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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Tschichold, Jan: Fotografie und Typografie
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0151

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EL LISSITZKY:
WERBEFOTOGRAMM 1924

Nur ein oberflächlicher Betrachter
würde zu der Entgegnung verführt sein,
die Anwendung der „Antiquaform" der
Schrift dieses Fotogramms sei nicht
konsequent. Denn das Bestreben, mit
elementaren Mitteln zu gestalten, führte
auch hier mit Notwendigkeit zur Ver-
wendung einer nicht-manuell erzeugten
Standardschrift — einer Schablonen-
schrift, die darum Antiquaform zeigt,
weil Groteskschablonenschriften im
Handel noch nicht zu haben sind.

ihr großer rein praktischer wert besieht
darin, daß man mit ihr auf mechanischem
wege verhältnismäßig leicht, jedenfalls
leichler als auf dem manuellen, ein getreues
abbild eines Objekts schaffen kann.

das folo ist zu einem so bezeichnenden
merkmal unserer zeit geworden, daß man
es sich nicht mehr hinwegdenken könnte,
der bildbunger des modernen menschen
wird hauptsächlich durch die fotografisch
illustrierten Zeitschriften und magazine be-
friedigt ; die inseratreklame (vor allem ame-
rikas), auch vereinzelt schon die plakat-
reklame, bedient sich mehr und mehr des
fotos. das große bedürfnis nach guten
fotografien hat die fotografische technik
und kunst außerordentlich gefördert; es
gibt in frankreich und amerika mode- und
reklame-folografen, die viele maier quali-

tativ überragen (paris: paul outerbridge,
o'neill, heuningen-hcime, scaioni, luigi diaz;
amerika: sbeeler, baron de meyer, ralph
steiner, ellis u. a.). ganz ausgezeichnetes
leisten auch die meist anonymen reporter-
fotografen, deren bilder, nicht zum wenig-
sten auch in rein fotografischer hinsieht, oft
mehr zu fesseln vermögen als die gummi-
drucke der zünftigen porträtfolografen und
amateure.

schon heute wäre es gänzlich unmöglich,
den ungeheuren druckbedarf der gegenwarl
mit Zeichnungen oder maiereien zu decken,
weder würden die künstler von qualität da-
zu ausreichen sie herzustellen noch die zeit
zu ihrer fertigung und reproduklion. vie-
les aktuelle könnten wir überhaupt nicht er-
fahren, wenn es nicht die folografie gäbe,
dieser außerordentliche konsum hat seinen

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