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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

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Heft 24 (2. Septemberheft 1916)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0325

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Unsre BUder und Noten

ermann E. C. Ebers, „In der Hangematte". Ein ganz an«
spruchsloses, ganz friedlrches Bild impressionistischer Richtung, das
ÄNädchen augenscheinlich Bildnis. Unser Steindruck gibt es vor-
trefflich wieder. Wir freuen uns seiner feinfarbigen Heiterkeit, wie wir
uns vor einem der Gartenbilder von Liebermann oder Rhde gefreut hatten.

In die junge Vergangenheit zurück bringt uns dann wieder Biele-
feldts „Geflüchtete", verkleinert nach der Dürerbund-Mappe „Aus Oft«
preußens Not^. Mancher mag an Daumier erinnert werden, aber von
Nachahmung ist doch nichts dabei.

Zum Abschluß des Iahrganges in einem Zweiplattendruck ein Bild
wie aus versunkener Welt. Moritz von Schwinds Kaiser an der
Martinswand. Faft kindlich mutet es uns an. Es i st auch fast kindlich.
Es ist eine „Primitivitat" darin sowohl im Technischen, wie im Gefühl.
Nnd gerade die muß man mitsehn darin. Schwind hat besonders
unter seinen Reisebildern vieles von weit größerer Kunstreise, hat manches
darin, was das malerische Wollen der Neuzeit geradezu vorwegnimmt.
Hier fehlt es. Wer sich die rechte Hälfte des Bildes samt dem Sennbuben-
Engel zunächst einmal mit einem Blatt Papier bedeckt, wird der Herzens«
Innigkeit, die diesen Beter vor dem stillen Himmel erfühlt hat, schnell ge-
wahr werden. Das also spricht aus dem „Bilde", ob es auch im Male-
rischen „kindlich^ sei. Nnd so weit sind wir ja wohl jetzt alle, daß wir aus
Kunstwerken auch das Gute gern ausnehmen, das nicht zum Spezifischen
ihrer Kunst gehört.

Die Kopfleiste hat Franz Hoch gezeichnet. Wir bringen sie in dank-
barem Gedenken an den trefflichen Künstler. Die Liebe zur Heimat, die
aus all seinen Werken spricht, hat nun auch er mit seinem Blute be-
siegelt. Hoch ist Iahre alt geworden.

«or^ir geben als Notenbeilage ein kurzes Stück aus Gerhard Schjel-
^^derups Brand-Symphonie, über die in der Rundschau dieses
Hestes gesprochen wird. Es versteht sich von selbst, daß der Klavier-
auszug gerade von diesem Werk nur Andeutungen geben kann; ob-
zwar fern aller Routine und allem Virtuosentum, ist Schjelderup doch einer
der stärksten „Orchesterdenker" unter unsern Symphonikern; jede Zeile
der Partitur scheint in ihrem besonderen Instrumentalton so und nicht
anders gewollt. Die zahlreichen Hinweise unsres Auszugs geben davon
eine gewisse Vorstellung.

„Inhaltlich^ erklären sich die Proben wohl von selbst. Sie gehören
zu der Szenenreihe des „Brand", in der der Gläubig-Strenge mit Agnes
zusammentrifft, erst widerstrebend, Menschlich-Irdisches abweisend, dann
im Glück des Sichfindens.

Die Möglichkeit, diese Proben zu veröffentlichen, danken wir dem Ent-
gegenkommen des Tonkünstlers; sie sind nach Handschrift gestochen.

K^er Kunstwart beginnt als „Deutscher Wille" mit dem
^nächsten Heft seinen 30. Zahrgang zu dem bisherigen
ermätzigten Preise von Mk. 3.60 vierteljährlich. V

tzerausgeber: vr. K. e. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Herausgeber —
Berlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner Lc Lallwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
In österreich-Ungarn fur Herausgabe und Schriftleitung verantworUich: vr. Richard Batka in Wien XIII/6
 
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