Präsident Lobe einsetzte. Der Erweiterungsbau soll
vor allem die Bibliothek aufnehmen. Sie soll die
eigentliche Grundsubslanz des Zukunftsbaues dar-
stellen. Darüber hinaus sind möglichst viel Abge-
ordnelenzimmer wünschenswert. Keineswegs für
alle Mitglieder des Reichstages, da ein großer Teil
von ihnen nur selten positiv arbeitet. Aber man
muß einmal gesehen haben, wie die Abgeordnelen
jetzt „hausen". Zwischen dem äußeren und dem
inneren Glasdach des liauplsitzungssaales münden
die „Fenster" der Abgeordnetenzimmer, die je ca.
2,40 m breit und ca. 4,20 m tief sind, die je für
6 bis 8 Abgeordnete bestimmt sind. Das einzelne
Mitglied des Reichstages hat dort für seine Person
eigentlich nur ein verschließbares Fach. Zum
Arbeilen sind diese Räume durchaus unbrauchbar.
\iich fehlt ihnen gänzlich direktes Licht und
direkte Belüftung. Hier wird die Frage akut, wie
auch der alle Reichstagsbau geschickt den erwei-
terten Forderungen der Zukunft angepaßt werden
könnte. Daß es so, wie es jetzt ist, nicht länger
geht, das wird die obige Kostprobe zur Genüge
dartun.
Von Interesse aus den erwähnten Verhand-
lungen dürfte nur noch die Tatsache sein, daß der
A\ unsch nach einer möglichst bequemen und
direkten Verbindung mit dem Erweiterungsbau,
also nach Beibehaltung der überbrückung oder
einer ähnlichen Lösung starke Betonung fand.
Zu diesen in ihrer Art wichtigen und bemer-
kenswerten Ausführungen bringen wir im Bilde
den gleichfalls an führender Stelle preisgekrön-
ten Entwurf der Architekten Emil Fahrenkamp
und H. de Fries, beide Mitglieder der Düssel-
dorfer Akademie. Bislang ist der Wettbewerb
ohne die eindeutige Bezeichnung einer führen-
den Leistung verlaufen und die Gefahr darf
nicht übersehen werden, daß mit Hinweis
auf diese Talsache ein behördlicher Organis-
mus der ausführenden Entwurfsarbeit sich be-
mächtigen könnte. Ein Ergebnis, das zum minde-
sten dem Deutschen Werkbund nicht nur im
Interesse seiner Mitglieder, sondern mehr noch im
Interesse seines Programms nicht wünschenswert
sein kann. Zu dem Entwurf Fahrenkamp — de
Fries, der in der Fach- und Tagespresse wohl die
stärkste Resonanz gefunden hat, und u. a. als
die geistreichste und künstlerisch beste Lösung be-
zeichnet wurde, enthalten wir selbst uns sowohl
der Kritik wie des Lobes, indem wir uns darauf
beschränken, das Urteil der Preisrichter des ersten
Wettbewerbes an dieser Stelle im Auszug nach
Heft 3 des Jahrganges 1928 der ,,Baugilde" zum
Abdruck zu bringen:
„Die Arbeit verrät eine außerordentlich starke
künstlerische Hand eigenartiger Gestaltung. Die
Grundrißanordnung ist klar und im wesentlichen
zweckmäßig. Die Arbeit ist von denjenigen, die
den Bibliothekbau als besonderen Baukörper hin-
stellen, vielleicht die am stärksten ausgeprägte.
Dem Gesichtspunkt der städtebaulichen Einord-
nung wird durch die einfache und unaufdring-
liche Baumassengruppierung gut Rechnung ge-
tragen." H.
MONUMENTALITÄT, STADTBILD UND POST
Eine Erwiderung auf die Ausführungen von Herrn Postbaurat Lachmann
in Heft 2/28 der „Form"
Herr Lachmann sagt: „Weniger Worte, mehr
Taten", und es ist dankenswert, daß er die Talen
der Post durch Abbildungen von ausgeführten
Posibauten uns zur Kenntnis bringt. Ich brauche
den Abbildungen keine Bemerkung beizufügen,
die sind von berufener Seite darunter geschrieben,
ich will aber, da mir leider die Gelegenheit fehlt,
Postbauten monumental oder heimatlich zu schaf-
fen, wenigstens die Folgerungen aus den Abbil-
dungen und Kritiken ziehen; ich muß das, da ich
von Herrn Lachmann in einigem nicht recht ver-
slanden worden bin, und mir liegt auch daran,
die Begriffe des Monumentalen und des Typi-
schen zu klären und in ihrem Verhältnis zuein-
ander zu beleuchten.
Vor allem die eine Frage: Was ist Monumenta-
lität? Auch der Architekt, der Künstler über-
haupt, der nur malt und meißelt und baut, und
nicht nebenher auch schreibt (wie z. B. Vitruv,
Vignola, Dürer, Lionardo, Blondel, Briseux.
Sturm, Schund, Schinkel, Semper, Dclacroix,
Böcklin, Liebermann, Mulbesius, Tessenow usw.),
muß sich doch eine Idee machen von dem. was
Monumentalität ist, oder wenn er sie fühlt, dann
hinterher einen Begriff!
Also was ist Monumentalität? Lesen wir das,
was unter den Abbildungen der Postbaulen da und
dort steht: „Monumentalität liegt nicht im Hin-
zutun einer dem Gegenstand fremden Formen-
sprache, sondern erwächst notwendig aus der Auf-
gabe, deren großzügige Bewältigung man in der
Form erkennt" oder: „es ist auffällig, wie die
Post bei Bauten, die weniger auf Repräsentation
eingestellt sind und bei denen der Zweck klarer
zu ersehen ist, weil mehr gute Leistungen aufzu-
weisen hat, als bei den Raulen, die an der Straße
stehen und von denen man immer glaubt, daß
sie besonders eindrucksvoll und monumental sein
müßten".
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vor allem die Bibliothek aufnehmen. Sie soll die
eigentliche Grundsubslanz des Zukunftsbaues dar-
stellen. Darüber hinaus sind möglichst viel Abge-
ordnelenzimmer wünschenswert. Keineswegs für
alle Mitglieder des Reichstages, da ein großer Teil
von ihnen nur selten positiv arbeitet. Aber man
muß einmal gesehen haben, wie die Abgeordnelen
jetzt „hausen". Zwischen dem äußeren und dem
inneren Glasdach des liauplsitzungssaales münden
die „Fenster" der Abgeordnetenzimmer, die je ca.
2,40 m breit und ca. 4,20 m tief sind, die je für
6 bis 8 Abgeordnete bestimmt sind. Das einzelne
Mitglied des Reichstages hat dort für seine Person
eigentlich nur ein verschließbares Fach. Zum
Arbeilen sind diese Räume durchaus unbrauchbar.
\iich fehlt ihnen gänzlich direktes Licht und
direkte Belüftung. Hier wird die Frage akut, wie
auch der alle Reichstagsbau geschickt den erwei-
terten Forderungen der Zukunft angepaßt werden
könnte. Daß es so, wie es jetzt ist, nicht länger
geht, das wird die obige Kostprobe zur Genüge
dartun.
Von Interesse aus den erwähnten Verhand-
lungen dürfte nur noch die Tatsache sein, daß der
A\ unsch nach einer möglichst bequemen und
direkten Verbindung mit dem Erweiterungsbau,
also nach Beibehaltung der überbrückung oder
einer ähnlichen Lösung starke Betonung fand.
Zu diesen in ihrer Art wichtigen und bemer-
kenswerten Ausführungen bringen wir im Bilde
den gleichfalls an führender Stelle preisgekrön-
ten Entwurf der Architekten Emil Fahrenkamp
und H. de Fries, beide Mitglieder der Düssel-
dorfer Akademie. Bislang ist der Wettbewerb
ohne die eindeutige Bezeichnung einer führen-
den Leistung verlaufen und die Gefahr darf
nicht übersehen werden, daß mit Hinweis
auf diese Talsache ein behördlicher Organis-
mus der ausführenden Entwurfsarbeit sich be-
mächtigen könnte. Ein Ergebnis, das zum minde-
sten dem Deutschen Werkbund nicht nur im
Interesse seiner Mitglieder, sondern mehr noch im
Interesse seines Programms nicht wünschenswert
sein kann. Zu dem Entwurf Fahrenkamp — de
Fries, der in der Fach- und Tagespresse wohl die
stärkste Resonanz gefunden hat, und u. a. als
die geistreichste und künstlerisch beste Lösung be-
zeichnet wurde, enthalten wir selbst uns sowohl
der Kritik wie des Lobes, indem wir uns darauf
beschränken, das Urteil der Preisrichter des ersten
Wettbewerbes an dieser Stelle im Auszug nach
Heft 3 des Jahrganges 1928 der ,,Baugilde" zum
Abdruck zu bringen:
„Die Arbeit verrät eine außerordentlich starke
künstlerische Hand eigenartiger Gestaltung. Die
Grundrißanordnung ist klar und im wesentlichen
zweckmäßig. Die Arbeit ist von denjenigen, die
den Bibliothekbau als besonderen Baukörper hin-
stellen, vielleicht die am stärksten ausgeprägte.
Dem Gesichtspunkt der städtebaulichen Einord-
nung wird durch die einfache und unaufdring-
liche Baumassengruppierung gut Rechnung ge-
tragen." H.
MONUMENTALITÄT, STADTBILD UND POST
Eine Erwiderung auf die Ausführungen von Herrn Postbaurat Lachmann
in Heft 2/28 der „Form"
Herr Lachmann sagt: „Weniger Worte, mehr
Taten", und es ist dankenswert, daß er die Talen
der Post durch Abbildungen von ausgeführten
Posibauten uns zur Kenntnis bringt. Ich brauche
den Abbildungen keine Bemerkung beizufügen,
die sind von berufener Seite darunter geschrieben,
ich will aber, da mir leider die Gelegenheit fehlt,
Postbauten monumental oder heimatlich zu schaf-
fen, wenigstens die Folgerungen aus den Abbil-
dungen und Kritiken ziehen; ich muß das, da ich
von Herrn Lachmann in einigem nicht recht ver-
slanden worden bin, und mir liegt auch daran,
die Begriffe des Monumentalen und des Typi-
schen zu klären und in ihrem Verhältnis zuein-
ander zu beleuchten.
Vor allem die eine Frage: Was ist Monumenta-
lität? Auch der Architekt, der Künstler über-
haupt, der nur malt und meißelt und baut, und
nicht nebenher auch schreibt (wie z. B. Vitruv,
Vignola, Dürer, Lionardo, Blondel, Briseux.
Sturm, Schund, Schinkel, Semper, Dclacroix,
Böcklin, Liebermann, Mulbesius, Tessenow usw.),
muß sich doch eine Idee machen von dem. was
Monumentalität ist, oder wenn er sie fühlt, dann
hinterher einen Begriff!
Also was ist Monumentalität? Lesen wir das,
was unter den Abbildungen der Postbaulen da und
dort steht: „Monumentalität liegt nicht im Hin-
zutun einer dem Gegenstand fremden Formen-
sprache, sondern erwächst notwendig aus der Auf-
gabe, deren großzügige Bewältigung man in der
Form erkennt" oder: „es ist auffällig, wie die
Post bei Bauten, die weniger auf Repräsentation
eingestellt sind und bei denen der Zweck klarer
zu ersehen ist, weil mehr gute Leistungen aufzu-
weisen hat, als bei den Raulen, die an der Straße
stehen und von denen man immer glaubt, daß
sie besonders eindrucksvoll und monumental sein
müßten".
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