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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

DOI Heft:
Heft 21 ( 1. Augustheft 1916)
DOI Artikel:
Hashagen, Justus: Der Geist der südafrikanischen Union und der Krieg
DOI Artikel:
Jentsch, Carl: "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0148

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verbreitete, sprach doch selbst der „Telegraaf" seine ernstesten Zweifel gegen
die Zuverlässigkeit dieser Berichterstattung aus, von den unabhängigen
holländischen Zeitungen ganz zu schweigen. So wird das Krachen in den
Fugen des englischen Weltreichs auch in Südafrika vernommen. Und es
beginnt den Buren vor Louis Bothas robustem Gewissen zu grauen.

(D

Ob auch die Deutschen aus dem englischen Spiele in Südafrika einige
Lehren ziehen? Oder wollen wir Louis Botha und seinesgleichen ans
Herz drücken? Wenn er etwa später seinerseits wieder „versöhnlich^ wird?
Auf dem allgemeinen Friedenskongresse wird er doch erscheinen wollen.
Das ist er ja wohl dem Bothalande schuldig!

Trotz der langen Monate Krieg fehlt dem deutschen Willen noch oft
der Entschluß, die Sentimentalität auszurotten. Lernen wir immer von
neuem aus den Handlungen unserer Feinde, ehe es zu spät ist! Gerade
diese Betätigung deutschen Willens könnte eine der festesten Säulen unsrer
Kultur bauen. Iustus Hashagen

„Arbeitgeber" und „Arbeituehmer"

Man schreibt uns:

ahrhaft scheußliche Wortgebilde sind die seit zwanzig Iahren all-
P Hgemein üblichen und amtlich geeichten: Arbeitgeber und Arbeit-
^^^nehmer. Und sie richten Schaden an; sie nehmen den beiden
Ständen, die sie bezeichnen sollen, ihre Ehre. Der Arbeiter ist's, der die
Arbeit gibt, der Unternehmer empfängt sie; die Ehre, die darum dem
Lohnarbeiter gebührt, wird ihm durch jene verlogenen beiden Ausdrücke
geraubt. Andrerseits wird der Schein erweckt, als ob der Unternehmer
seine Arbeit fortgebe, von andern verrichten lasse. Für ihn ist es
allerdings noch ehrenrühriger, wenn man die Fabrikarbeiter kurzweg
Arbeiter nennt (ich schreibe immer Lohnarbeiter), weil das so aussieht,
als ob alle übrigen Menschen, und namentlich die Unternehmer,. Müßig-
gänger wären, wie sich allerdings sehr unwissende Handarbeiter wirk-
lich einbilden.

Was der Unternehmer spendet, das ist bekanntlich nicht die Arbeit,
sondern der Arbeitsplatz, die Arbeitsgelegenheit. Im Anfange der Kul-
turentwicklung — und dieser Anfang kehrt wieder, so oft Neuland be-
siedelt wird — würde sich ein Mensch, der Arbeit gesucht hätte, lächer-
lich gemacht haben. Den Urwald oder die Heide in Fruchtacker verwan-
deln und diesen pflegen, erfordert mehr Arbeit, als der einzelne mit
seinem Weibe bewältigen kann, und jedes Kind, das ihm die Gattin
schenkt, mag es auch das zwölfte sein, heißt er als zukünftigen Arbeit-
gehilfen willkommen. Auf dieser Stufe der Urproduktion gibt es keinen
Konkurrenzkampf zwischen Menschen, sondern nur Kampf mit der Natur,
und zwar gilt es vorzugsweise, der nicht feindlichen sondern nur trägen
Erzeugnisse abzuringen; die Notwendigkeit, feindliche Naturgewalten
zu bekämpfen, tritt auch auf den Höchsten Kulturstufen noch oft ein. Ist
der Boden verteilt, hat sich die Aberschußbevölkerung in Städten gesammelt
(mit dem Heranwachsen einer Aberschußbevölkerung hält der Prozeß der
Arbeitteilung gleichen Schritt), dann haben die städtischen tzandwerker
Zwar nicht mehr den Boden als Feld ihrer Tätigkeit, aber die gesamte
 
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