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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0055

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37 Saalfeld.

Obernitz.

37

Bau anbringen zu müssen glaubten. — Brücknor a. a. 0. — Grobo a. a. 0. — Putt-
rich, Systematische Darstellung d. Entwickl. d. Bauk. in d. obersächs. Ländern vom 10. —15. Jahrh.,
1852, S. 7, 11, 40, mit Ansicht des Giebels Bl. VI, S. 51 und der Giebelkrönung, S. 84.

Die Innen-Einriehtung ist in der Spätrenaissance dos 17. Jahrhunderts aus Holz her-
gestellt: die Emporen und die auf einem Pfeiler in fünf Seiten des Achtecks angeordnoto
Kanzel. Beide haben facottirte Blend-Arcaden, Felder in Bundbogen-Form: p\ an den
Emporen Arabesken, an der Kanzel Christum und die Evangelisten aufgemalt zeigen; die
Malereien sind im 18. Jahrhundert bäurisch überpinselt.

Der Geistlichen-Stuhl an der Chor-Südseite und der Kirchstuhl an der
Liinghaus-Nordseite sind aus dem 18. Jahrhundert, ein wonig mit durchbrochen geschnitztem
Gitterwerk verziert. Holz.

[Altarwerk, spätgothisch, kunstvoll, Schnitzwerk mit Malerei; vor einigen
Jahrzehnten nach Cobui-g (?) gekommen.]

Taufkanne in Seidelform, mit: 1704. Zinn.

Kelch, gothisch. Fuss rund, am Rand mit geschlagenen Sternchen versehen,
oben ein Crucifix aufgelöthet. Am Knauf Rautenwürfclcheu mit: IIiGSVS; dazwischen
offene Maasswerke. Am Schaft darüber, bezw. darunter: 1>UR GO(tt) . M2S(ria).
Silber, vergoldet. — Kelch toller, im Boden ein Vierpass: £3, von einem Kreis
umzogen; die Zwickelflächen mit gravirtem Blattwerk gefüllt. Silber, vergoldet.

Kelch, mit: NICOL . PAULHOK . 1115. Zinn.

Glocken. 1) Ohne Inschrift, doch der Form nach nicht von hohem Alter. —
2) 1834.

Kirchhof, mit alter Mauer.

8 C h 10 S S (s. Ortsgeschichte) der Herren von Obernitz, dann der Büttner, im
16. Jahrhundert der Herren von Thüna, von deren einem (Friedrich, dem Amts-
hauptmann von Gräfenthal) der jetzt der Hauptsache nach bestehende Bau 1534 auf
den Fundamenten und Kellern des älteren Schlosses errichtet wurde (Wappentafel
und Inschrift in der Hofmauer eingemauert), im 17. und 18. Jahrhundert derer von
Vippach, nach deren Aussterben (1785) und Heimfall der Besitz an den Münzmeister
Knaust verkauft wurde und, nach mehrfachem Wechsel, 1880 an Herrn von Motz.
Das Schloss ist wohnlich hergestellt mit einigen baulichen Veränderungen. Es ist
ein zweigeschossiger Bau, durchweg mit Rechteck-Fenstern, welche noch mit Stäben
und Kehlen profilirt sind, verhältnissmässig einfach, besonders nach Westen und Norden
hin, wo jedoch die bevorzugte Lage und die Giebel dem Ganzen Leben verleihen
(A). Zwei schmalere Dachgiebel steigen an der Westseite auf, ein breiterer Giebel
setzt die vordere Hälfte der Nordseite fort, alle nur mit (zum Theil gehäuften) Halb-
kreis-Abschlüssen in der Weise der schüchternen deutschen Frührenaissance (wie am
gleichzeitigen saalfelder Rathhaus). An der Westseite tritt ein schmalerer, viereckiger
Thurm vor, massig in die Höhe geführt und bedeckt mit einem geschweiften Walm-
dach des 17. Jahrhunderts, darauf noch ein hölzerner Achteck-Aufsatz mit flachem
Zeltdach. Die Ostseite (Hof und Einfahrt) ist reicher gruppirt. Hier tritt ein alter
Thurm vor, aussen viereckig, innen rund, mit Wendeltreppe. (Jetzt ist nördlich
davon ein Gebäudetheil noch vorgesetzt, so dass der Thurm eingebaut erscheint.)
 
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