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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 53-54, September 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0318

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csrsretl-Lrltung.

„Ein Wilson mag mehr Selbständigkeit besitzen,
als ein Zar, mehr Geschicklichkeit und Energie,
mehr Auffafsungskraft von den Dingen, die auf
dem Spiele stehen, schließlich ist er doch von den
Milliardären in Wallstreet abhängig, — den Höf-
lingen Amerikas .... Ein Pierpont Morgan
oder ein Rockeseller opfert nicht seine Milliarden,
um dafür Demokratie und Selbstbestimmung der
Völker einzutauschen! Sie kämpfen nicht gegen
Deutschland, um Millionen von Arbeitern in der
Zukunst eine menschenwürdigere Eristenz zu ver-
schaffen, um jedem Bolk, so klein es auch sein
möge, die Gelegenheit zur freier Entwicklung zu
geben, sie kämpfen: gegen die Konkurrenz
Deutschlands auf dem Weltmarkt!" ltber
den so gekennzeichneten Beweggrund für den
Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg
besteht in Deutschland längst kein Zweifel mehr.
Es ist jedoch erfreulich, die Taisache sestzustellen,
daß einsichtsvolle Kreise in neutralen Ländern
nun auch immer mehr zu dieser Ansicht hinneigen.
Das holländische Blatt kommt sodann zum Schluß:
„Es besteht kein Grund anzunehmen, däß Wilson
persönlich nichr gerne eine freie Welt und einen
Staatenbund sehen möchte, aber man darf wohl
annehmen, daß es mit seiner hohen Stellung
vorbei sein wird, falls er das Unglück haben sollte,
bei der Verwirklichung seiner Jdeale mit den
Jntereffen des Großkapitals zusammenzugeraten.
Wenn das geschieht, dann stürzt sein Ansehen
unter Pari, und dann tritt er in die menschliche
Gemeinschaft zurück als ein amtloser und verges-
sener Bürger.

Massenmörder Tank.

Jn Londoner Militärkreisen spricht man offen
davon, daß sest dem Beginn der Gegenoffensive
(8. August) durch die Alliierten nicht weniger als
300,000 Engländer und Franzosen, außer
den Farbigen, teils tot, teils schwer verwundet
sind; für alle Fälle also in Abgang gebracht werden
müffen. Es stellt sich heraus, daß besonders
die Tankangriffe nngeheure Opfer
fordern insofern, als leichte Verwundungen viel
geringer sind, als schwere Schußverletzungen.
Die Mannschaften, die unter dem Schutze eines
Tanks vorgiiigen. gehen kläglich zugrunde. So
lautet ein aus London herübergelangter Front-
bericht. Die Soldaten sind weit davon entfernt,
den „Windhund" in der gleichen Weise zu preisen,
wie es die englischen Zeitungen täglich tun.
Uebrigens schleichen sich auch in die Blätter und
sogar auch in die Organe Northcliffes die Klagen
über den Tank ein.

Feldgraurr Humor.

Sächsifche Kaltbliitigkeit. Das Trommelfeuer
deS Feindes liegt seit mehr als 48 Stunden auf
unserer Stelluug. DerKommandeur ist in schwerer
Sorge um die Moral der Truppe und beschließt trotz
Abratens, in die vorderste Stellung abzugehen.
Jch begleite ihn. Der Gang ist äußerst schwierig.
Der Kommandeur läßt sich durch nichts abhalten,
spricht mit verschiedenen Posten, redet Mut zu und
aibt Befehle. Wir kommen in einer kleinen
Feuerpause auch an einen Unterstand und hören
eine scheltende Stimme: „Drumpf muß de fordern,
du Stickchen Dreck, aber wenn de mal en Drumpf
hast, da werscht de ooch glei(ch) gokett." Lächelnd
und beruhigt erstrebt der Kommandeur seinen
Befehlsstand.

Dana allrrdings. Freundin (selbstbewußt):
„Jch sei das schönste Mädchen, das er bis jetzt
gesehen, hat der Feldgraue gesagt! Das will was
heißen, denn der war im Westen, im Osten, im
Süden, . . . und immer in der vordersten Linie!"

Unter Wirderkällern. „ — Der Hindenburg,
mei Liaba, is net krank, der is überhaupts tot, sag'
ih Dir. Schon sest sib'n Monat is e tot. Aus Wachs
ham s oan' nachg'macht, daß d' Leute moana soll'n

-" Ja, an wachsern Hindenburg. Und

wia die groß Hitz kemma is-" — „—Freilich,

da is er g'schmolz'n. A jed's Kind wooß's.
Adjes, mei Liaba!" — „—Adjes," („Jugend" )

Merkbatt flir Kriegsinvalidrn.

1. Der durch Kriegsverwundung Verstümmelte
oder am freien Gebrauch seiner Gliedmaßen
Behinderte kann wieder arbesten lernen, wenn
«r selbst den festen Willen zur Arbeit hat.

2. Es soll daher keiner den Mut sinken laffen
und an seiner Zukunft verzweifeln; er muß
sich nur ernstlich bemsthen, den ärztlichen Vor-
schriften voll nachzukommen und die not-
wendigen Uebungen mit Eifer und Ausdauer
betreiben.

3. Selbst derjenige, dem ein oder mehrere Glied
maßen fehlen, kann mit geeigneten künstlichen
Gliedern, die ihm die Heeresverwaltung liefert,
häufig, ja meistens in seinem alten Beruf
wieder tätig scin, wenn er sich genügende
Mühe gibt, das ihm Verbliebene in richtiger
Weise auszunützen und den Gebrauch der
künstlichen Glieder zu lernen. Tie Heeres
verwaltung wird chm mit allen Mitteln die
Wege dazu ebnen.

4. Und wer in seinem früheren Beruf nicht wieder
tätig sein kann, kann sicher in einem anderen
Beruf noch etwas leisten, nur muß er es sich
nicht verdrießen laffen, mit Tatkraft und
Fleiß sich in die neue Beschäftigung einzuleben.

5. Jeder, der es bedarf, wird sachverständigen
Rat für die Wahl eines Berufes schon im
Lazarett finden und nach seiner Entlassung
Gelegenheit haben, sich in geeigneten Fachschulen
usw. für einen neuen Beruf vorzubereiten oder
in seinem alten Beruf wieder einzuarbeiten.

K. Jeder hüte sich darum, sich als ein unnützes
Glied der Gesellschaft zu betrachten, er setze
von Anbeginn seinen Stolz darein, trotz der
für das Vaterland erlittenen Verluste sobald
wie möglich wieder ein schaffendes und er-
werbendes Glied seiner Familie zu werden.

7. Es vermeide jeder, sei er verwandt oder be-
freundet, einen Verstümmelten in falschbetätig-
tem Mitleid nur immer zu bedauern und
eine Hilflosigkeit zu beklagen. Bei aller herz-
lichen Teilnahme richte er ihn vielmehr auf,
stärke er ihm das Vertrauen auf eine bessere
Zukunft, die Hoffnung auf ein selbständiges
Erwerbsleben, wie es dank der heutigen ärzt-
lichen Kunst, dank der heutigen Technik und
dank des sozialen vaterländischen Sinnes
unseres Volkes, der Arbeitgeber wie der
Arbeitnehmer, für fast alle, auch die Schwerst-
betroffenen erreichbar ist.

Helfr jeder an seinem Teilr daru!
Skarker Wille führt Mm Ziel!

Vergünstigungrn,

welche die in den Lazaretten in der Stadt
Baden-Baden untergebrachten kranken und
verwundeten Soldaten genießen:

j. Aurhaus. Freier Eintritt in den Kurgarten
und unentgeltlicher Befuch der gewöhnlichen
Konzerte daselbst und im Kursaal. Besuchs-
erlaubnis nach besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts.

2. Straßenbahn. Benützung der Straßenbahn

für eine beliebig lange Strecke zum Preise
von 15 Pfg.

3. Soldatenheim des Roten Rreuzes. Täglich

von 2—4 Uhr Kaffee mit Gebäck. Bier, Limo-
nade, Zeitungen, Zeitschriften, Spiele, Klavier,
Leihbücherei.

Jeden Donnerstag und Sonntag Konzerte.
Kartenspiele für Handbeschädigte.

(Auf kurze Zeit geschloffen.)

4. Unentgeltliche Rechtsauskunft. Werktags

von 3 bis 6 Uhr nachmittags bei den Herren
Rechtsanwälten vr. Ernst Herrmann,
Langestr. 60, 0r. Julius Höwig, Augusta-
platz 2, und August Schäfer, Sophienstr. 2S.

S. Rriegsinvaliden - Fürsorge. Beratung der
Kriegsinvaliden (auch der aus dem Lazarett
noch nicht entlaffenen, krqnken und verwundeten
Soldaten) in allen sie betreffenden Angelegen-
heiten. insbesondere Berufsberatung. (Siehe
„Berufsberatungsstelle".)

b. Unterricht im Rechnen, Geschästsführung usw.,
Montags und Donnerstags nachmittags von
5 bis 6 l/, Uhr, im Vincentischulhaus nach
den besonderen Bestimmungen des Reserve-
LazarettS. i

Jeder Kriegsinvalide, der des Rates und der
Hilfe bedarf, wende sich vertrauensvoll an den

„Badijchen Heimawank"

Bezirksausschuß Baden
(Bezirksamt)

an die örtlichen Fürsorgestellen in den Land-
gemeinden des Amtsbezirks Baden und in der
Stadt Baden (Rathaus)

an die Berufsberatungsstelle des „Badischen
Heimatdanks" hier

oder an den militärischen Lazarett-Arbeitsnachweis,
(Gr. Amtsgericht, Vincenttstr. 5, Telefon Nr. 151.)

Sxhenswürdigkrilrn Vaden-Badrns.

Oeutsche Runstausstellung, Lichtentaler
Allee 8 s. 10—7 Uhr.

Runstverein Baden. Gemälde-Ausstellung
neben dem Theater. Geöffnet Dienstags, Donners-
tags und Sonntags von 11—3 Uhr.

Städtische historische Sammlungen, Park-
gebäude (Nebenhaus), Jnselstraße 1, Eingang in
der Durchfahrt. Geöffnet: Sonntags und Feier-
tags von 11—>/-1 Uhr und nachmittagS von
2 — 4 Uhr. Dienstags von ^/, 11— ^/ -1 Uhr,
Donnerstags von '/»11 — */- 1 Uhr. — vie
Mineral- und Schmetterlings-Säle im ersten
Stock sind Sonn- und Feiertags zu besichtigm.
Eintritt frei.

Römische Bäder-Änlagen unter dem Römer-
platz. Geöffnet an Werktagen von S—10 Uhr
vormittags und an Sonn- und Feiertagen von
11 — 12 Uhr vormittags gegen eine Gebühr von
10 Pfg.

Ratholische Stistskirche, mit GlaS-
Gemälden, fürstlichen Grab-Denkmälern, gotischem
Tabernakel.

Rlosterkirche.

St. B^rnharduskirche.

Spital-Rirche (altkatholische Kirche).

Lvangelische Rirche, von Eisenlohr.

Griechische (nicht unierte) Rirche (Stourdza-
Kapelle, Mausoleum), von Klenze.

Synagoge.

venkmal von Gvoßherzog keopold

(Leopoldsplatz).

venkmal der Raiserin Sugusta in der
Lichtentaler Allee.

Venkmal, errichtet vom Fürsten Karl Egon
zu Fürstenberg, in der Leopoldstraße.

Bismarck - venkmal (nahe der Gernsbacher-
straße).

Für die Schristleitung der Beilage verantwortlich:
Etadtrat H. Koelblin, Etefanienstr. S, Baden-Bade»
Drnck: E. Kölblin, Hofbuchdruckerei, Baden-Badr».
 
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