Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1916)
DOI Artikel:
Niebergall, Friedrich: Adolf Diesterweg: gestorben am 7. Juli 1866
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Sommer-Frieden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/

Selbstbestimmung und Selbstregierung. Hier können wir den Geist Diester»
wegs in seiner Tiefe fassen. — Für die Geschichte der pädagogischen Lehre
hat er nichts Neues geleistet; höchstens der Ausdruck „Erregung", ein
sehr glücklicher Ausdruck, bezeichnet schärfer, als es früher geschehen ist,
gleichsam den männlichen Anteil an dem Keimen des Geistes, der von
außen her die Anlage befruchten muß. Sonst ist Diesterweg ganz und
gar Pestalozzi. Aber was der Meister in tiefgrabender und oft nicht
leicht zu verfolgender Arbeit heraufgeholt hat, das macht in glücklicher
und sieghafter Klarheit der Iünger allen Suchenden zugänglich. In
seinen leichten grundlegenden Gedanken und eindrucksvollen Imperativen
hat er des Meisters kostbares Gold in gangbare Münze umgewandelt.
Oder: wie es des Großkaufmanns bedarf, der das Erzeugnss der Ur--
produktion dem Kaufmann zuführt, ohne selbst viel an der Ware zu
ändern, so bedarf es solcher Geister wie Diesterweg auf allen Gebieten,
um die manchmal wenig zugänglichen Schätze der großen Geister ihrem
Orte zuzuführen. Diesterweg hat das getan; und zwar mit einer starken
Freude an dem Kampf um die Befreiung seiner Freunde, der Lehrer,
aus all jenen alten Bindüngen. Er ist der echte Liberale im besten Wort-
sinn, ganz herauszuverstehn aus der Zeit der ängstlichen Reaktion von
damals, die im Dienst der herrschenden Gewalten die Lehrer des Volkes
nicht wollte zu gescheit werden lassen. Vieles von dem, was er erstrebt,
ist erreicht, andres steht noch in Frage. Es ist immer das Zeichen eines
bedeutenden Geistes mit weitem Blick, wenn es ihm gelingt, einen Teil
seines Besitzes zum selbstverständlichen Inhalt einer spätern Zeit zu
machen, und den andern auf dem Feld der Probleme und der Kämpfe
mit seinem Namen so zu verbinden, daß immer wieder vor dem dankbaren
und nach Stärkung verlangenden Auge der Spätern das Bild dessen
auftaucht, der seine beste Kraft für diese Ideale eingesetzt hat.
Heidelberg FriedrichNiebergall

Sommer-Frieden

Hinaus

ergwärts fahr ich — siebenfarben malt
Sich ein Bogen, daß die Ferne strahlt,

Zu mir her greift's leuchtend plötzlich aus:
Siebenfarben glänzt am Rain das Haus.

Grüßt ein Bub her, der am Damme grub:
Siebenfarben schimmert auf der Bub.

Und den Zug jetzt ferner und jetzt dicht
Ihn geleitet siebenfarben Licht:

„Hast den Flußlauf du schon so gesehn?

„Und die Burg dort? Schau, wie sind sie schön!"

22

Hei, und mit der Kehre jetzt, da sprang
Äbers Tal es, keck, im Äberschwang.
 
Annotationen