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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

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Heft 24 (2. Septemberheft 1916)
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Planck, Reinhold: Worum es geht
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Paquet, Alfons: Das Buch eines Bischofs
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0276

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Sieg des Deutschen voll, ist die Ursünde des Weltkriegs getilgt und der
Weltwucherer hat keine Hoffnung mehr, im Siegervolk selbst eine neue
Auserstehung zu erleben. fmt Reinhold Planck*

Das Buch eines Bischofs

wir jetzt vielen landläufigen Dingen und Gedanken an die Wurzel
/gehen müssen, — auch jenen gewaltigen Dingen, die wie das Reich
und die Religion, in der wir leben und für die wir kämpfen, einfach
da sind, bei deren Entstehung wir aber nicht dabei waren und die uns,
durch den Krieg, nicht Fragestellung mehr, sondern Aufgabe geworden
sind, die soviel Sterben und lebendige Mitwirrung in sich verflochten hat —,
so kann an einem Buch nicht vorübergegangen werden, in dem ein Bischos
der evangelischen Kirche „Das Werden des Gottesglaubens" behandelt.
v. Nathan Söderblom, ein schwedischer Theologe, der lange Iahre Professor
in Leipzig war, hat dieses Werk geschrieben. Es ist in Stockholm er-
schienen und in diesem Iahr, dank dem Anteil deutscher Gelehrten, auch
auf deutsch, bei der I. C. Hinrichsschen Buchhandlung in Leipzig. Söder--
blom ist jetzt in Upsala Träger eines der wenigen Erzbischofkreuze, die_der
von Rom abgewendete Teil der großen Kirche noch aufweist; er ist ein
Gelehrter, aber zugleich in seiner ganz besonderen Stellung ein Kirchen-
mann von großem Namen.

Man könnte zunächst kaum glauben, daß gerade ein Erzbischof ein
solches Werk geschrieben habe, das, wie schon der Titel sagt, ein Geheimnis
anrührt, aus dem für viele noch die Kraft fließt,- das also den echten
Ehristen Äberwindung kosten muß zu lesen, und wieviel mehr Äberwindung
kosten müßte zu schreiben. Denn hier sind gleichgesetzt der Gott vom Sinai
und Manitu, der große Geist der amerikanischen Felsenberge; Schangti,
dem die Kaiser Chinas opserten, australische Totem-Gottheiten, und Neger--
götter. Nämlich alle als Anfänge, als das Erwachen des Menschen zu
seinem Ausdruck für das Göttliche. Also als Anfänge auch des Monotheis--
mus, des Inbegriffs der letzten Einheit und daher der untersten Hoffnung
aller Völker für die geschichtliche Zukunft. In diesem Sinne ist Söderblom
in seiner weit umherschweifenden Internationalität, die jedem Funken des
Göttlichen, jedem Erglimmen der Ehrfurcht, der Ergriffenheit, der Fromm--
heit auf dieser Erde nachgeht und dem Geist und Glauben auf dieser Erde
Wahrnehmung entgegenbringt, Theologe im rechten Sinne: sein Beruf
ist Erkenntnis mehr als Priestertum, aber die Gelehrten Gottes sind doch
auch Gottes Diener.

Der schwedische Theologe übt nun in diesem Buche seinen Beruf mit
einem harten und unablässigen Verstand, nicht so sehr in Kämpfen erliegend
und sich wiederaufrichtend wie eine große belastete Seele, sondern mehr
als ein Spürender, gleichsam von Zweifeln unbelastet und mit einem gleich-
mäßigen Schritt, dem aber doch ein wenig jenes Höhle- und Fackel--Wesen
innewohnt, wie es die Menschen des grauen Nordens, die mit Lappen und

* Die in diesem Aufsatz angedeuteten Grundgedanken finden ihre nähere
geschichtliche Begründung und ihre weitere Ausführung nach der sozialen Seite
hin in der Dürerbund-Flugschrift: Der Sieg des Deutschen. Das Metall jener
Gedanken stammt von meinem Vater, dem schwäbischen Philosophen Karl Chr.
Planck, Guß, Legierung und Prägung sind von mir. R. Pl.

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