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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 3.1928

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Tschichold, Jan: Fotografie und Typografie
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https://doi.org/10.11588/diglit.13709#0152

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grund in den allgemeinen sozialen Verhält-
nissen, die sich seit der mitte des 19. Jahr-
hunderts wesentlich verändert haben, und
der gegenüber früher stark vermehrten ver-
braucherzahl : in der zunehmenden Verbrei-
tung der europäischen städtischen kultur
und der Vervollkommnung aller nachrich-
tenmittel. seine befriedigung fordert zeit-
gemäße mittel, er kann gar nicht anders
als auf mechanischem wege gedeckt wer-
den, der mittelalterliche holzsclmitt, der
den buchgewerbekünstlern als ideal vor-
schwebte, ist weder zeilgemäß, denn er ist
schon archaisch geworden, noch rationell in
bezug auf seine herstellungsdauer; er fügt
sich den modernen reproduktionsverfahren
schon rein technisch schlecht ein und ver-
mag unsere ansprüche an klarheit und ex-
aktheit nicht zu befriedigen.

gerade in ihrer großen, oft übernatür-
lichen klarheit und ihrer Unbestechlichkeit
beruht der eigentümliche reiz der fotogra-
fie. durch die reinheit ihrer erscheinung
und den mechanischen herstellungsprozeß
wird so die fotografie zum gegebenen mit-
tel bildlicher darstellung in unserer zeit.

daß die bloße, selbst die nicht ganz zu-
fällige fotografie kunst sei, darf bestritten
werden, aber kommt es denn in allen fäl-
len ihrer Verwendung auf kunst an? die
einfache, sogar die gänzlich unkünstlerische
fotografie genügt den ansprächen, die man
an ein reporter- oder sach-foto stellt, zu-
meist vollkommen; denn diese wollen nichts
anderes sein als mitteilungen in bildlicher
form — keine gestaltungen. wo höhere be-
dürfnisse vorhanden sind, treibt die natür-
liche entwicklung stets von selbst zu ihrer

L. MOHOLY-
NAGY:
UMSCHLAG
EINER

WERBESACHE

Das Schild mit
der Schrift ist im
Original rot

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