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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Lachmann, Carl: Moderne Postbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0063

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mittlere Städte schaffen. Seil wann gibt es
Normen für Monumentalbauten? Was hat
die Normung von Maschinenteilen und
Briefumschlägen mit der Typisierung von
Monumentalbauten zu tun? Ich glaube,
beide schließen einander aus. Der Zwie-
spalt würde sich folgendermaßen lösen: In
kleinen und mittleren Städten kann man ein
Postgebäude nicht als Monumentalbau an-
sehen. Eine Überspannung des monumen-
talen Verkehrsgedankens im Äußeren der
Architektur würde hier auch lächerlich wir-
ken, denn die kleinen Postämter sind oft
zur Hälfte Wohnung, zur andern Hälfte Be-
triebsraum. Sie unterscheiden sich auch
hinsichtlich ihres Verkehrsumfangs kaum
von den benachbarten Geschäftshäusern, die
unten einen Laden und darüber die Woh-
nung haben. Ja, es wird manchmal einem
kleinen Poslgebäude, das neben mehrstöcki-
gen Geschäftshäusern steht, sehr schwer ge-

macht, sich zu behaupten, weil es für seine
eigenen Zwecke nicht die Höhe und die
Baumassen benötigt, die die Nachbarn auf-
weisen. Eine fremdartige, monumental sein
wollende Aufmachung würde hier also
nicht am Platze sein und etwas vortäuschen,
was nicht da ist. Die in Bayern errichteten
Poslgebäude haben ja gerade darum in der
ganzen Baufachpresse eine so beifällige
Aufnahme gefunden, weil sie trotz neuzeit-
licher Auffassung den bodenständigen Cha-
rakter nicht verleugnen. Etwas anderes ist
es mit den größeren Postbauten in größeren
Städten. Hier finden wir sehr viele, die
ganz, wie Herr Klopfer es wünscht, Formen
anwenden, die entweder eine alles beherr-
schende Monumentalität darstellen oder in
schlichter sachlicher Weise einen reinen
Zweckbau umkleiden. Aber selbst hier
kann es vorkommen, daß ein Postgebäude
keine Monumentalität aufbringen kann,

Senderhaus Königsberg. Auch dieses Haus ist sicherlich aus seinem Zweck
heraus entstanden, aber nicht so recht aus dem Geist der Aufgabe. Wenn es
auch formalistischer Zutaten entbehrt, so ist doch in den Verhältnissen und der
Anlage des Hauses eine leichte Hinneigung zur Präriehausromantik zu spüren.
Eine anständige Baugesinnung, aber kein Verhältnis zur modernen Technik, aus
deren Wesen heraus die Anlage, nicht das Haus entstanden ist.

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