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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

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Heft 20 (2. Juliheft 1916)
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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0125

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Unsere BUder

^-^duard Steinbachs Bauernküche wrrd zunachst als ein »In-
R^^terieur" wirken, als ein Binnenraum-Bild, wie es als Gattung von
^^den alten Holländern in die Welt gebracht ist — auch die ofsene
Tür mit dem Blick in den helleren Raum als Motid war ja schon bei
ihnen beliebt. Hier aber steht die Nahrung vermittelnde Walterin des
Irdischen denn doch zu körperhaft im Vordergrunde, als daß sie sich als
Nebensache ansehen ließe. So ist Steinbachs Stück zugleich ein anspruchs-
loses, aber frisches Stück Volksschilderung.

Das Bildnis Gustav Freytags ist der berühmten Radierung von
Karl Stauffer-Bern nachgebildet. Artistisch genommen ist diese
vielleicht mehr ein Meisterstück von Modellierung durch feine Linie, als
von dem, was man heute an einer Zeichnung vor allem schätzt, von persön»
lichem Ausdruck durch die Strichgebung. Vortresflich ist auch die Charak»
teristik Gustav Freytags, so sehr sie sich zurückhält.

Franz Karl Basler-Kopp ist einer der Schweizer, die beweisen»
daß die Familie Böcklin noch lebt. Nicht etwa, daß er Meister Arnold
nachmachte; Böcklins Faune haben nichts weiter mit diesem hier gemein>
als was ein Faun mit einem Bergschrat sozusagen als Berufsanzug ge-
mein hat. Aber die Naturstimmung, das Herauswachsen der Gestalt aus
der Landschaft, und das, was in diesem Bock-Gesicht von Tod liegt, das hat
gemeinsamen Boden mit Böcklinscher Phantasie. Der Ball vom Winter
hier oben, der auf dem Wege Lawine wird, der wird drunten, wo Sommer
ist, vernichten. Um das Geist-Mensch-Tier ist nicht nur Einsamkeit, sondern
auch Verlassenheit, um das Lebendige ist Tod.

Die Zeichnung, die wir für unsre Kopfleiste benutzt haben und das
Schlußstück sind Rudolf Schäfers Bildern zu Paul Gerhardts Liedern
entnommen, die bei Gustav Schloeßmann in Leipzig erschienen sind und
an die wir damit erinnern möchten.


Herausgeber: vr. b. e. Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende: vr. Hermann Ullmann» Qr. Wilhelm Stapel, Wolfgang
Schumann. — In Ssterreich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard
Batka in Wien XIII/6 — Sendungen für den Lext ohne Angabe eines Personennamens an die
»Kunstwart-Leitung* in Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorherigev
Dereinbarung, widrigenfalls keine Verantwortung übernommen werden kann — Verlag von
Seorg D. W. Callwey — Druck von Kastner L Eallwey, k. Hofbuchdruckerei in München — Geschäfts-
stelle für Berlin: Georg Siemens, 57, Kurfürstenstraße 8 — Geschäftsstelle für Ssterreich-Ungarn:

Hofbuchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergaffe 4!
 
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