Der Amtsgerichtsbezirk Gräfenthal.
er Amtsgerichtsbezirk Gräfenthal wird im Norden vom meiningischen
Amtsgerichtsbezirk Saalfeld und von schwarzburg-rudolstädtischem Gebiet
begrenzt, im Süden vom meiningischen Amtsgerichtsbezirk Steinach und
von Bayern, im Westen vom Bezirk Steinach und von Schwarzburg-Rudol-
stadt, im Osten von Schwarzburg-Rudolstadt und Reuss j. L. Das Gebiet ist aus zwei
Theilen, den ehemaligen Aemtern Gräfenthal und Zella vereinigt. Es war im Grossen
und Ganzen erst, wie der Amtsgerichtsbezirk Saalfeld (siehe dessen Einleitung in
Heft VI), sei es Reichsgut oder freier Besitz der deutschen Könige aus dem Hause
Sachsen. Zu Anfang des 11. Jahrhunderts kam ein Theil desselben (das spätere Amt
Zella) an Pfalzgraf Ehrenfried und dessen Nachfolger, zuletzt Richza, von dieser aus
an das Erzstift Köln, von welchem die Benedictinerabtei zu Saalfeld ihre Haupt-
besitzungen hier um 1070 erhielt. Wer den Gebietstheil mit und um Gräfenthal im
Laufe etwa des 11. Jahrhunderts erwarb, ist unsicher; zu Ende des 13. Jahrhunderts
treten die Grafen von Orlamünde (von der jüngeren, thüringischen Linie) als Besitzer
dieses Landstriches auf. Diese Linie der Grafen von Orlamünde theilte sich 1284 in
die weimarisch-vogtländische und die fränkische; Heinrich (Hermann IV?), Stifter
der ersteren Linie, war der Gatte einer Erbtochter von Kevernburg-Rabenswald, wie
Otto, der Stifter der fränkischen Linie, eine Erbtochter des Grafen von Kevernburg
jüngerer Linie geheirathet hatte. Jedenfalls kam um 1288 die gräfenthaler Herrschaft
an die Grafen von Orlamünde vom Zweig Weimar (Vogtland). Uebrigens war die
Herrschaft nach Süden hin grösser, den Hauptsitz muss das unserem Amtsgerichts-
bezirk benachbarte, jetzt zu Bayern gehörige Lauenstein gebildet haben. Des Weiteren
dehnten die Grafen von Weimar-Orlamünde ihrerseits die dortigen Besitzungen aus,
indem sie theils eigenes Gebiet (Gräfenthal Stadt, sowie eine Reihe von Orten west-
lich davon, einzelne auch östlich von Probstzella) erwarben, theils seit etwa 1300 von
der Abtei die Vogtei über deren Gebiet (Probstzella und Orte nördlich von Gräfen-
thal, also die zwischen ihren Gebietstheilen liegenden Orte) erhielten. Sie selbst
setzten wieder adelige Lehnsmannen ein, so zuletzt die Herren von Stein. Als 1321
Hau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen IV. 1
er Amtsgerichtsbezirk Gräfenthal wird im Norden vom meiningischen
Amtsgerichtsbezirk Saalfeld und von schwarzburg-rudolstädtischem Gebiet
begrenzt, im Süden vom meiningischen Amtsgerichtsbezirk Steinach und
von Bayern, im Westen vom Bezirk Steinach und von Schwarzburg-Rudol-
stadt, im Osten von Schwarzburg-Rudolstadt und Reuss j. L. Das Gebiet ist aus zwei
Theilen, den ehemaligen Aemtern Gräfenthal und Zella vereinigt. Es war im Grossen
und Ganzen erst, wie der Amtsgerichtsbezirk Saalfeld (siehe dessen Einleitung in
Heft VI), sei es Reichsgut oder freier Besitz der deutschen Könige aus dem Hause
Sachsen. Zu Anfang des 11. Jahrhunderts kam ein Theil desselben (das spätere Amt
Zella) an Pfalzgraf Ehrenfried und dessen Nachfolger, zuletzt Richza, von dieser aus
an das Erzstift Köln, von welchem die Benedictinerabtei zu Saalfeld ihre Haupt-
besitzungen hier um 1070 erhielt. Wer den Gebietstheil mit und um Gräfenthal im
Laufe etwa des 11. Jahrhunderts erwarb, ist unsicher; zu Ende des 13. Jahrhunderts
treten die Grafen von Orlamünde (von der jüngeren, thüringischen Linie) als Besitzer
dieses Landstriches auf. Diese Linie der Grafen von Orlamünde theilte sich 1284 in
die weimarisch-vogtländische und die fränkische; Heinrich (Hermann IV?), Stifter
der ersteren Linie, war der Gatte einer Erbtochter von Kevernburg-Rabenswald, wie
Otto, der Stifter der fränkischen Linie, eine Erbtochter des Grafen von Kevernburg
jüngerer Linie geheirathet hatte. Jedenfalls kam um 1288 die gräfenthaler Herrschaft
an die Grafen von Orlamünde vom Zweig Weimar (Vogtland). Uebrigens war die
Herrschaft nach Süden hin grösser, den Hauptsitz muss das unserem Amtsgerichts-
bezirk benachbarte, jetzt zu Bayern gehörige Lauenstein gebildet haben. Des Weiteren
dehnten die Grafen von Weimar-Orlamünde ihrerseits die dortigen Besitzungen aus,
indem sie theils eigenes Gebiet (Gräfenthal Stadt, sowie eine Reihe von Orten west-
lich davon, einzelne auch östlich von Probstzella) erwarben, theils seit etwa 1300 von
der Abtei die Vogtei über deren Gebiet (Probstzella und Orte nördlich von Gräfen-
thal, also die zwischen ihren Gebietstheilen liegenden Orte) erhielten. Sie selbst
setzten wieder adelige Lehnsmannen ein, so zuletzt die Herren von Stein. Als 1321
Hau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen IV. 1