischen Gebietes. Im Jahre
1346 kam die Vogtei über das Benedictinerkloster und dessen reichen Besitz in die
Hände der Markgrafen Von Meissen (Sc hui tos, Coburg-saalfeld. Landesgesch. II, Urkunden-
buch S. 33). Kaiser Karl IV. suchte, wie in anderen Gegenden Deutschlands, die Ver-
hältnisse klug benutzend, um seine Hausmacht zu stärken, auch in Thüringen festen
 
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