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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0198

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27 Kranichfeld.

Tbeppbndorf.

165

in ihrer jetzigen Höhe rundbogig gemacht; ferner die grösseren, rundbogigen Fenster
an der Chor-Ostseite unten, an der Chor-Nordseite und an der Thurm-Südseite (dies
als Erweiterung eines spätgothischen), sowie das flachbogige, östliche der Langhaus-
Südseite. Von 1830 her stammt wohl das zweite der Langhaus-Südseite, welches
Rechteck-Form hat; damals muss auch die Westmauer neu aufgemauert worden
sein. [Es dürfte vordem das Langhaus sich etwas länger nach Westen hin erstreckt
haben.] Andere Wahrnehmungen, als die hier geschilderten, z. B. die Entstehungs-
zeit der vier Stein-Consolen innen am Chor [welche einst eine Empore getragen
haben], lassen sich nicht genauer verfolgen, da das Gebäude in allen seinen Mauer-
theilen sehr ungenau ausgeführt und wiederum im Innern dick übertüncht ist. Das
Einspringen des Mitteltheiles wird übrigens im Innern dadurch weniger bemerk-
lich, dass zwei Reihen Holz-Emporen, welche das Langhaus umziehen, so weit hinein-
treten, wie der Thurmbau. — Brückner, Landeskunde a. a. 0. — Brückner, Samml. S. 77
— G e 1 b k e, Kirchen- u. Schulenverfassung II, II, S. 552.

Sacramentshäuschen an der Chor-Ostseite, spätgothisch. Auf einem vier-
eckigen Wandpfeiler, der nur durch Halbkehlen sich zum viereckigen Sockel und
Kämpfer erweitert, tritt, durch Halbkehlen nach den drei freien Seiten hin, der
Schrein vor. [Die Vorderseite ist abgeplattet.] Darüber ist die mit Gitter ver-
schlossene Nische rundbogig, von einem krabbenverzierten Schweifbogen: f\ umsäumt,
an den Seiten von etwas Stabwerk eingefasst. Ueber dem Schweifbogen sieht man
noch die Flächendecoration mit Kleebogen(A)-Blenden ; darüber bricht das Sacraments-
häuschen ab. [Man hat sich noch den Fialen-Schmuck und krönenden Helm hinzu
zu denken.] Sandstein.

Altartisch mit gothischen Weihekreuzen. Stein.

Taufstein, spätgothisch, achteckig, pokalförmig, ein sehr gutes Werk. Der
Sockel ähnelt annähernd der attischen Basis; der Schaft [dessen oberes Stück fehlt]
ist ein Pfeiler mit Stabwerk an den Kanten. Das Becken zeigt in tiefem Relief
Muster von Schweifbögen: f\, die sich mit einem umgekehrten Schweifbögen: \J
durchdringen, mit Nasen an den unteren, durch das Durchdringen entstandenen Spitz-
bögen : A. Sandstein.

Kanzel, barock, ziemlich einfach. Auf einer etwas gewundenen, mit Wein-
laub umrankten Säule ist sie in fünf Seiten des Achtecks gebildet, mit achteckiger
Umrahmung der Flächen. Unter dem Fussgesims, an den Ecken und im Fries des
Deckgebälkes ist sie mit Blumen-Gehängen verziert. Holz; der Anstrich: braun, gelb,
weiss und etwas grün, erneuert.

Altarwerk, auf die Vorderwand eines Vorschlages an der Ostseite (welcher,
bescheiden genug, als Sacristei dient) aufgestellt und dadurch sehr gut zur Geltung
kommend. Es ist spätgothisch, um 1480 hergestellt und trägt das Abzeichen der
saalfelder Werkstatt an sich. Figuren: Im Mittelschrein steht in der Mitte, unter
der Ueberhöhung des Mitteltheiles, die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, als
Königin, deren Krone von Engeln gehalten wird; zu ihren Seiten die Heiligen
Katharina und Barbara. An der Innenseite des linken Seitenflügels die Heiligen
Martin und Gregor, an der des rechten Jacobus der Aeltere und Georg. Der
Mittel-Ueberhöhung entsprechend sind die Seitenflügel an den Ecken höher, doch
ist nur das Schnitzwerk des Baidachines hier höher geführt (keine eigene Tafel
aufgesetzt). Die Figuren sind technisch sehr gut ausgeführt, wenn auch nicht so
 
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