Ofen
I
geben, aber es ist keine Ausstellung, weil
nichts Neues und Besonderes zu sehen ist,
weil kein starker Wille den Beschauer
packt. Hier wird ihm nichts gesagt außer
in der Bauhaus-Ausstellung. Er wird nicht
aus lahmem Denken aufgerüttelt, ihm wer-
den keine neuen Möglichkeiten gezeigt, er
kann sich gar nicht für das Problem inter-
essieren. Die Ausstellung ist eine große
Lehre, sie sagt uns, daß wir auf Ausstellun-
gen nur Dinge zeigen können, die den
Fortschritt in sich tragen, Dinge, die noch
etwas fordern. Sie zeigt uns, daß der Stand
von vor dem Krieg heute innerlich zum min-
desten überholt ist, daß die Bau- und Woh-
nungsfrage sich heute anders orientieren
muß, daß der soziale Gesichtspunkt und
technisch in die Zukunft weisende Probleme
wichtiger sind als das Anknüpfen an die
Tradition. Die Verfechter der „heimischen
Bauweise" sollten hier einsehen lernen, welch
falschen Weg sie beschreiten. W. Lötz
GESTALTUNG DER METALLWAREN
Wir veröffentliclien gern den Aufsatz von Wilhelm Wagenfeld, dem Leiter der Metallwerkstatt der Staat-
lichen Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar, möchten jedoch betonen, daß wir uns nicht in allen seinen
Teilen damit einverstanden erklären können. Nach den Öfen auf dem Bild oben auf dieser Seite zu urleilen, hat der
Verfasser recht, aber die Bilder der folgenden Seiten und die des vorigen Heftes geben doch ein günstigeres Bild
unsrer Melallwareninduslrie, als das, das Wagen fehl malt. Das, was er über das Kunstgewerbe sagt, ist wohl nur dann
richtig zu verstehen, wenn man darunter die kunstgewerbliche Formenwelt verstellt, die von der Industrie für
ihre Erzeugnisse aufgegriffen worden ist. Auch daß er vom Ornament eine organische Verbindung verlangt und
diese organische Bindung nur rein formal sieht, läßt sich doch wohl nicht vertreten, denn man kann sehr wold von
einem Selbslwert des Ornaments sprechen, den es in früheren Zeilen besonders im Orient gegeben hat. Man soll
bei aller Bejahung der technischen Formenwelt die kunsthistorischen Tatsachen nicht übersehen. Das Problem, das
Wagenfeld anschneidet, ist wohl so schwierig, daß es in einer kurzen Betraclitung nicht voll geklärt werden kann;
auch wird jede Stellungnahme zu diesem Problem immer nur an einem bestimmten Punkt der Entwicklung richtig
sein können. In zehn Jahren werden wir diese Frage wieder ganz anders sehen. Man muß beachten, daß sie vor zehn
Jahren auch schon anders gesehen worden ist, und man darf nicht sagen, falsch gesehen worden ist, sondern kann
heule nur feststellen, daß die damaligen Ansichten für uns heute nicht mehr maßgebend sein können.
Die Schriftlcitung
Die Bemühung der Industrie, das kunst- überragenden Maß Imitationen manueller
gewerbliche Niveau der Metallgeräte zu Arbeit sind. Nicht nur die Formgebung,
heben, hat bis in die Gegenwart hinein sondern auch die Materialbehandlung fügen
nichts daran geändert, daß Metallwaren im sich dieser Täuschung und widersprechen
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geben, aber es ist keine Ausstellung, weil
nichts Neues und Besonderes zu sehen ist,
weil kein starker Wille den Beschauer
packt. Hier wird ihm nichts gesagt außer
in der Bauhaus-Ausstellung. Er wird nicht
aus lahmem Denken aufgerüttelt, ihm wer-
den keine neuen Möglichkeiten gezeigt, er
kann sich gar nicht für das Problem inter-
essieren. Die Ausstellung ist eine große
Lehre, sie sagt uns, daß wir auf Ausstellun-
gen nur Dinge zeigen können, die den
Fortschritt in sich tragen, Dinge, die noch
etwas fordern. Sie zeigt uns, daß der Stand
von vor dem Krieg heute innerlich zum min-
desten überholt ist, daß die Bau- und Woh-
nungsfrage sich heute anders orientieren
muß, daß der soziale Gesichtspunkt und
technisch in die Zukunft weisende Probleme
wichtiger sind als das Anknüpfen an die
Tradition. Die Verfechter der „heimischen
Bauweise" sollten hier einsehen lernen, welch
falschen Weg sie beschreiten. W. Lötz
GESTALTUNG DER METALLWAREN
Wir veröffentliclien gern den Aufsatz von Wilhelm Wagenfeld, dem Leiter der Metallwerkstatt der Staat-
lichen Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar, möchten jedoch betonen, daß wir uns nicht in allen seinen
Teilen damit einverstanden erklären können. Nach den Öfen auf dem Bild oben auf dieser Seite zu urleilen, hat der
Verfasser recht, aber die Bilder der folgenden Seiten und die des vorigen Heftes geben doch ein günstigeres Bild
unsrer Melallwareninduslrie, als das, das Wagen fehl malt. Das, was er über das Kunstgewerbe sagt, ist wohl nur dann
richtig zu verstehen, wenn man darunter die kunstgewerbliche Formenwelt verstellt, die von der Industrie für
ihre Erzeugnisse aufgegriffen worden ist. Auch daß er vom Ornament eine organische Verbindung verlangt und
diese organische Bindung nur rein formal sieht, läßt sich doch wohl nicht vertreten, denn man kann sehr wold von
einem Selbslwert des Ornaments sprechen, den es in früheren Zeilen besonders im Orient gegeben hat. Man soll
bei aller Bejahung der technischen Formenwelt die kunsthistorischen Tatsachen nicht übersehen. Das Problem, das
Wagenfeld anschneidet, ist wohl so schwierig, daß es in einer kurzen Betraclitung nicht voll geklärt werden kann;
auch wird jede Stellungnahme zu diesem Problem immer nur an einem bestimmten Punkt der Entwicklung richtig
sein können. In zehn Jahren werden wir diese Frage wieder ganz anders sehen. Man muß beachten, daß sie vor zehn
Jahren auch schon anders gesehen worden ist, und man darf nicht sagen, falsch gesehen worden ist, sondern kann
heule nur feststellen, daß die damaligen Ansichten für uns heute nicht mehr maßgebend sein können.
Die Schriftlcitung
Die Bemühung der Industrie, das kunst- überragenden Maß Imitationen manueller
gewerbliche Niveau der Metallgeräte zu Arbeit sind. Nicht nur die Formgebung,
heben, hat bis in die Gegenwart hinein sondern auch die Materialbehandlung fügen
nichts daran geändert, daß Metallwaren im sich dieser Täuschung und widersprechen
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