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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 43-44, April 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0264

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e»»Lr»1t-Le1tung.

me. Nur noch ein einziges Mal. Häbeler, sor-
aen Sie daiür! Meine einstigen skindlein werden
Jhr Andeaken segnen."

Ob die bohen Götter fich Leuvold von Klun-
keS Bernunstgründen nicht verschloffen katten oder
sonst ein günstiger Stern über seinem apfelrunden
Haupte grwaltet — bereitS sett acht Taoen saß
er wieder auf dem gropen Sprunabrett. angelte
Jckeleys und unterichtete in Reinlichkeit und al-
lerhand Wafferkünste. Wie eine ungeheuere Padde
thronte er über den Waffern und freute sich des
Daseins.

Heute strahlte er aus allen Knopflöchern —
sowett man das von einem Menschen sagen kann.
der nichtS anhat. als eine rot und weitz geringelte
Badehose. Ein sonniges Behagen lag auf sei-
nem blanken Anlitz und in den munteren, wim-
perlosen Ferkelaugen malte fich ein geheimnisvolles
Vorgenietzen.

Eigentlich hatte er keine rechte Deranlaffung.
so freudig zu flagaen. Der Herr Oberst batte
ihn in der letzten Zeit mebr als ungnädig behan-
belt. Er hatte ihn gezwiebelt nach allen Reaeln
dei Kunst — und ihn namentlich mit der Wis-
senschast schikaniert. Das war eine besondere
Force des Herrn Oberst. Als alter Kriegsakade-
miker liebte er es. mit der Praris theoretiscke
Fragen zu verbinden. Dieselbm qingen meist
weit über Leupold von Klunkes militärischen Ho-
rizont — und so hatte er denn in der letzten Zeit
besonders häufig die Rolle des blamierten Euro-
päers gemimt.

Für heute hatte sich der Herr Oberst in der
Schwimmanstalt angesagt. Das war für den
Dicken eigentlich auch kein Anlaß. sich zu freuen.
Dennoch strahlte er. Und er strahlte auch. als
dem Herrn Oberst nichtS, aber auch gar nichts
^efiel von allem, was der Leutnant von Klunke
chm vorführte. Er hatte an allem etwas auszu-
setzen. Beim Schluffe der Besichtigung äußerte
der Chef unverblümt, daß der Leutnant von Klunke
ein nach keiner Richtung hin zulängliches Am-
phibium sei. Zu Waffer leiste er gar nichts und
zu Lande noch viel weniger.

„Sagen Sie übrigens. Herr Leutnant von
Klunke," wandte sich der Oberst im Abgehen noch
einmal an den Dicken, ich setze den Fall, die-
ses Waffer hier wäre ein Fluß, den wir in Kriegs-
zeiten überschritten HStten. Jch habe das Unglück.
zu ertrinken. Sie find der uächste Unterführer.
WaS müßte zuerst geschehn?"

„Dann müßte der Herr Oberst zuerst sich be-
graben lassen," erwiderte der Leutnant in Ba-
dehosen prompt.

Den Eindruck dieser wiflenschastlichen Auskunst
konnte Leupold von Klunke leider nicht beobachten.
da «r fich um die Rettung seines Freundes Häbe-
ler bemühen mußte, der vor Schreck ins Waffer
gefallen war.

Als er wieder auf dem Trockenen saß, hauchte
der Adjutant: „Mensch, Sie find irrsinnig gewor-
den! Sie bringen sich ja um Hals und Kra-
gen!"

„Nur um den Kragen," schmunzelte das un-
zulängliche Amphibium glückselig. Und das ist
nicht schlimm. Häbeler. Genau heute sind
die drei Jahr um."

Vrrufsberakungsstrllr fur Lriegs-
brschädigtr.

Unsere Geschäftsstelle befindet sich vom

1. November 1917 an im Großh. Bezirksamt,
Zimmer Nr. 8. und ist bis auf Weiteres jeden
Montag und Donnerstag Nachmittags von 3—5
Uhr geöffnet.

Die Beratungsstelle steht für Auskünfte über
alle Fragen der Kriegsbeschädigtenfürsorge zur
Verfügung.

Der Berufsberatungsstelle gehören an :
alS Borsitzender:

Stadtrat und Landtagsabb«ordneter Hermann
Koelblin, Gtephanienstraße 3,

als Mitglieder:

Geheimerat Max Besler. Maria-Diktoriastraße 10.
Rektor vr. Karl B reinlinger, Langestraße 57.
Rentner Heinrich Eder, Zeppelinstraße 1.
Buchhändler Hugo Faber jung, Lichtentalerstr. 2.
Hoflieferant Georg Müller, Lichtentalerstr. 40.
vr. Otto Roith, Oberarzt des städt. Kranken-
hauses.

vr. Walther Schultze-Münchow, Quettigst. 24.

Verteilung der Herren auf die einzelnen Lazarette:
Rentner Eder: Sanatorium Ebers, Josephinen-
heim, Landesbad, Vincentiushaus.
Buchhändler Faber jung: Baracken l —>0.
Stadtrat Koelblin: Badischer Hof und Stadt
Straßburg.

vr. Schultze-Münchow: Park-Hotel.
Hoflieferant Müller: Baracken 11 20.

Vergünstigungen,

welche die in den Lazaretten in der Stadt
Baden-Baden untergebrachten kranken und
verwundeten Soldaten genießen:

s Nurhaus. Freier Eintritt in den Kurgarten
und unentgeltlicher Besuch der gewöhnlichen
Konzerte daselbst und im Kursaal. Besuchs-
erlaubnis nach besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts

2. Städtische Lichtspielbühne. Täglich 30 freie

Sitzplätze, deren Verteilung das Lazarett
bestimmt. Besuchsanträge an den behandeln-
den Arzt. Bei sonstigen Besuchen Preiser-
mäßigung in den vordersten Sitzreihen. auf
25 Pfg. pro Person.

3. Straßenbahn. Benützung der Straßenbahn

für eine beliebig lange Strecke zum Preise
von 15 Pfg.

4. Soldatenheim des Roten Rreuzes. Täglich

geöffnet von 2 — 5 Uhr nachmittags; Ver.
abreichung von Kaffee. Tee, Bier und alkohol-
freien Gettänken zu ganz mäßigem Preis-
Spiel- und Lesegelegenheit, Klavierbenützung;
besondere Abteilung: Werkstätte für Schuh-
macherei. Besuchserlaubnis erteilt der leitende
Arzt nach den besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts.

3. Unentgeltliche Rechtsauskunft. Werktags
oon 3 bis 6 Uhr nachmittags bei den Herren
Rechtsanwälten vr. Ernst Herrmann,
Langestr. 60, vr. Julius Höwig, Augusta-
platz 2, und August S chäfer, Sophienstr. 29.

6. Rriegsinvaliden - Fürsorge. Beratung der

Kriegsinvaliden (auch der aus dem Lazarett
noch nicht entlaflenen, kranken und verwundeten
Soldaten) in alten sie betteffenden Angelegen-
heiten, insbesondere Berufsberatung. (Siehe
„ Berufsberatungsstelle".)

7. Unterricht im Rechnen, Geschäftsführung usw.,

Montags und Donnerstags nachmittags von
5 bis 6'/» Uhr, im Vincentischulhaus nach
den besonderen Bestimmungen des Reserve-
Lazaretts.

Merkblatt Mr Lriegsinvaliden.

1. Der durch Kriegsverwundung Verstümmelte
oder am freien Gebrauch seiner Gliedmaßen
Behinderte kann wieder arbeiten lernen, wenn
er selbst den festen Willen zur Arbeit hat.

2. Es soll daher keiner den Mut sinken lassen
und an seiner Zukunst verzweifeln; er muß
sich nur ernstlich bemühen, den ärztlichen Vor-
schriften voll nachzukommen und die not-
wendigen Uebungen mit Eifer und Ausdauer
betteiben.

3. Selbst derjenige, dem ein oder mehrere Glie-d
maßen fehlen, kann mit geeigneten künstlichen
Gliedern, die ihm die Heeresverwaltung liefert,
häufig, ja meistens in seinem alten Beruf
wieder tätig sein, wenn er sich genügende
Mühe gibt, das ihm Verbliebene in richtiger

Weise auszunützen und den Gebrauch der
künstlichen Glieder zu lernen. Die Heeres-
verwaltung wird ihm mit allen Mitteln die
Wege dazu ebnen.

4. Und wer in seinem früheren Beruf nicht wieder
tätig sein kann, kann sicher in einem anderen
Beruf noch etwas leisten, nur muß er es sich
nicht verdrießen laffen, mit Tatkraft und
Fleiß sich in die neue Beschäftigung einzuleben.

5. Jeder, der es bedarf, wird sachverständigcn
Rat für die Wahl eines Berufes schon im
Lazarett finden und nach seiner Entlassung
Gelegenheit haben, sich in geeigneten Fachschulen
usw. für einen neuen Beruf vorzubereiten odcr
in seinem alten Beruf wieder einzuarbeiten.

6. Jeder hüte sich darum, sich als ein unnützes
Glied der Gesellschaft zu betrachten, er setze
von Anbeginn seinen Stolz darein, trotz der
für das Vaterland erlittenen Verluste sobald
wie möglich wieder ein schaffendes und er-
werbendes Glied seiner Familie zu werden.

7. Es vermeide jeder, sei er verwandt oder be-
freundet, einen Verstümmelten in falschbetätig-
tem Mitleid nur immer zu bedauern und
eine Hilflosigkeit zu beklagen. Bei aller herz-
lichen Teilnahme richte er ihn vielmehr aus,
stärke er ihm das Vertrauen auf eine bessere
Zukunft, die Hoffnung auf ein selbständiges
Erwerbsleben, wie es dank der heutigen ärzt-
lichen Kunst, dank der heutigen Technik und
dank des sozialen vaterländischen Sinnes
unseres Volkes, der Arbeitgeber wie der
Arbeitnehmer, für fast alle, auch die Schwerst-
betroffenen erreichbar ist.

Helfe jrder an seinem Teile daru!
Starker Wille führt inm Zirl!

Sehenswürd igkeiten Bad en- Badrns.

Städtische historische Sammlungen, Park-
gebäude (Nebenhaus), Jnselstraße I, Eingang in
der Durchfahrt. Geöffnet: Sonntags und Feier-
tags von 11— r/-1 Uhr und nachmittags oon
2 — 4 Uhr. Dienstags von i/-11 — »/«I Uhr,
Donnerstags von ^/s 11 —'/» 1 Uhr. — Oie
Mineral- und Schmetterlings-Säle im ersten
Stock sind Sonn- und Feiertags zu besichtigen.
Eintritt frei.

Römische Bcider-Änlagen unter dem Römer-
platz. Geöffnet an Werktagen von 9—10 Uhr
vormittags und an Sonn- und Feiertagen von
11-12 Uhr vormittags gegen eine Gebühr von
lOPfg.

Ratholische Stistskirche, mit Glas-
Gemälden, fürstlichen Grab-Denkmälern, gotischem
Tabernakel.

Rlosterkirche.

St. Bernharduskirche.

Spital-Rirche (altkatholische Kirche).

Evangelische Rirche, von Eiienlohr.

Griechische (nicht unierte) Rirche (Stourdza-
Kapelle, Mausoleum), von Klenze.

Synagoge.

venkmal von Raiser lvilhelm I. vor der
Trinkhalle.

Oenkmal der Raiserin Äugusta in der
Lichtentaler Allee.

venkmal von Großherzog Leopold
(Leopoldsplatz).

Für die Schriftleitung der Beilage verantwortlich:
Stadtrat H. Koelblin, Stefanienstr. 3, Baden-Baden
Druck: E Kölblin, Hofbuchdruckerei, Baden-Baden.
 
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