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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Allinger, Gustav: Vom pflanzlichen Werden
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0093

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AUS DEM ARBEITS-SCHULGARTEN

Eingerichtet von
Gustav Allinger und Dr. Teuscher

wendung so viele Aufmerksamkeit entgegenge-
bracht worden wie heute. Ludwig von Sckell, der
Anfang des vorigen Jahrhunderts als Gartenkünsl-
ler in hervorragender Weise wirkte, erwähnt nur
nebenbei und gelegentlich Blumen und Blüten-
farben, ihm sind Bäume und Sträucher. die Töne
ihrer Belaubung und ihr Wuchs die wichtigsten
Dinge des Gartens und Parks.

In gleichem Maße vorwärts gehl die Auslese in
bezug auf Blühwilligkeil und W iderstandsfähig-
keit gegen Frost, Regen und Sturm. W eil nun
der wesentliche Inhalt des Gartens lebendig ist
und weil jede Pflanze der ihr innewohnenden
Form des Wachstums folgen muß, sind wir auch
nicht in der Lage, willkürlich damit umzugehen.
Es wäre Bückschritt, wenn wir nicht versuchen
wollten, die Eigenart jedes Pflanzenwesens zu
erfühlen und nach Moglichkeilen zu suchen,
um die neue Blumenfülle unseren Mitmenschen
zu erschließen. Dieses Suchen nach neuen Aus-
drucksformen für die Pflanzenverwendung ist
nichts anderes als das, was zur Zeit auch auf ande-
ren Gebieten vor sich geht: eine Auseinander-
setzung mit neuen Lebensbedingungen und mit
neuen Materialien.

Es ist kein Zweifel, daß der Drang zur Erkennt-
nis der Lebensgeselze der Pflanze uns auf die
gesetzmäßige Romantik ihrer Erscheinung hin-
weist. Auch im kleinsten Siedlergarten lebt sie,
diese Romantik des Werdenden, Wachsenden,
wenn auch weniger auffällig als im größeren
Garten und Park. Die Arbeitsschulgärten, deren
Anlage in immer größerer Zahl von einsichtigen
Pädagogen angestrebt wird, werden viel zum Yex-
sländnis der Pflanzen, ihrer Wachstums- und
Lebensbedingungen beitragen und damit auch den
Sinn der Jugend für die Schönheit der Arten
wecken und fördern (Seite 81 bis 88). Hier finden
sich prachtvolle Ausgangspunkte für das Beobach-
ten und Kennenlernen der Flora und Fauna im
Garten und Park. Ein stilles \ersenken in die
Well dieser Lebewesen öffnei immer neue Aus-
blicke und lehrt Dinge sehen, an denen sonst so
viele ihr Leben lang achtlos vorbeigehen. Die die-
sem Artikel beigegebenen Bilder mögen in dieser
Beziehung Andeutung sein und Anregung bieten.

Das Blätterwei k des Lindenbusches auf Seile 85
ist ein entzückendes Spiel von Lichl und Schatten
und doch ganz anders wie das der unpaarig gefie-
derten Blätter der Glycine, welche sich eben an-

WILDER WEIN AM
HOLZGITTER

Gustav Allincer

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