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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

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Heft 21 ( 1. Augustheft 1916)
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Hashagen, Justus: Der Geist der südafrikanischen Union und der Krieg
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https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0147

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gleichberechtigt anerkennt, so trägt sie auch dem überlegenen, auf den Er-
fahrungen von Generationen beruhenden burischen Rassebewußtsein Rech-
nung. Auch das gehört zum Geiste der Südasrikanischen Union. —

Mit einer zukünftigen Erweiterung der Union beschäftigt sich die Ver-
fassung gewiß. Andere englische Kolonien (wie Rhodesia) können auf-
genommen werden. Auch die Einverleibung nichtenglischer Gebiete ist
schon vorgesehen. Aber damit ist unsprünglich wohl nur das portugiesische
Mozambique gemeint. Die Delagoabay ist der wichtigste Ausfuhrhafen.
für die Bodenschätze der ehemaligen Burenstaaten. Wirtschaftlich gravitiert
die Union ohnehin mehr nach dem Indischen als nach dem Atlantischen
Ozean. ^

Selbst Louis Botha ist in den Iahren nach (909 zunächst durchaus
abgeneigt, Südafrika in das Militärsystem des englischen Weltreiches
hineinziehen zu lassen. Iahrelang hat er gegen die dahin gehenden eng--
lischen Wünsche mit der Hartnäckigkeit des echten Buren Widerstand geleistet.
Aber wie er sonst die Sache seines Volkes verraten hat, ein schlimmerer Ver--
räter als die italienischen, so hat er seit (M schließlich auch hier nach--
gegeben. Schon damit versündigt er sich an dem Friedensgeiste der unter
seiner bestimmenden Leitung geschaffenen südafrikanischen Verfassung, aus
die er sich am (2. September (9(^ im Senate so feierlich berufen hat.

Der Eintritt der Südafrikanischen Anion in den Weltkrieg, ihr Raub--
zug nach Deutsch--Südwest, gegen dessen Annexion Botha sich heuchlerisch
verwahrte, die Vorbereitung eines weiteren Raubzugs nach Deutsch-Ost--
afrika, aber auch schon ihre Hilfeleistung am Suezkanal bedeutet eine
schwere Versündigung gegen den Geist ihrer Verfassung. Nur durch das
Bubenstück einer Kartenfälschung ist das Volk Südafrikas dazu willig
gemacht worden. Mit dem Friedensgeiste zugleich hat es auch, was viel-
leicht noch schwerer wiegt, den Rassegeist verleugnet,- denn südafrikanische
Eingeborene sollen für den Feldzug nach Deutsch-Ostafrika bereitgestellt werden.
Wenn die südafrikanische Regierung das tut, so ist sie damit weit tiefer
gesunken als die engtische; denn bei der englischen Regierung ist es alte
Aberlieferung, die Farbigen zum Kampfe gegen weiße Konkurrenten auf-
zubieten. Die weißen Bewohner der Neuenglandstaaten haben schon im
amerikanischen Nnabhängigkeitskriege des achtzehnten Iahrhunderts diese
Erfahrung machen müssen. Aber die Buren hat noch niemand einen
solchen Verrat an der weißen Rasse verüben sehen.

Nun sich die Union ihrem friedlichen Zwecke entfremdet und nun sie
überdies bereits angefangen hat, ihre Herrschaft über die Farbigen mo-
ralisch zu untergraben, werden ihr neue innere Krisen nicht erspart blei-
ben. Der Eintritt Südafrikas in den Krieg erschüttert das Versöhnungs-
werk von (909 aufs tiefste. Ietzt werden auch die dreimal Weisen in
Deutschland, die jeden Erfolg englischer Kolonialpolitik anstaunten, nicht
mehr behaupten wollen, daß England vermittelst der South Africa Act
die südafrikanische Frage schon für immer gelöst habe. England ist nicht
imstande, seine niederländischen Nntergebenen in Südafrika so fest von
der Wahrheit abzuschließen, wie seine indischen und ägyptischen. Be-
sonders über das stammverwandte und neutrale Holland dringen genug
Nachrichten auch nach Südafrika. Als das in Deutschland noch fast un-
bekannte Weißbuch der Südafrikanischen Regierung über den Buren-
aufstand von ^9^ erschien und Reuter am 3. März seinen Inhalt
 
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