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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 29-30, September 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0176

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nicht». Ist'» aber FlePH und vein. so habr ich
-wei FLaste bei mir. di« find auch schon dabei
gewesen. Lr gintz. »ls er aber auf den «irchhos
kam. und kaum am zweiten Grab vorbei war.
hSrte er hmter fich ein kkHzlicheS «echzen und
Etöhnea. «nd al» er zurückfchaute, fiehe. da erhob
fich hiuter ihm. wie auS einem Srabe herauf, eine
lange. weitze «estalt. Der Mond fchimmerte blah
Lber die GrSber. Totenstille war ring»umher. nur
ein paar FledermLus« flatterten vorüber. Da war
dem guten Manne doch aicht wohl zu Mute, wie
er nachher felber gestand, und wLre gern wieder
-urückgegangen. wenn er nicht noch einmal an dem
Gespenst HLtte vorbeigehea müssen. Wa» war nun
zu tun? Langfam und M giag er seineS Wege»
zwifchen dea SrSbern uad manchem schwarzen
Lotenkreuz vorbei. Langsam uad immer Lchzend
folgte zu seinem Entsztzrn daS Gespenst ihm nach,
bi» an daS Snde deS Sirchhof». und daS war ia
der Ordnung, und- bi» oor den Kirchhof hinauS.
und daS war dumm.

Abtr so geht eS. Kein Betrüger ist so schlau.
er verrSt fich. Denn sobald der oerfolgte Ehren-
mann daS Gespenst auf dem Acker erblickte. dqchte
rr bei fich felber: Ein rrchteS Gespenst muß wie
ein« Schildwache auf seinem Posten bleiben, und
ein Geist. der auf den Kirchhof gehört. geht nicht
aufS Ackerfeld. Daher bekam er auf eipmal Mut,
drehte fich schnell um. fatzte die weitzr Gestalt mit
fester Hand mtd merkte bald, datz er unter einem
Leintuch einen Burfchen am Brusttuche hatte. der
noch nicht auf dem Kirchhofr daheim sei. Sr fing
daher aa. mtt der andein Faust auf ihn loSzu»
trommeln. bi» er seinen Mut an ihm gekühlt haüe.
und da er vor dem Leintuche selber nicht sah, mo
er hinschlug. fo mutzte daS arme Sespenst die
SchlSge annehmen, wtt fie fielea.

Damü war nun dtt Sach, abgetan. und man
hat wetter nichtS mehr davon «rfahren. alS daß
der Sigentümer deS SersteaackerS ein paar Wochen
lang mit blauen und grlben Zieraten im Gestcht
hrrumging. und von dieser Stund, aa kein Se«
fpeast mehr auf dem Kttchhof zu sehen war. Denn
solche Leute, wtt unser handfester Ehrenmann. daS
find alleia dtt rechten Gristerbanner, und e» wLre
zu wünschen, datz jeder andere Betrüger uad
SaukelhanS ebeaso sein Recht und seinen Meister
finden möchte. .

tzm Arief zur rechlen Slrrnde.

Vou Paul Sleitz, Lff.-Stellv.,

Lazarett E»»»erh«ff, Fraukfurt am Mai».

E» war in den ersten Februartagen dieseS
JahrrS. Eine dichte Schneedecke lag über dem Vor»
gelLnde uaserer SchützenzrSben auSgebreitet, lange,
>icke EiSzopfen hingen in de« EingLngen zu dea
Stollen uad Erdhöhlen. uvd ein rauher, eifigrr
Wind trieb den Srabenwachen und Horchposten ia
den Sappen den Schnee in dtt Augen. Dick und
dicht eingehüllt in Mautel, Zeltbahn und Drcke,
den wollenea Schal um den HalS geschlungen, dtt
Haube oder deu Kopfschützer über den Sturmhrlm
gezogea, au den Fützen schwere, mit Papier auS»
gestopste Halzschuhe, die HSnde in drn Mantrl-
taschen, liesea die nicht auf Poste« befiadlichen
Mannschaften ia drn hart gefrorenen glatten SrL-
brn auf «nd ab. SS war auch zu kalt, wttllich
bttter katt l

.Richt wahr, Müller, jetzt om warmen Ofea
fitzen zu köaarn, daS mühte doch'ne Wohltat sein,*
fagte ich beim Durchgehen deS Kompagnieabschnttte»
zu einem meiner LandSleute. ,Ja. ja. aber erst
«nen haben- aa, und zu Haufe haben fie noch
aicht einmal Kohleu. Meine Frau fchreibt eS in
jedem Briefe.* war die »utwort. die mtt mrin
Land»mann gab. Dtt Stimmung. die schon den
ganzen Bormittag über aicht rofig war. wurde
durch dttse »ntwort nicht brffer. auch nicht dadurch.
bafi dtt .«fsenholer' Saffrr brachtea, der wohl
«iamal heiß gewefen war» nua aber höchstrnS aoch

_Lsrsrekr-ÄErrrrg.

al» lauwarm bezrichnet werdrn konnte. ,Auch
daS aoch l' entschlüpfte meiaem Munde. .daS paßt
ja schön zusammen: KLtte uad katter kaffee.^ Aber
etwa» WarmeS wolltt ich habea. .Fricke.' rief ich
in den nLchsten Stollen hiaein, .holrn Sie mir
im schnellsten Galopp Tabak l Woher Sie ihn holen,
ist mir gleich.^ Aber ich hatte gut ratrn: Tabak
war mit dem besten Willen nttgendS aufzutreiben,
selbst die Kantine im nahrn BerrttschastSlager hatte
daS letzte PLckchen Tabak verkauft. .Na. nvn
wird ,S aber ganz toll l Bei dttser KLl'e nicht
einmal einen Kopf Tabak l ' Meine Mitzstimmung
wuch». ein gewiffer Groll stttg in mir auf, der
uoch grötzer wurde. al« fich mbhrere javge Leute
nicht fo S teren Kameraden gegenüber benommen
hatten. wie eS von ihnen gefordert werdeu wußte.

.Also auch noch Aerger! E8 wird immer
schönerl* — Die schlechte Stimmung wollte auch
uicht schwinden, alS in spLter Abendstunde die Post
riotraf. Da lagea fie nun» die Postsendungen:
der Brief von meiner Frau, die Karte deS Freun-
drS und die Zettungen drr Heimat auf dem kleinen
Tische in memem Stollen. Bei dieser Stim-
wung, bei diesem Aerger im Leibe Brirfe und
Zeitungen lesenl Uamöglichi Nein alleS lieber
liegen laffen und schlafen. »ber der Schlaf, diefer
Tröster im Felde. wollte nicht kommrn Und so
griff ich schließlich doch zu den Postsendungen;
zuerst hie Zettungen. dann dtt Karte und zuletzt
alS daS Befle: der Brief der Frau. Virl SchöneS,
allerlei NeueS, nur GuteS eathielt daS Schreiben,
aber daS Schönste fand ich am Echlufle deS BriefeS.
Da laS ich denn deim dünneu Scheine einer Kerze:
.... Denke Dtt aur. waS für ein Blitzwädel
unsere Lisa grworden ist. Sestern Abend, alS ich
fie in» Bettchen legrn wollte. ries sie laut, hoch
im Bettchrn stehend: .Wtt halten durchl' Da»
HLttest Du mal hören sollen l Du HLttest sicherlich
laut mttgelacht. Woher nur daS MLdel dieseS
Wort hat? . . .* — Deutlich hörte ich daS
jubelnde Lachen meine» KindeS, und ich lachte
wirklich mit, so herzlich. daß ich all den Aerger,
all die schreckliche KSlte, den kalten Kaffee und den
Labak vergaß. Die .Bernunst', der Frohmut
und der Sonnenschein zogen wieder in» Herz ein.
— Aber daS hat mich mein Kindchen mit stnem
.aufgeschnappten'Worte gelehrt: laß dich niemalS
niederringen von den Nichtigkeiten deS LebenS, auch
im Kampfe gegen diese .halte durchl'

Lajarettöehandluug der ans dem Keeres-
dienst ausgeschiedeue» Kriegsöeschädigte«.

SemSß Verfügung deS KriegSministeriumS vom
5.3.17. kann ehemaligen Mannschafien vom Feld-
webel. Wachtmeister und Oberfeuerwerker einschließ-
lich abwärtS, d'e infolge der im Kriege erlittenen
Dttnstbeschädigung wieder erkrankten, mit Genehmi-
gung deS GeneralkowmandoS Lazarettaufnahme
gewährt werden.

Ja vielen FLllen wird aber rine Lazarettbe-
handlung zur Heilung oder Befferung der Folgen
der BefchLdigung nicht erforde-lich sein, vielmehr
eiue ambulante Behandlung hierzu grnügea.

Dazu kowmt, daß eiue Lazarettaufnahme dir
Leute oft auS ihrer wieder aufgenommenen bürger-
lichea BeschLstigung herauSreißt. während sie bei
ambulanter Behrudlung iherr BerufStStigkeit weiter
nachgehen können.

Daher wurde genehmigt, daß bei fich ergebender
Notweadigkeit biS aus weitereS den betreffenden
Perfonen an Stelle oon Lazareltaufaahme die
ambulante Behandlung ia einem geeigneten Reserve-
lazarett gewährt werden dätf.

Die'AntrSge find au daS Bezirkökommando zu
richten und von diesem auf Gruad deS UrteilS deS
diensttuenden ArzteS zu genehmigen. Bestrhen über
daS in Frage kommendr Lazarett Zweifel. so ist
daS SanitLtSamt darüber zu bestagen.

klektrotechnische Lehranstalt, Arbeitsgrnppe i« Laboratorim».

Klektrotechuischer Assttöildungskursus
sür Aerwundete uud Iuvakide.

DieElektrotechnischeLehranstalt deS Physikalischen
V-remS in Frankfurt a. M. gibt Mechanikern und ^
Monteuren drr Elektrotechnik eine theoretische Er-
gänzung ihrer AuSbildung, welche es ihnen rr-
möglichen soll, alS Werkmetster. leitende Monteure
oder BetriebSbeamte tätig zu sein oder kleine elektro-
technische SeschLfte selbständig zu betreiben. Eine
AuSbildung, wie sir dir Anstalt btttet, ist darum
vor allem für solche KciegSbeschädigte wichtig.
welche schon auf elektrotrchnischem Gebiete tätig
waren. aber durch ihre Verwundung gehindert sind,
in der gleichen Weise w'e bisher alS Mechaniker
in der Weikstatt oder alS Monteur tätig zu sein,
und die darum trachten müffen, sich für gehobene
Stellungen alS Elektrotechniker, leitende
Monteure, LaboratoriumSmechaniker.
BetriebSbeamte oder dergleichen au«zu-
bttden oder die vorhaben fich als Jnstallateur
selbständig zu machea.

Am 2. Oktober beginnt rin neuer Lehrgang.
Werden. soweit Platz vorhanden. Verwundete auch
jederzeit aufgenommen, so empfiehlt eS sich doch,
wenn irgevd «öglich. zu Beginn eineS Kursu»
einzulreien. ^

Dir Dauer deS ganzen KursuS, wie sie fär
Invaliden gedacht ist, bettägt ein Jahr. Der
Lehrgang ist aber fo eingerichttt. *daß er auch oon
Lazarrttinsaflen. d'e nur ejnige Monate daran
tettuehmen können, mit Borteil besucht werden
kann.

Der Unterricht in. der Anstalt behandelt die all-
geweinr Grunvlage: Mathemattt, Phystk, technischoS
Zeichnen. Für die spezielle Fachausbildung wird
Unterricht in allgemeiner Elektrotechnik, Beleuch-
tungSkunde und HauSinstallation, Lei- .
tungSbau und Montage, Beleuchtungstech-
nik.Dynamokunde, Apparatenkunde. An-
triebe, Telegraphie und Televhonie, so-
wieBlitzableiterbau erteitt. Jm Mittelpunkt deS
UnterrichtS stehen praktische Uebungen in
Laboratorium und M aschinenraum. So
zeigt die Abbildung I zwei ArbeitSgruppen im
Laboratoriuw. oon denen dtt rine mü Wider-
standSmeflungen an einem Magnetgestell beschäftigt
ist, während die aaderr eia Maximal-Zeü.RelaiS
justiert. Abbildung II gibt einen Blick in dea
Maschiaenraum. wo eine Sruppe mit Untersuchungen
aa einer Drehstrommaschine beschäftigt ist.

Der Uattrricht findet täglich vormütagS von
8—12 Uhr statt. Für nachmittag» find etwa zwei
 
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