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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0197

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164

TREl'PKNDOEF.

Kranichfeld. 26

Treppendorf, Exlave, 5 km südöstlich von Kranichfeld, schon 874 als Trebunes-
thorf genannt, 1342 Treppendorf, worin ein Pfarrer als Kaplan der Herren von

Kranichfeld erwähnt wird. — Brückner, Landeskunde II, S. 803. — Brückner, Samml.
versch. Nachr. III, VL S. 75. — Martin, Urkundenhuch d. Stadt Jena I (Thüring. Geschichtsqnellen
N. F. m, 1888), S. 175. — Voit, Herzogth. Sachsen-Meiningen, S. 353.

Kirche, der heiligen Maria geweiht gewesen, sehr alter Gründung, mit einem
Altar der heiligen drei Könige und einem Hochaltar, welcher von Papst Alexander III,
(1159—1181) zu Bologna geweiht und nach Treppendorf gebracht worden sein soll,
d. h. wohl nur die betreffenden Reliquien. Dadurch wurde die Kirche zu einer be-
rühmten Wallfahrtsstätte, und wohl im Anschluss daran erfolgte der Neubau in der
frühgothischen Zeit des 13. Jahrhunderts, welcher die ältesten Theile der heutigen
Kirche bildet. Es sind der Anlage nach der jetzige Chor, d. h. der im Osten des
Gebäudes gelegene lang-rechteckige Theil, und der sich westlich anschliessende
schmalere Theil, worin jetzt die Kanzel steht, mit dem Thurm darauf. [An den
jetzigen Chor wird sich damals noch östlich eine Apsis angeschlossen, der lang-recht-
eckige Raum aber als Langhaus und das Thurm-Erdgeschoss als Vorraum gedient
haben.] Von Einzelheiten jener ersten Bauzeit sind erhalten: an der Ostseite oben
die kleinen, schlanken, spitzbogigen Fenster und an der Südseite das zweit-östliche
Fenster, welche Oeffnungen später in den Leibungen wieder zu Rundbögen erweitert
worden sind; ferner an der Nordseite die nur aussen als Blende sichtbare Kreis-
öffnung und im Innern an der Chor-Nordseite eine zugemauerte, noch in wenigen
Profilen erkennbare, kleine, spitzbogige Sacramentnische, schliesslich das nicht hohe
Thurm-Obergeschoss mit Giebeldach. Dass der Chor einst drei Kreuzgewölbe hatte,
zeigen schwach erkennbare Spuren der Anfänger in Putz.

In spätestgothischer Zeit, um 1500, wurde [unter Abbruch der von mir ver-
mutheten Apsis] die Kirche erweitert, indem westlich an den Thurm, aber wieder
in gleicher Breite mit dem Chor, das jetzige Langhaus angebaut wurde, so dass nun
der schmalere Thurmbau zwischen den zwei breiteren Bautheilen steht. Die östliche
und westliche Thurm-Mauer wurde, um breite Durchgänge zu gewinnen, bis auf
Vorlagen fortgehauen. Doch liess man vermuthlich spitzbogige Tragebögen stehen,
und sind die jetzigen, hoch reichenden Oeffnungen wieder als das Ergebniss einer
noch späteren Bauthätigkeit anzusehen. Von erhaltenen Einzelheiten dieses spät-
gothischen Baues sind zu bezeichnen: die scharf erhaltene Profilirung des äusseren
Sockelgesimses am östlichen Theil der Kirche, das aus einem kleineren, frühgothischen
erweiterte, östliche Fenster der Chor-Südseite, welches breit, zweitheilig und mit
Fisch-Maasswerk: 0 gefüllt ist, das Fenster und die Eingangs-Thür an der Lang-
haus-Südseite. Diese beiden letzten Spitzbogen-Oeffnungen haben einige Profilirungen
von Stäben und Kehlen, welche jedoch bei einem späteren Wiederherstellungs-Bau
theilweise geglättet und abgearbeitet wurden. Solche Wiederherstellungen erfolgten
oft, besonders 1756 (Jahreszahl aussen über dem östlichen Fenster der Langhaus-
Südseite) und 1830 (Jahreszahl aussen am westlichen Fenster dieser Seite). Bei
diesen Bauten, wohl bei dem von 1756, wurden der Chor und das Langhaus,
ersterer in bedeutender Höhe über dem ehemaligen Gewölbe, mit einer tonnenförmigen
Holzdecke überdeckt, und die Bögen des östlichen und westlichen Thurm-Durchganges
 
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