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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 4): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Saalfeld ; Amtsgerichtsbezirke Saalfeld, Kranichfeld, Camburg, Gräfenthal und Pössneck — Jena, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.19413#0269

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224

Grossneundorf.

Gräfenthal. 18

Tabernakel und kleiner, schlanker Helm. Der ganze Innen-Ausbau ist von Holz. Um
die beiden Langseiten und um die Westseite ziehen sich die Emporen in zwei Ge-
schossen entlang, auf Pfosten (diejenigen an den Ostecken unten mit korinthischen
Capitellen), mit Baluster-Brüstungen und mit hängenden, durchbrochen geschnitzten
Zierbrettern ; alles in fast tadelloser Erhaltung, auch der Farben, welchen in massiger,
aber wohlthuender Weise zu den weissen Tönen etwas Braun und Gold, an den Pfosten
blau-graue Marmorirung hinzugefügt ist.

In gleicher Weise sind Orgel und Kanzelbau behandelt, mit Weiss, Blau, Roth
und Gold, zwar nur in Leimfarbe, aber zart und licht gehalten und in sehr kleinen
Flächen und wechselnd vertheilt, so ländliche Naivetät, aber (gewissermaassen durch
Aufgeben einer stilvolleren Durchführung wieder eigenen Charakter erhaltende) viel
feineres Gefühl verrathend, als die meisten heutigen Ausführungen ähnlicher Art.

Die Orgel ist im Unterbau rechteckig, mit durchbrochen geschnitzten Gittern
zu den Seiten der Klaviatur behandelt, in dem von unten sichtbaren Oberbau reicher,

Pfeifen-Anordnungen, welche mit Höherführung der Mittel-Abtheilung und geschnitzten
Bekrönungs-Brettern (auf dem mittleren das sächsische Wappen) und mit durchbrochen
geschnitzten Einfassungs-Brettern behandelt sind. Eine hübsche Bereicherung bilden
die Schnitz-Bekrönungen an den Thüren, welche die Orgelbank abschliessen, und die
Verzierung des hinter der Orgel und breiter als diese sichtbar werdenden Pfeifen-
kastens mit gemalten Mustern an den Flächen und mit geschnitzten Einfassungs-
Brettern.

Der Kanzelbau, hinter dem Altar (^4), zeigt den Unterbau hier unabhängiger
vom Oberbau als sonst, mehr als eine zierliche Verkleidung in Form von drei auf
dorischen Pilastern ruhenden Flachbogen - Durchgängen, welche von einem Gebälk
überdeckt sind. Dieses Gebälk bildet, in der Mitte im Grundriss: vorspringend,
zugleich das Fussgesims der Kanzel. Der so gestaltete Unterbau reicht rechts und
links gerade so weit, dass er mit den Geistlichen- und Vorsteher-Bänken, welche an
den Chor-Schrägseiten vortreten, zusammenstösst, so dass eine geschickte Zusammen-
fassung beider ermöglicht ist. Schnitzwerk in bekannter Formgebung ist auf die
Pilaster und Zwickel gelegt, durchbrochen geschnittene Gitter von gefälliger Linien-
führung schliessen die Geistlichen- und Vorsteher-Bänke ab, durchbrochen geschnitzte
Krönungsbretter (diese zum Theil leider zerstört, wären aber leicht und billig zu
repariren) ziehen sich, so das Ganze verbindend, von den Wandecken über die Deck-
gebälke der erwähnten Bänke, des Kanzel-Unterbaues bezw. des Kanzel-Fussgesimses.
Dass in Folge dessen die eigentliche Kanzelbrüstung etwas dahinter zurücktritt, wirkt
gut. Sie hat kräftig geschnitzte Fruchtstränge an den Ecken und aufgelegtes Akanthus-
laub. Im Uebrigen der übliche Aufbau; der obere Kanzel-Eingang rechteckig, die
Umrahmung durch herablaufende Fruchtstränge belebt, zu den Seiten korinthische
Säulen mit verkröpftem Gebälk und dem ebenfalls als Verkröpfung: KJ vortretenden
Schalldeckel; zu den Seiten der Säulen noch geschnitzte Einfassungs-Bretter, oben
■ ein frei (ohne Giebelfeld) herumgehendes Rundbogen-Gebälk mit Posaunen-Engeln an
den Ecken, der Strahlensonne in der Mitte.

Voit a. a. 0.

Schnitzwerken als Raumfüllung über den drei
 
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