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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Riezler, Walter: Zu den Landschaftsaquarellen von Else Mögelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0117

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nun ein Zeichen dafür, daß die Künstlerin
von Anfang an „kunstgewerblich'" einge-
stellt war und sich nur zuerst sozusagen im
Material „vergriffen" hat, oder muß man
daraus auf eine allgemeine Entwicklung
unserer Zeil ins „Kunstgewerbliche" schlie-
ßen, die im „Bauhaus" (in den ersten
Jahren seines Bestehens) vielleicht zuerst
ganz deutlich zutage trat? Die erste Erklä-
rung wird dem künstlerischen Reiz der
Blätter nicht gerecht, übersieht vor allem
das ausgesprochene Nalurgefühl sehr poeti-
scher Art, dem die geheimnisvollsten Zu-
sammenhänge der Landschaft zugänglich
sind: wie seltsam still und geborgen liegen
die Häuser des Dorfes zusammengedrängt
am Flusse, wie lebendig windet sich der
Fluß durch die von den sanften Höhen be-
grenzte Ebene! Die ganze Rhythmisierung

und „Stilisierung" der Flächen und Linien
ist im letzten Grunde von diesem Naturge-
fühl inspiriert, und man mag auch daran
denken, daß selbst die sehr auffällige hohe
Lage des Horizontes nicht nur stilistisch be-
gründet ist: sie ergab sich aus dem „Motiv"
von selbst, da die Blätter Blicke ins Saale-
tal von den Höhen von Dornburg aus dar-
stellen. Freilich wird man in der Wahl die-
ser Motive keinen reinen Zufall sehen dür-
fen, sondern so etwas wie ein Prinzip, und
dabei an die Stilleben von Cezanne denken,
in denen ebenfalls die Tiefe des Raumes
durch die Blickrichtung nach unten, sozu-
sagen in Flächigkeit verwandelt ist. Diese
Flächigkeit ist daher offenbar ein allgemei-
nes künstlerisches Bedürfnis und nicht etwa
nur die Folge einer „kunstgewerblichen"
Einstellung: man verneint die Tiefe oder

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