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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Allinger, Gustav: Vom pflanzlichen Werden
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0092

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ARBEITS-SCHULGARTEN

Eingerichtet von

Gustav Allinger und Dr. Teuscher

haltes erdrückt oder ausschaltet, anstatt die wach- unsere Zeit von früheren Perioden hoher Garten-
sende und werdende Pflanze als Einzelwesen oder kullur gerade durch die gewallige Zahl der neuen
als Vielheit aus vollem Verlrautsein mit ihren un- uns zur Verfügung siehenden Gewächse und
zähligen Eigentümlichkeiten vorangehen zu lassen. durch neue Blumenschönheit unterscheidet.

Wer der Pflanze aber nachspürt, um sie so frei Der Europäer lernte im letzten .Jahrhundert
im Garlengebilde verwenden zu können, muß bald immer mehr neue Arten aus fernen Zonen
den tausendfältigen Wechsel der Pflanzenarten kennen; Hand in Hand damit ging eine ungeahnte
empfinden. Welch unermeßliche Spannung liegt Veredelung durch Züchtung und Auslese und da-
doch zwischen einer kleinen einjährigen Sommer- mit eine siele Bereicherung seiner Umgebung,
blume und einer knorrigen vielhundertjährigen Pflanzen, die bei uns auch in der deutschen Land-
Eiche, wie wir sie in manchem Garlen und Park schaft heimisch wurden, sind Zeugen dieser gro-
finden. Aber nicht nur die Kenntnis von der ßen Pflanzenwanderung von Land zu Land, von
großen Verschiedenheit der Wuchsform und Erdteil zu Erdteil, die auch in der Gegenwart,
Wuchshöhe oder der Lebensdauer ist von Bedeu- von vielen unbemerkt, vor sich geht. Manche
tung für die Gestaltung des Gartens. Viel merk- Gallungen, wie z. B. die Dahlien und Bosen, ber-
würdiger ist, zumal bei den Blütenpflanzen, die gen unübersehbare Entwickelungsfähigkeiten in
Entwickelung und Erscheinung des Individuums sich, und wenn man bedenkt, was Züchter oder
im Frühling, Sommer, Herbst und Winter und glückliche Zufälle aus unscheinbaren Blumen ge-
die erstaunliche Talsache, daß zu jeder Jahres- macht haben, so dürfen wir auch für die Zukunft
zeit Blütenwunder geschehen. Gerade diese Wand- noch sehr viel erhoffen. Diese Veränderungen,
long der Pflanzenerscheinung im Kreislauf der hauptsächlich an winterhart ausdauernden Blüten-
Jahreszeiten wird oft am wenigsten beachtet und Stauden, Einjahrsblumen und auch an Sträuchern

selten bewußt in der Gestallung des Gartens und sind es, die den Gartenfreund zur Zeit am meisten
Parkes zum Ausdruck gebracht. Es ist der breiten in Erregung bringen. Niemals vor unserer Zeit ist
Öffentlichkeit noch gänzlich unbekannt, daß sich der Farbe der Blumen in Züchtung und Ver-

WASSERPFLANZEN

Garten:
Gustav Allinger

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