Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,4.1916

DOI Heft:
Heft 24 (2. Septemberheft 1916)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.14294#0308

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Friedhofsknick

o man bei der Umhegung der
Friedhöfe vor allem auf Billig-
keit sieht, siegt häufig der Draht-
zaun, denn auch wenn man das
Nüchterne, Geschmacklose der dürren
Drähte empfindet, — sie sind eben
doch billig. Wo aber der bewußte
Wille Zweckmäßiges und Schönes
schaffen möchte, da sollte man häu-
figer eine Art der Einfriedigung in
Betracht ziehn, die zugleich zweck-
mäßig und schön ist: den soge-
nannten Knick, den bepflanzten
Wall.

Allerdings kostet die Anlage eines

Der Wall, mit dem das Gelände
zu umziehen ist, braucht nicht be-
sonders hoch und breit zu sein. Bei
der kleinsten Abmessung von zwei
Meter Sohlenbreite genügen 70 bis
80 Zentimeter Höhe. Äber andert-
halb Meter hoch braucht er auch bei
größerer Pflanzungsbreite nicht zu
sein. In sandigem, trockenem Ge-
lände kann man schließlich aus einen
Wall ganz verzichten. Dort, und wo
man sonst aus Mangel an Geld oder
geeignetem Boden die Aufschüttung
des Erddammes möglichst beschrän-
ken zu müssen glaubt, genügt es,
wenn nur die Erde, die bei der An-

Knicks um den Friedhos herum zu-
nächst Land, einen Teil der Fläche
des Friedhofs selber, und wo der
Grund und Boden nicht billig er-
worben werden kann, wird man er-
hebliche Opfer bringen müssen. Denn
der Gehölzstreifen muß allermin-
destens in einer Breite von zwei
Metern angelegt werden; vorteilhaf-
ter ist natürlich eine größere Breite,
etwa bis zu fünf Meter. Kleine
Städte und Dörfer haben aber mei-
stens noch Gelegenheit, für das
Friedhofsgrundstück den Boden zu
geringem Preise zu kaufen, und ge-
rade für die kleinen Städte und das
Land ist die Knickumfassung des
Gräberfeldes ganz besonders emp-
feklenswert

lage der Wege ausgehoben wird,
auf den Pslanzungsstreifen gebracht
wird.

So verschieden der Wall sein mag,
in der Bepslanzung muß man Ein-
heitlichkeit anstreben. Es dürfen nur
heimische Laub- und Nadelhölzer
verwendet werden, und von diesen
wiederum nicht die buntlaubigen
Spielarten. Ausländische Gehölze
sollte man nicht pflanzen, denn sie
passen nicht in unsre Landschaft, und
sie sind uns niemals so vertraut
wie unsre eigenen. Unser Weißdorn,
dann Schlehe, Rainweide (Liguster),
Schneeball und Schneebeere, ferner
Holunder, Haselnuß, Kornelkirsche
und wilde Rose, sämtlich in ihren
einfachen, „gemeinen" Arten, lie-
 
Annotationen