13 Gräfenthal.
Gräfenthal, Wespenstein.
Das Schloss bildet eine unregelmässige, im Ganzen von Südost nach. Nordwest
gestreckte Anlage und zerfällt in einen südöstlichen, einen mittleren und einen nord-
westlichen Theil. Der interessanteste Theil ist der Südost-Bau. Freilich steigen seine
Mauern trotz ihrer Höhe nur als eine Verkleidung bezw. Ausmauerung der Lücken
des Felsens auf, und beginnt das dritte, völlig frei aufgemauerte Geschoss erst in der
Höhe des sogen. Amtmanns-Gartens. Doch überragte dies die übrigen Gebäude des
Schlosses. Die Gartenterrasse ist von der Stadt aus durch die schöne, hohe Baum-
gruppe gekennzeichnet. Hier ist jedenfalls der Lage wegen die Stätte des ursprüng-
lichen, wenn auch ganz beseitigten Burgbaues zu suchen. Darunter befinden sich
nun die wohl meist in den Felsen gehauenen Gemächer, welche verschüttet und un-
zugänglich sind, auch die später zu erwähnende Treppe. Die anderen Theile des
Schlosses sind jetzt im Innern für die Zwecke des Amtsgerichts hergerichtet. Nur
die Thür links vom Podest der Amtsgerichts-Treppe zeigt den Rundbogen mit sich
gabelnden Stäben im Stil des 16. Jahrhunderts, und einige Räume sind noch mit
Kreuzgewölben bedeckt.
Das Aeussere verdient eine eingehendere Betrachtung und hier wieder die Nord-
ostseite (Lichtdruck). Beginnen wir mit dem Südost-Bau und zwar mit der der Stadt
zunächst liegenden Ostecke, so haben wir hier einen tiefgegründeten, starken Strebe-
pfeiler und im Anschluss daran ein Stück Mauer von etwa 9 m Höhe, welches in massig
gerundeter, 12 m langer Flucht die Nordlinie verfolgt und dann im rechten Winkel
nach Westen hinter dem achteckigen Thurme anläuft. Das Mauergefüge ist das des
lo. Jahrhunderts. In dem gerundeten Mauerstück befindet sich nach rechts eine fast
ganz verschüttete Bogen-Oeffnung. [Hier trat einst als niedriger Bau ein Pferdestall vor,
welcher (nach Mittheilung des Herrn Amtsgerichtsrathes Jahn aus einem Inventarien-
Verzeichniss von 1826 in der Amts-Einnahme) wegen der von oben eindringenden '
Feuchtigkeit abgebrochen wurde.] Darüber ist noch ein Entlastungs-Bogen bemerkbar
und darüber in der Schrägführung und einzelnen abgearbeiteten, grösseren Quadern die
Spuren einer ehemaligen Freitreppen-Anlage. Unmittelbar an den Strebepfeiler schliesst
sich ein 6 m breiter Vorbau, welcher dem 16. Jahrhundert anzugehören scheint, um
hier den Haupt-Eingang dieses Schlosstheiles zu gewinnen. Eine breite, steile Treppe
führte in das Innere, doch ist jetzt der Zugang nach dem Innern vermauert. Das
einstige Flachbogen-Portal ist von zwei auf dem Strebepfeiler, bezw. auf zwei mäch-
tigen Kragsteinen ruhenden Flachbögen überragt, auf welchen der obere Theil der sich
erhebenden Mauer vorgekragt ist. Hier ist eine mit Kehlglied umrahmte Tafel ein-
gemauert mit dem zwar verwitterten, aber sehr schönen Vereinigungs-Wappen, wie ich
glaube, des Marschalls Joachim und seiner Gemahlin Amalia von Lentersheim (s. S. 215),
welche 1569 heiratheten. Das Wappen entzieht sich näherer Besichtigung, da fast un-
mittelbar vor dem Portal das Erdreich gegenwärtig steil abstürzt. Neben dem Vor-
bau springt in grösserer Höhe ein kleiner Ausbau auf Consolen des 16. Jahrhunderts
vor. Unter dem Treppen-Vorbau führte ein flachbogig überspannter Weg hindurch, nach
der südlichen Aussenseite, der, in neuester Zeit auf der äusseren Ecke durch einen
Mauerpfeiler versetzt, jetzt nicht mehr zugänglich ist. — Der an der Nordost-Seite
nun folgende, achteckige, um die Hälfte vortretende Treppen-Thurm von nicht sehr
gutem Gefüge verräth den Bau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts; er hat vier Ge-
schosse (Gesimsprofil: C ) und achtseitiges Zeltdach. An der Nordseite eine Flach-
Gräfenthal, Wespenstein.
Das Schloss bildet eine unregelmässige, im Ganzen von Südost nach. Nordwest
gestreckte Anlage und zerfällt in einen südöstlichen, einen mittleren und einen nord-
westlichen Theil. Der interessanteste Theil ist der Südost-Bau. Freilich steigen seine
Mauern trotz ihrer Höhe nur als eine Verkleidung bezw. Ausmauerung der Lücken
des Felsens auf, und beginnt das dritte, völlig frei aufgemauerte Geschoss erst in der
Höhe des sogen. Amtmanns-Gartens. Doch überragte dies die übrigen Gebäude des
Schlosses. Die Gartenterrasse ist von der Stadt aus durch die schöne, hohe Baum-
gruppe gekennzeichnet. Hier ist jedenfalls der Lage wegen die Stätte des ursprüng-
lichen, wenn auch ganz beseitigten Burgbaues zu suchen. Darunter befinden sich
nun die wohl meist in den Felsen gehauenen Gemächer, welche verschüttet und un-
zugänglich sind, auch die später zu erwähnende Treppe. Die anderen Theile des
Schlosses sind jetzt im Innern für die Zwecke des Amtsgerichts hergerichtet. Nur
die Thür links vom Podest der Amtsgerichts-Treppe zeigt den Rundbogen mit sich
gabelnden Stäben im Stil des 16. Jahrhunderts, und einige Räume sind noch mit
Kreuzgewölben bedeckt.
Das Aeussere verdient eine eingehendere Betrachtung und hier wieder die Nord-
ostseite (Lichtdruck). Beginnen wir mit dem Südost-Bau und zwar mit der der Stadt
zunächst liegenden Ostecke, so haben wir hier einen tiefgegründeten, starken Strebe-
pfeiler und im Anschluss daran ein Stück Mauer von etwa 9 m Höhe, welches in massig
gerundeter, 12 m langer Flucht die Nordlinie verfolgt und dann im rechten Winkel
nach Westen hinter dem achteckigen Thurme anläuft. Das Mauergefüge ist das des
lo. Jahrhunderts. In dem gerundeten Mauerstück befindet sich nach rechts eine fast
ganz verschüttete Bogen-Oeffnung. [Hier trat einst als niedriger Bau ein Pferdestall vor,
welcher (nach Mittheilung des Herrn Amtsgerichtsrathes Jahn aus einem Inventarien-
Verzeichniss von 1826 in der Amts-Einnahme) wegen der von oben eindringenden '
Feuchtigkeit abgebrochen wurde.] Darüber ist noch ein Entlastungs-Bogen bemerkbar
und darüber in der Schrägführung und einzelnen abgearbeiteten, grösseren Quadern die
Spuren einer ehemaligen Freitreppen-Anlage. Unmittelbar an den Strebepfeiler schliesst
sich ein 6 m breiter Vorbau, welcher dem 16. Jahrhundert anzugehören scheint, um
hier den Haupt-Eingang dieses Schlosstheiles zu gewinnen. Eine breite, steile Treppe
führte in das Innere, doch ist jetzt der Zugang nach dem Innern vermauert. Das
einstige Flachbogen-Portal ist von zwei auf dem Strebepfeiler, bezw. auf zwei mäch-
tigen Kragsteinen ruhenden Flachbögen überragt, auf welchen der obere Theil der sich
erhebenden Mauer vorgekragt ist. Hier ist eine mit Kehlglied umrahmte Tafel ein-
gemauert mit dem zwar verwitterten, aber sehr schönen Vereinigungs-Wappen, wie ich
glaube, des Marschalls Joachim und seiner Gemahlin Amalia von Lentersheim (s. S. 215),
welche 1569 heiratheten. Das Wappen entzieht sich näherer Besichtigung, da fast un-
mittelbar vor dem Portal das Erdreich gegenwärtig steil abstürzt. Neben dem Vor-
bau springt in grösserer Höhe ein kleiner Ausbau auf Consolen des 16. Jahrhunderts
vor. Unter dem Treppen-Vorbau führte ein flachbogig überspannter Weg hindurch, nach
der südlichen Aussenseite, der, in neuester Zeit auf der äusseren Ecke durch einen
Mauerpfeiler versetzt, jetzt nicht mehr zugänglich ist. — Der an der Nordost-Seite
nun folgende, achteckige, um die Hälfte vortretende Treppen-Thurm von nicht sehr
gutem Gefüge verräth den Bau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts; er hat vier Ge-
schosse (Gesimsprofil: C ) und achtseitiges Zeltdach. An der Nordseite eine Flach-