PRESSA-RAUM ..DAS LIED ALS NACHRICHT"
Entwurf: Burga von Wecus
ZUM THEMA
„PRESSE UND NEUE GESTALTUNG'
Von einem Journalisten
Dem Aufsatz von Dr. Wilhelm Lötz in Heft 5
dieser Zeitschrift, der über das Verhältnis der
deutschen Presse zur neuen Gestaltung spricht,
möchte man viel mehr aufmerksame Leser in den
Redaktionszimmern wünschen, als er wohl leider
finden wird. Gerade der Mann vom Bau, der in
dem Bewußtsein der hohen Aufgaben der Tages-
presse und in der Schätzung der ernsten Arbeit,
die geleistet wird, sich von niemanden übertreffen
lassen möchte, muß offen sagen: hier ist etwas
faul.
Wenn man von Berufs wegen gezwungen ist,
einen großen Teil der führenden Berliner und
Provinz-Zeitungen laufend unter dem Gesichts-
punkt zu beobachten: welches ist das Interesse,
wie ist die Stellungnahme zu den Vorgängen auf
dem Gesamtgebiet der formenden Werktätigkeit
— des Städtebaus, der Architektur, der Woh-
nungsgestaltung — so ergibt sich ein wenig er-
hebendes Fazit. Nur wenige Blätter wenden die-
sen Dingen besondere Aufmerksamkeit zu, und
insbesondere scheint es sich in den Feuilleton-
redaktionen noch nicht herumgesprochen zu
haben, daß heute in Deutschland die Architektur
das produktivste Schaffensgebiet ist; steckt sie
auch selbst noch im Stadium des Versuchens, so
ist sie doch zum mindesten der Literatur und der
Malerei weit voraus. (Dabei ist nicht von ,,Kunst"
die Rede als von etwas aus dem Leben Heraus-
gelöstem, die kann es heute weniger als je geben.)
Gewiß wird dieser Zustand sich im Lauf der
Zeit ändern. Ein echter Journalist lernt immer
zu, und mancher, der nicht mehr zulernen mag,
wird eben einmal einem andern Platz machen.
Inzwischen aber scheint es, als ob die Verleger
manchmal rascher zulernen als ihre Redakteure,
und da bilden sich dann Erscheinungen heraus,
über die einmal im gemeinsamen Interesse der
Werkarbeit und der Journalistik ein Wort der
Kritik gesagt werden muß.
Es scheint nämlich neuerdings Mode zu werden,
die Pflichten der Presse auf diesem Gebiet da-
durch abzuwälzen, daß man von Zeit zu Zeit Son-
derbeilagen erscheinen läßt, die Artikel zu allen
möglichen Einzelfragen des Bauwesens enthalten,
möglichst illustriert, wobei der Einfachheit halber
222
Entwurf: Burga von Wecus
ZUM THEMA
„PRESSE UND NEUE GESTALTUNG'
Von einem Journalisten
Dem Aufsatz von Dr. Wilhelm Lötz in Heft 5
dieser Zeitschrift, der über das Verhältnis der
deutschen Presse zur neuen Gestaltung spricht,
möchte man viel mehr aufmerksame Leser in den
Redaktionszimmern wünschen, als er wohl leider
finden wird. Gerade der Mann vom Bau, der in
dem Bewußtsein der hohen Aufgaben der Tages-
presse und in der Schätzung der ernsten Arbeit,
die geleistet wird, sich von niemanden übertreffen
lassen möchte, muß offen sagen: hier ist etwas
faul.
Wenn man von Berufs wegen gezwungen ist,
einen großen Teil der führenden Berliner und
Provinz-Zeitungen laufend unter dem Gesichts-
punkt zu beobachten: welches ist das Interesse,
wie ist die Stellungnahme zu den Vorgängen auf
dem Gesamtgebiet der formenden Werktätigkeit
— des Städtebaus, der Architektur, der Woh-
nungsgestaltung — so ergibt sich ein wenig er-
hebendes Fazit. Nur wenige Blätter wenden die-
sen Dingen besondere Aufmerksamkeit zu, und
insbesondere scheint es sich in den Feuilleton-
redaktionen noch nicht herumgesprochen zu
haben, daß heute in Deutschland die Architektur
das produktivste Schaffensgebiet ist; steckt sie
auch selbst noch im Stadium des Versuchens, so
ist sie doch zum mindesten der Literatur und der
Malerei weit voraus. (Dabei ist nicht von ,,Kunst"
die Rede als von etwas aus dem Leben Heraus-
gelöstem, die kann es heute weniger als je geben.)
Gewiß wird dieser Zustand sich im Lauf der
Zeit ändern. Ein echter Journalist lernt immer
zu, und mancher, der nicht mehr zulernen mag,
wird eben einmal einem andern Platz machen.
Inzwischen aber scheint es, als ob die Verleger
manchmal rascher zulernen als ihre Redakteure,
und da bilden sich dann Erscheinungen heraus,
über die einmal im gemeinsamen Interesse der
Werkarbeit und der Journalistik ein Wort der
Kritik gesagt werden muß.
Es scheint nämlich neuerdings Mode zu werden,
die Pflichten der Presse auf diesem Gebiet da-
durch abzuwälzen, daß man von Zeit zu Zeit Son-
derbeilagen erscheinen läßt, die Artikel zu allen
möglichen Einzelfragen des Bauwesens enthalten,
möglichst illustriert, wobei der Einfachheit halber
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