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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

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Heft 24 (2. Septemberheft 1916)
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Rebensburg, Heinrich: Alte Dorfschönheit und moderne Technik: Brief an einen Ingenieur
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Vaterländische Gesinnung und Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0288

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Renarssance und Barock haben rhre Bauten dreist neben gotrsche gesetzt,
ja gar gotrsche durch barocke Anbauten erwertert; und diese Konglomerate
geben einen ganz vorzüglichen ästhetischen Zusanrnrenklang. Lben weil
sowohl die gotischen wie die barocken Teile in ihrer Art anständig sind.
Wenn unsere Anpassungsfexe das doch endlich verstehen und auf unsere
Zeit anwenden wollten! HeinrichRebensburg

VaLerländische Gesinnung und Schule*

^W^ie volle Hälfte der j28 000 Mitglieder des Deutschen Lehrervereins
jetzt im Felde; ein Achtel davon ist gefallen, und es ist schon
jetzt von mehr als einer urteilsfähigen und -berechtigten Seite fest-
gestellt worden, daß gerade die deutsche Volksschullehrerschaft auf den
Kampfplätzen draußen und drinnen in jeder Beziehung Hervorragendes ge«
leistet hat. Damit dürfte sie ihre Zuverlässigkeit in Fragen der vaterländi-
schen Gesinnung auch denen gegenüber genügend erwiesen haben, die ge-
wöhnt waren, sie durch eine Parteibrille mit mißtrauischen Angen zu be-
trachten. A.nd doch erhoben sich schon wieder die mahnenden Zeigefinger,
und man raunt besorgt, es gehe „abermals" ein undeutscher, unzeitgemäßer,
unklarer Friedensschwärmergeist, eine weibisch angekränkelte internatio-
nale Gefühlsduselei durch die deutsche Schule und hemme den „Angriffs-
geist", den der Deutsche für alle Zukunft nun einmal brauche, um unter
den Völkern der Erde weiterleben und gedeihen zu können.

Insbesondere hat ein von einigen deutschen Hochschullehrern und Schrift-
stellern unterzeichneter, in ein paar Tageszeitnngen abgedruckter Ausruf
einen starken Gegenhall geweckt. Dieser Aufruf rät Erziehern und Lehrern,
„abzulassen von allem, was dazn beiträgt, Haß, Rachsncht, Schadenfreude
und all die andern niedern Instinkte in den Kindern zu wecken, zu fördern
und zu steigern, und nach Kräften im entgegengesetzten Sinne zu wirken",
und er glaubt feststellen zu müssen, daß „tzaß, Rachedurst, Verachtung und
Schadenfreude gegenüber den feindlichen Nationen und eigener nationaler
Hochmut eine so erschreckende Ausdehnung gewonnen haben, daß es an
der Zeit ist, das Schweigen hierüber zu brechen und sich ernstlich an alle
zu wenden, welche die schwere Verantwortung der Erziehung tragen."

Gegen den Grundgedanken dieses Aufrufes, mit dem man ja darüber
rechten könnte, ob seine Behauptung von der „erschreckenden Ausdehnung"
begründet ist, zogen nun nicht nur die zu Felde, die mit ihren lauten Rufen
nach rücksichtslosem Vernichtungs- und Eroberungskampf unsern verant-
wortlichen Männern die Arbeit erschweren; gegen ihn wandte sich sofort
auch die Schulabteilung einer preußischen Regierung (zu Frankfurt a. O.)
in einem amtlichen Lrlaß an die Kreisschnlinspektoren, der dann auch von
andern Stellen aufgegriffen und weitergegeben wurde. Dieser Lrlaß be-
ginnt mit den Sätzen: „Es drängen sich in neuester Zeit an die Lehrer
und die Schule Wünsche heran, aus erziehlichen Gründen durch geeignete
Belehrung der Ausbreitung und Vertiefung des Völkerhasses entgegenzu-
wirken und der künftigen Versöhnung der Kulturvölker vorzuarbeiten.
Diesen aus dem Gefühle allgemeiner Völkerverbrüderung und internatio-

^ Verfasser dieses Aufsatzes ist ein angesehener Schulmann, der auf unsre
Bitte über das Thema der Aberschrift spricht. Am ganz unbefangen bleiben zu
können, wollte er nicht genannt sein.
 
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