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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0224

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184

Leislau. Lichtenhain.

Camburg. 46

Kanzelbau, aus dem 18. Jahrhundert. Der schmale Unterbau ist von Pilastern
eingefasst, von welchen Rankenwerk consolenartig ausgeht. Darauf ruht die Ober-
wand mit der in fünf Seiten vortretenden und am Gebälk abwechselnd mit Triglyphen
und gebogenen Platten versehenen Brüstung und den dieselbe einfassenden Pilastern.
An diese schliesst sich ein leichtes, hübsch geschwungenes Rankenwerk an, welches
sich auch über den Pilastern als Krönung in kleinerem Maassstabe findet (A). Den
Schalldeckel bildet eine Krone S-förmiger Ranken mit Rauten-Gittern dazwischen.
Hinter ihm steigt ein Aufsatz in die Höhe, wieder von Pilastern eingefasst, mit
Zahnschnitt-Gesims im Gebälk und einem Giebel in durchbrochenen Ranken. Das
Ganze macht mit den durchbrochen geschnitzten Brettern einen leichten, zierlichen
Eindruck (Ä).

Altartisch, eine starke Platte, auf zwei anderen ruhend. Stein.

Kelch, gothisch. Am Fuss, dessen Rand mit Vierpässen: £3 geschmückt ist,
befindet sich ein kleines, erhabenes Crucifix. Am Knauf Würfelrosetten mit: ii>tf$VQ,
dazwischen Maasswerk-Verzierungen. Am Schaft darüber, bezw. darunter: Ij>tlf got,
bezw. maria t>ilf, von Perlsäumen eingefasst. Silber, vergoldet (A). — Hostien-
teller, mit einem Kreuz, dessen Arme nach aussen breiter werden und am Ende
noch Hakenansätze haben (A).

Taufdecke, vom Ende des 17. Jahrhunderts, in Wolle fein gestickt, auf
gröberem Grund, recht interessant, auch als Vorbild brauchbar (Lichtdruck). Die
Blumen, welche aus dem Henkelkorb wachsen, sind mannigfach naturalistisch, dabei
schliesst sich der ganze Strauss glücklich in die mehrfach, aber in regelmässiger
Linienführung gebrochene Umrahmung. Die Farben sind auf der Vorderseite ziemlich
verblasst, auf der Rückseite frisch erhalten.

Gemälde in der Sacristei, Bildniss des Pfarrers Chr. Kuntze, vom Anfang des
18. Jahrhunderts, mit gutem Gesichtsausdruck.

2 Glocken: 1851.

Lichtenhain, Exclave, 18 km südwestlich von Camburg, 21/2 km südwestlich
von Jena; 1199 Lichtinhagen. Ein adeliges Geschlecht führte von dem Orte seinen
Namen. — Brückner II, S. 585. — Hölzer, S. 272. - Voit, S. 345.

Kirche, soll eine der ältesten in der Umgegend sein. Jetzt ist es ein recht-
eckiger, für Chor, Langhaus und Thurm-Erdgeschoss gemeinsamer Raum, im Innern
unscheinbar und mit Holzdecke versehen. Der Bau rührt aber dem Mauerwerk und
dem breit-rechteckigen Thurme nach, an dessen Südseite noch ein Fensterschlitz oben
sichtbar ist, wohl noch aus romanischer Zeit her. Jedenfalls bestand sie um 1300,
wie die Malereien aussen an der Nordseite bezeugen. — Sodann haben sich noch
sichtbare Reste eines spätgothischen Umbaues erhalten, welcher der Zeit nach sich
wohl an die Einverleibung des Gotteshauses in das Kloster zu Jena 1419 angeschlossen
haben kann. So befindet sich an der Nordseite im Osttheil ein schmaler Sacristei-
 
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