Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

DOI Heft:
Heft 23 (1. Septemberheft 1916)
DOI Artikel:
Wolf, Gustav: Kriegs-Gedächtnis-Zeichen
DOI Artikel:
Lambach, Walther: Das Sprachenlernen als politische Aufgabe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
men der Denkzeichen Anregung: der freie Platz, die lange Gasse, der
hochragende Eckpseiler oder die flache Nische zwischen zwei Pfeilern arn
Sockel einer alten Kirche, die Portalwand des Rathauses,- die luftige
Brüstung einer Brücke, die flache Nische einer Terrassenmauer, der Rah-
men einer Säulenstellung, die offne Durchsicht eines Pavillons oder einer
Baumgrnppe — aus dieser Ortlichkeit empsängt der Bildhauer die erste,
grundlegende Formvorstellung für seine Arbeit. Das mögen die Aus-
schüsse bedenken, ehe sie über Denkmalspläne beraten. Ismsl

Gustav Wolf

Das Sprachenlernen als politische Aufgabe

^W^er Krieg hat die Meinung über den Wert des Erlernens fremder
ISprachen in heftige Schwankungen gebracht. Sollen wir auch jetz;
noch die Sprachen unserer Feinde lernen? Sind wir nicht vielleich!
auch infolge unseres Bemühens um das Beherrschen fremder Sprachen sr
unbeliebt im Auslande geworden? Weil sie nicht nur ihre Wohlhabenden,
sondern auch ihre weniger Bemittelten, die jungen lernbeflissenen Kaus
leute, ins Ausland schickten, die dort -ihr Volk nicht so fein repräsentierer
konnten wie die reichen Engländer, die unsere Rheindampfer bevölkerten
das ihre, wurden die Deutschen ja ohne Zweifel von manchen Ausländerr
weniger geachtet. Obendrein waren die Beispiele dafür nicht aus der
Welt zu schaffen, daß junge Deutsche durch das Beschäftigen mit fremder
Sprachen zum Aufgehen im fremden Volkstum verleitet werden können

Solche Bedenken sind auch schon vor dem Kriege ausgesprochen worden
Aber damals wurden sie als weltfremd beiseite geschoben. Erst der Kriec
gab ihnen Gewicht.

Zwar, daß unsere Schuljungen ein paar Wochen lang nichts vom Fran-
zösischen wissen wollten, das macht uns ihre begeisterungsfähige Iungen-
haftigkeit nur noch lieber, es erschüttert aber kaum jemanden in seinen
durchdachten Anschauungen. Auch mit den Erwachsenen, die sich in ihre
Gefolgschaft begaben, brauchen wir uns heute nicht mehr zu befassen
ihre Zahl ist so rasch gesunken, wie sie angeschwollen war. Abrig gebliebeu
sind von ihnen eigentlich nur die Esperantisten. Die geben wenigstens zu,
daß man ganz ohne fremde Sprachen nicht auskomme, und wollen nur
ihre eigene selbstgemachte Sprache an die Stelle der Mannigfaltigkeit
organisch gewachsener Natursprachen setzen. Doch auch sie sind an Zahl
und Einfluß gering.

Trotzdem müssen wir uns auch an dieser Stelle einmal mit der Frage
des Studiums fremder Sprachen befassen, weil wir eine klare Stellung,
aus der auch die Richtlinien für die Zukunft hervorgehen, branchen; eine
Stellung, an der sowohl friedensselige wie kriegsbegeisterte zeitliche Er-
regungen abprallen.

Vor dem Kriege haben alle deutschen Gebildeten fremde Sprachen ge-
lernt. Von dem Werte solchen Lernens für die persönliche Bildung sprechen
wir in diesem Zusammenhange nicht. Wer hat seine fremdsprachlichen
Kenntnisse praktisch gebraucht? Da waren die Kaufleute, die die fremden
Sprachen für den Verkehr nötig hatten. Und da waren die Gelehrten, die
ihre Studien nur dann mit deutscher Gründlichkeit betreiben konnten, wenn
sie bestimmte fremde Sprachen meisterten. Zwischen diesen beiden Gruppen
 
Annotationen