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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 43-44, April 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0258

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Lsrsrelt-Lritung.

Bogislaw zuckte zusammen und zog einen Zug
Luft durch bie Zähne, wie einer, der fich unver-
mmet wehgetan.

„Und werden der HerrLeutnant ihr heiraten —?

„Selbstredend werd ich heiraten."

.Jhr - ?"

..Jhr."

„Denn häng ich mir uff!" stieß er zwrschen
Grimm und Jammer hervor.

„Häng dir uff —" bestätigte die Stimme des
Mediums, „dann ist ein Heuochse weniger auf der
Welt."

Wenn den Burschen der wache Ton dieser
Offenbarung noch nicht belehrt hatte, so besorgten
das zwei andere blitzschnell sich vollziehende Ereig-
niffe. Die Zauberzehe entzog sich ihm, um dann
plötzlich mik ihren vier Schwenern und dem näch-
sten Zubehör gegen Bogislaws Magengrube zu
operieren. Fast gleichzeilig klatschte ein anscheinend
bereitgehaltner Panioffel in sein Angesicht.

„Kerl! schnaubte Leutnant von Höxter mit ei-
ner Wut, die er brauchte um seine Lachtränen zu
verbergen Wie können Sie sich unterstehen — !

Jch sollte den Herrn Leitnant wecken, stammelte
Bogislaw entsetzt. Es ist eine Depesche gekommen."

Und da zwicken Sie mich an der großen Zehe.

Na warten Sie, mein Sohn, darüber reden
wir noch? Wo ist das Telegramm! Licht machen!

Fünf Minuten später war der Offizier ange-
kleidet und kutschierte durch die Nacht zum Bahn-
hofe. Es waren beinahe zwei Stunden W»gs —
und was er dabei dem völlig geknickten Burschen,
den er wegen Jsas Gepäck mitgenommen hatte,
über die menschliche Dummheit im allgemeinen
und kaschubischen Aberglaube im besonderen erzählte
war wenig geeignet die Slimmung des unglückli-
chen Zauberlehrlings aufzuheitern.

Erst auf der Heimfahrt — als der Leütnant
bei den ersten güldenen Strahlen der Pfingstson-
ne und unter dem Konzert der Morgenvögel ein
zierliches feines Fräulein in den Armen hielt und
die beiden gar nicht voneinander laffen wollten
mit herzen und küssen, da dämmerte in Bogislaw
die frohe Erkenntnis, baß er sich nicht aufzuhängni
brauchte. Er machte kleine Angen und einen ganz
breittn Mund — und diesmal war es wirklich
ein Lachen.

Verufsberatungsstelle fur Rriegs-
bechädigte. .

Unsere Geschäftsstelle befindet sich vom
1. Noveml'er 1917 an im Großh. Bezirksamt,
Zimmer Nr. 8, und ist bis auf Weiteres jeden
Montag und Donnerstag Nachmittags von 3—S
Uhr geöffnet.

Die Beratungsstelle steht für Auskünfte über
alle Fragen der Kriegsbeschädigtenfürsorge zur
Verfügung.

Der Berufsberatungsstelle gehören an:
als Borsitzender:

Stadtrat und Landtagsabgeordneter Hermann
Koelblin, Stephanienstraße 3,
als Mitglieder:

Geheimerat MaxBesler, Maria-Viktoriastraße 10.
Rektor Or. Karl Breinkinger, Langestraße 57.
Rentner Heinrich Eder, Zeppelinstraße 1.
Buchhändler Hugo Faber jung, Lichtentalerstr. 2.
Hoflieferant Georg Müller, Lichtentalerstr. 40.
vr. Otto Roith, Oberarzt des städt. Kranken-
hauses.

vr. Walther Schultze-Münchow, Quettigst. 24.

DerteilungderHerren aufdieeinzelnenLazarette:
Rentner Eder: Sanatorium Ebers, Josephinen-
heim, Landesbad, Vincentiushaus.
Buchhändler Faber jung: Baracken 1—10.
Stadtrat Koelblin: Badischer Hof und Stadt
Straßburg.

0r. Schultze-Münchow: Park-Hotel.
Hoflieferant Müller: Baracken 11—20.

Jeder Kriegsinvalide, der des Rates und der
Hilfe bedarf, wende sich vertrauensvoll an den

„Badilchen Heimatdank"

Bezirksausschuß Baden
(Bezirksamt)

an die örtlichen Fürsorgestellen in den Land-
gemeinden des Amtsbezirks Baden und in der
Stadt Baden (Rathaus)
an die Berufsberatungsstelle des „Badischen
Heimatdanks" hier

oder an den militärischen Lazarett-Arbeitsnachweis,
(Gr. Amtsgericht, Vincentistr. 5, Telefon Nr. IS1.)

Vergünstigungen»

welche die in den Lazaretten in der Stadt
Baden-Baden untergebrachten kranken und
verwundeten Soldaten genießen:

ls. Uurhaus. Freier Eintritt in den Kurgarten
und unentgeltlicher Besuch der gewöhnlichen
Konzerte daselbst und im Kursaal. Besuchs-
erlaubnis nach besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts.

2. Städtische Lichtspielbühne. Täqlich 30 freie

Sitzplätze, deren Verteilung das Lazarett
bestimmt. Besuchsanträge an den behandeln-
den Arzt. Bei sonstigen Besuchen Preiser-
mäßigung in den oordersten Sitzreihen auf
25 Psg. pro Person.

3. Straßenbahn. Benützung der Straßenbahn

für eine beliebig lange Strecke zum Preise
von 15 Pfg.

4. Soldatenheirn des Roten Rreuzes. Täglich

geöffnet von 2 — 5 Uhr nachmittags; Ver.

, abreichung von Kaffee, Tee, Bier und alkohol-
.freien Getränken zu ganz mäßigem Preis-
Spiel- und Lesegelegenheit, Klavierbenützung;
besondere Abteilung: Werkstätte für Schuh-
macherei. Besuchsei laubnis erteilt der leitende
Arzt nach den besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts.

5. Unentgeltliche Rechtsauskunst. Werktags

von 3 bis 6 Uhr nachmittags bei den Herren
Rechtsanwälten vr. Ernit Herrmann,
Langestr. 60, vr. Julius Höwig, Augusta-
platz 2, und August S chäfer, Sophienstr.29.

6. Rriegsinvaliden - Hürsorge. Beratung der

Kriegsinvaliden (auch der aus dem Lazarett
noch nicht entlaffenen, kranken und verwundeten
Soldaten) in alten sie betreffenden Angelegen-
heiten, insbesondere Berufsberatung. (Siehe
„Berufsberatungsstelle".)

?. Unterricht im Rechnen, Geschäftsführung usw.,
Montags und Donnerstags nachmittags von
5 bis 6'/» Uhr, im Vincentischulhaus nach
den besonderen Bestimmungen des Reserve-
Lazaretts.

Merkblatt Mr Kriegsinvalide.

1. Der durch Kriegsverwundung Verstümmelte
oder am freien Gebrauch seiner Gliedmaßen
Behinderte kann wieder arbeiten lernen, wenn
er selbst den festen Willen zur Arbeit hat.

2. Es soll daher keiner den Mut sinken lassen
und an seiner Zukunft verzwe'feln; er muß
fich nur ernftlich bemühen, den ärztlichen Vor-
schriiten voll nachzukommen und die not-
wendigen Uebungen mit Eifer und Ausdauer
betreiben.

3. Selbst derjenige, dem ein oder mehrere Glie-d
maßen fehlen, kann mit geeigneten künstlichen
Gliedern, die ihm die Heeresverwaltung liefert,
häufig, ja meistens in seinem alien Beruf
wieder tätig sein, wenn er sich genügende
Mühe gibt, das ihm Verbliebene in richtiger

Weise auszunützen und den Gebrauch der
künstlichen Glieder zu lernen. Die Heeres-
verwaltung wird ihm mit allen Mitteln die
Wege dazu ebnen.

4. Und wer in seinem früheren Beruf nicht wieder
tätig sein kann, kann sicher in einem anderen
Beruf noch etwas leisten, nur muß er es sich
nicht verdrießen laffen, mit Tatkraft uud
Fleiß sich in die neue Beschäftigung einzuleben.

5. Jeder, der es bedarf, wird sachverständigen
Rat für die Wahl eives Berufes schon im
Lazarett finden und nach seiner Entlassung
Gelegenheit haben, sich in geeigneten Fachschulen
usw. für einen neuen Beruf vorzubereiten oder
in seinem alten Beruf wieder einzuarbeiten.

6. Jeder hüte sich darum, sich als ein unnützes
Glied der Gesellschaft zu betrachten, er setze
von Anbeginn seinen Stolz darein, trotz der
für das Vaterland erlittenen Verluste sobald
wie möglich wieder ein schaffendes und er-
werbendes Glied seiner Familie zu werden.

7. Es vermeide jeder, sei er verwandt oder be-
freundet, einen Verstümmelten in falschbetätig-
tem Mi'did nur immer zu bedauern und
eine Hilflosigkeit zu beklagen. Bei aller herz-
lichen Teilnahme richte er ihn vielmehr auf,
stärke er ihm das Vertrauen auf eine beffere
Zukunft, die Hoffnung auf ein selbständiges
Erwerbsleben, wie es dank der heutigen ärzt-
lichen Kunst, dank der heutigen Techmk und
dank des sozialen vaterländischen Sinues
unseres Volkes, der Arbeitgeber wie der
Arbeitnehmer, für fast alle, auch die Schwerst-
betroffenen erreichbar ist.

Helfe jcder sn feinem Trile daju!

Starkrr Wille füffrt rum Ziel!

Sehenswürdigkrtten Baden-Badens.

Städtische historische s/immlungen, Park-
gebäude (Nebenhaus), Jnselstraße 1, Eingang in
der Durchfahrt. Geöffnet: Sonntags und F ier-
tags von 11— */s1 Uhr und nachmittags von
2 — 4 Uhr. Dienstags von i/s 11 — r/ s 1 Uhr,
Donnerstags von i/s 11 — >/s 1 Uhr. — Oie
Mineral- und Schmetterlings-Säle im ersten
Stock siüd Sonn- und Feiertags zu besichligen.
Eintritt frei.

Römische Bäder-Rnlagen unter dem Römer-
platz. Geöffnet an Werktagen von 9—10 Uhr
vormittags und an Sonn- und Feiertagen von
11-12 Uhr vormittags gegen eine Gebühr von
10 Pfg.

Ratholische Stiftskirche, mit Glas-
Gemälden, fürstlichen Grab-Denkmälern, gotischem
Tabernakel.

Rlosterkirche.

St. Bernharduskirche.

Spital-Rirche (altkatholische Kirche).

Lvangelische Rirche, von Eisenlohr.

Griechische (nicht unierte) Rirche (Stourdza-
Kapelle, Mausoleum), von Klenze.

Synagoge.

venkmal von Raiser kvilhelm I. vor der
Trinkhalle.

venkmal der Raiserin Äugusta in der
Lichtentaler Allee.

Oenkmal von Großherzog Leopold

(Leopoldsplatz).

Für die Schriftleitung der Beilage verantwortlich:
Stadtrat H. Koelblin, Stefanienstr. S, Baden-Baden
Druck: E. KSlbliu, Hofbuchdruckerei, Baden-Baden.
 
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