bewahren, zu befördern und durch den Kleinhandel zu vertreiben ist. Wie
aus dem Getreide das verwendungsfertige Mehl, so entsteht aus dem
Tierkörper das handliche Linheitsfleisch.
Schließlich sei noch der Wichtigkeit der Fischnahrung für die
Massenspeisungen gedacht. Fische sind nicht nur gesund und nahrhaft,
sondern geradezu berufen, uns einen Ausgleich für die bestehende Knapp-
heit in manchen sonstigen Lebensmitteln zu schaffen. Planmäßige Zu-
fuhren aus dem In- und Auslande werden sich die Verwaltungen der
großen Städte, in denen Massenspeisungen ins Leben gerufen werden,
sicherlich ganz besonders angelegen sein lassen.
Sozialpolitische Gesichtspunkte, die eigentlich in den Rahmen dieser
Arbeit gehörten, habe ich absichtlich ganz ausgeschaltet, weil in dem Da-
seinskampfe, den das deutsche Volk führt, die kriegswirtschastlichen Not-
wendigkeiten, das heißt die Frage, wie wir diesen Kampf siegreich zu Ende
sühren, von so überragender Bedeutung sind, daß davor alle anderen Lr«
wägungen zurücktreten müssen. sm^ , KarlAuese
Vom tzeute fürs Morgen
Die beiden Pappeln
ie eine stand am Anfang, die
andre am Ende der Straße.
Lang und senkrecht aufgesträhnt, ver-
langten ihre Zweige geradewegs
den Himmel. Sie gestanden keinen
Umweg zu. Ungebärdig klang ihr
Rauschelied in die Iugendzeit der
beiden Knaben: „Den Himmel möch-
ten wir, den Himmel ...^
„Wer in den Himmel will, muß
vorher in die Tiefe", raunte eine
alte Erdenweisheit unter ihnen auf,
lief den Stamm entlang und über-
redete ihn, die Wurzeln weit ins
Dunkle einzusenken. So wuchsen sie
im Wechsel Stück unt Stück, die
Wurzel erst und dann der Stamm.
„Daß Wipfel und Wurzel", sagte
Vater, „nach verschiedner Richtung
auseinanderstreben müssen!"
„Ich glaube," sagte Mutter, „daß
ordentliche Wurzeln doch das Wip-
felrauschen spüren.^
„Und die Wipsel?" wandte
Vater ein.
„Fühlen erst recht das zähe
Saugen und die Kämpfe in der
Wurzeltiefe.^
Mutter starb. Manchmal ging der
Vater mit den beiden Knaben an
ihr Grab. Den Weg an jenen
Pappeln vorbei. Und immer wie-
derholte Vater Mutters Wort vom
inneren Zusammenhang des Wip-
selrauschens mit den Wurzelkämpfen.
Bis er selber draußen bei der
Mutter lag. Da wandelten die
Knaben allein zwischen den beiden
Pappeln und ihrer Weisheit. Das
war damals, als man die offne
Straße ihrer Iugend dicht mit recht-
winkligen HLusern überbaute. Die
Stadt verlangte es. Auch die bei-
den himmelhohen Rauschebäume am
Anfang und am Ende wurden Stadt-
pappeln.
Vielleicht waren sie stolz darauf,
vielleicht unglücklich. Bäume sind
darin wie manche Menschen, sie
lassen's nicht von einem Tage zum
andern merken. Sie blieben stumm,
als man die Straße wieder auf-
riß. Mäßig verwundert ließen sie's
geschehen, daß man an ihren Wur-
zeln eine Wasserleitung vorüber-
führte. Daß dicht bei ihnen in den
dunkleü Röhren ein Bergquell
rauschte, von dem sie, nur durch eine
dünne Röhrenwand getrennt, doch
keinen Tropfen spürten. Dann kam
ein dünner Röhrenstrang, der war
76
aus dem Getreide das verwendungsfertige Mehl, so entsteht aus dem
Tierkörper das handliche Linheitsfleisch.
Schließlich sei noch der Wichtigkeit der Fischnahrung für die
Massenspeisungen gedacht. Fische sind nicht nur gesund und nahrhaft,
sondern geradezu berufen, uns einen Ausgleich für die bestehende Knapp-
heit in manchen sonstigen Lebensmitteln zu schaffen. Planmäßige Zu-
fuhren aus dem In- und Auslande werden sich die Verwaltungen der
großen Städte, in denen Massenspeisungen ins Leben gerufen werden,
sicherlich ganz besonders angelegen sein lassen.
Sozialpolitische Gesichtspunkte, die eigentlich in den Rahmen dieser
Arbeit gehörten, habe ich absichtlich ganz ausgeschaltet, weil in dem Da-
seinskampfe, den das deutsche Volk führt, die kriegswirtschastlichen Not-
wendigkeiten, das heißt die Frage, wie wir diesen Kampf siegreich zu Ende
sühren, von so überragender Bedeutung sind, daß davor alle anderen Lr«
wägungen zurücktreten müssen. sm^ , KarlAuese
Vom tzeute fürs Morgen
Die beiden Pappeln
ie eine stand am Anfang, die
andre am Ende der Straße.
Lang und senkrecht aufgesträhnt, ver-
langten ihre Zweige geradewegs
den Himmel. Sie gestanden keinen
Umweg zu. Ungebärdig klang ihr
Rauschelied in die Iugendzeit der
beiden Knaben: „Den Himmel möch-
ten wir, den Himmel ...^
„Wer in den Himmel will, muß
vorher in die Tiefe", raunte eine
alte Erdenweisheit unter ihnen auf,
lief den Stamm entlang und über-
redete ihn, die Wurzeln weit ins
Dunkle einzusenken. So wuchsen sie
im Wechsel Stück unt Stück, die
Wurzel erst und dann der Stamm.
„Daß Wipfel und Wurzel", sagte
Vater, „nach verschiedner Richtung
auseinanderstreben müssen!"
„Ich glaube," sagte Mutter, „daß
ordentliche Wurzeln doch das Wip-
felrauschen spüren.^
„Und die Wipsel?" wandte
Vater ein.
„Fühlen erst recht das zähe
Saugen und die Kämpfe in der
Wurzeltiefe.^
Mutter starb. Manchmal ging der
Vater mit den beiden Knaben an
ihr Grab. Den Weg an jenen
Pappeln vorbei. Und immer wie-
derholte Vater Mutters Wort vom
inneren Zusammenhang des Wip-
selrauschens mit den Wurzelkämpfen.
Bis er selber draußen bei der
Mutter lag. Da wandelten die
Knaben allein zwischen den beiden
Pappeln und ihrer Weisheit. Das
war damals, als man die offne
Straße ihrer Iugend dicht mit recht-
winkligen HLusern überbaute. Die
Stadt verlangte es. Auch die bei-
den himmelhohen Rauschebäume am
Anfang und am Ende wurden Stadt-
pappeln.
Vielleicht waren sie stolz darauf,
vielleicht unglücklich. Bäume sind
darin wie manche Menschen, sie
lassen's nicht von einem Tage zum
andern merken. Sie blieben stumm,
als man die Straße wieder auf-
riß. Mäßig verwundert ließen sie's
geschehen, daß man an ihren Wur-
zeln eine Wasserleitung vorüber-
führte. Daß dicht bei ihnen in den
dunkleü Röhren ein Bergquell
rauschte, von dem sie, nur durch eine
dünne Röhrenwand getrennt, doch
keinen Tropfen spürten. Dann kam
ein dünner Röhrenstrang, der war
76